ppe_540.001 zwischen Beethoven und Heinr. v. Kleist (1777) weit ergiebiger ist ppe_540.002 als der mit Hölderlin.
ppe_540.003 Als Auslegung einer unbestreitbaren Tatsachenbasis, als wichtige ppe_540.004 "innerlich begründete, wenn auch unerklärliche Gliederungsmöglichkeit" ppe_540.005 stellt Pinder seine Generationslehre zur Diskussion. Die Aufnahme, ppe_540.006 die ihr bei den kunsthistorischen Fachgenossen zuteil wurde, ppe_540.007 hat uns hier nicht zu beschäftigen, dagegen wohl das literarische ppe_540.008 Gegenstück, das Hans v. Müller in seinem kleinen Buch "Zehn ppe_540.009 Generationen deutscher Dichter und Denker" (Berlin 1928) ein Jahr ppe_540.010 nach Pinder in Erweiterung früherer eigener Versuche erscheinen ppe_540.011 ließ. Hier ist keine neue Theorie gegeben, sondern Tatsachenbasis ppe_540.012 ohne Auslegung; eine Erscheinung, die gesehen, aber nicht erklärt ppe_540.013 werden kann. Ein oberflächlicher Überblick dient zur Einführung ppe_540.014 der Geburtstabellen, in denen gruppierte Altersfolgen der deutschen ppe_540.015 Literatur von 1561 (dem Geburtsjahr Christoph v. Schallenbergs) bis ppe_540.016 1892 zurechtgeschnitten sind. Die praktischen Gesichtspunkte der ppe_540.017 Bibliotheksanordnung stehen im Vordergrund; doch verrät sich die ppe_540.018 in einer früheren Tabelle (1917) schon ausgesprochene Absicht, ppe_540.019 "revolutionäre Ideen als eine harmlose Anweisung für Sammler zum ppe_540.020 Aufstellen ihrer Bücher zu maskieren". Daher hat dies Unternehmen ppe_540.021 ein doppeltes Gesicht: als eine das bibliographische Handbuch des ppe_540.022 Goedekeschen Grundrisses ergänzende biographische Zeittafel leistet ppe_540.023 die saubere Arbeit sehr gute Dienste; außerdem hat sie aber das ungewollte ppe_540.024 Verdienst, die konsequente Handhabung des Grundsatzes, ppe_540.025 daß gemeinsame Tendenzen lediglich aus dem Zwang der Geburtslage ppe_540.026 hervorgehen und daß sie sich, wie nach Linnes System, einfach in ppe_540.027 Jahreskästen einordnen lassen, ad absurdum zu führen.
ppe_540.028 Äußerlich hat man zwar den Eindruck, daß das Patience-Spiel nach ppe_540.029 mehrmaligem Legen endlich aufgegangen ist. Zehn Generationen sind ppe_540.030 gebildet, von denen jede über 29 bis 361/2 Geburtsjahrgänge sich erstreckt ppe_540.031 und in 4 bis 5 Gruppen von 7 bis 8 Jahren Umfang geteilt ist. ppe_540.032 Die erste bis fünfte Generation bilden ein Zeitalter, das als "Renaissance ppe_540.033 im weiteren Sinne" bezeichnet wird und wieder 3 Glieder hat: ppe_540.034 Frühbarock (Generation I), Hochbarock (Generation II), Spätbarock, ppe_540.035 gemischt mit Aufklärung (Generation III bis V). Die sechste bis ppe_540.036 achte Generation schließen sich als das Jahrhundert Hamanns zusammen ppe_540.037 in drei Gliedern, von denen das erste Rokoko, Sturm und ppe_540.038 Drang und Klassizismus, das zweite Romantik heißt, während das ppe_540.039 dritte, nur noch zu einem kleinen Teil von Hamanns Geiste getrieben, ppe_540.040 durch die Worte Zerfall und Nachblüte charakterisiert wird. Die ppe_540.041 neunte Generation, die immerhin Namen wie Conr. Ferd. Meyer,
ppe_540.001 zwischen Beethoven und Heinr. v. Kleist (1777) weit ergiebiger ist ppe_540.002 als der mit Hölderlin.
ppe_540.003 Als Auslegung einer unbestreitbaren Tatsachenbasis, als wichtige ppe_540.004 „innerlich begründete, wenn auch unerklärliche Gliederungsmöglichkeit“ ppe_540.005 stellt Pinder seine Generationslehre zur Diskussion. Die Aufnahme, ppe_540.006 die ihr bei den kunsthistorischen Fachgenossen zuteil wurde, ppe_540.007 hat uns hier nicht zu beschäftigen, dagegen wohl das literarische ppe_540.008 Gegenstück, das Hans v. Müller in seinem kleinen Buch „Zehn ppe_540.009 Generationen deutscher Dichter und Denker“ (Berlin 1928) ein Jahr ppe_540.010 nach Pinder in Erweiterung früherer eigener Versuche erscheinen ppe_540.011 ließ. Hier ist keine neue Theorie gegeben, sondern Tatsachenbasis ppe_540.012 ohne Auslegung; eine Erscheinung, die gesehen, aber nicht erklärt ppe_540.013 werden kann. Ein oberflächlicher Überblick dient zur Einführung ppe_540.014 der Geburtstabellen, in denen gruppierte Altersfolgen der deutschen ppe_540.015 Literatur von 1561 (dem Geburtsjahr Christoph v. Schallenbergs) bis ppe_540.016 1892 zurechtgeschnitten sind. Die praktischen Gesichtspunkte der ppe_540.017 Bibliotheksanordnung stehen im Vordergrund; doch verrät sich die ppe_540.018 in einer früheren Tabelle (1917) schon ausgesprochene Absicht, ppe_540.019 „revolutionäre Ideen als eine harmlose Anweisung für Sammler zum ppe_540.020 Aufstellen ihrer Bücher zu maskieren“. Daher hat dies Unternehmen ppe_540.021 ein doppeltes Gesicht: als eine das bibliographische Handbuch des ppe_540.022 Goedekeschen Grundrisses ergänzende biographische Zeittafel leistet ppe_540.023 die saubere Arbeit sehr gute Dienste; außerdem hat sie aber das ungewollte ppe_540.024 Verdienst, die konsequente Handhabung des Grundsatzes, ppe_540.025 daß gemeinsame Tendenzen lediglich aus dem Zwang der Geburtslage ppe_540.026 hervorgehen und daß sie sich, wie nach Linnés System, einfach in ppe_540.027 Jahreskästen einordnen lassen, ad absurdum zu führen.
ppe_540.028 Äußerlich hat man zwar den Eindruck, daß das Patience-Spiel nach ppe_540.029 mehrmaligem Legen endlich aufgegangen ist. Zehn Generationen sind ppe_540.030 gebildet, von denen jede über 29 bis 36½ Geburtsjahrgänge sich erstreckt ppe_540.031 und in 4 bis 5 Gruppen von 7 bis 8 Jahren Umfang geteilt ist. ppe_540.032 Die erste bis fünfte Generation bilden ein Zeitalter, das als „Renaissance ppe_540.033 im weiteren Sinne“ bezeichnet wird und wieder 3 Glieder hat: ppe_540.034 Frühbarock (Generation I), Hochbarock (Generation II), Spätbarock, ppe_540.035 gemischt mit Aufklärung (Generation III bis V). Die sechste bis ppe_540.036 achte Generation schließen sich als das Jahrhundert Hamanns zusammen ppe_540.037 in drei Gliedern, von denen das erste Rokoko, Sturm und ppe_540.038 Drang und Klassizismus, das zweite Romantik heißt, während das ppe_540.039 dritte, nur noch zu einem kleinen Teil von Hamanns Geiste getrieben, ppe_540.040 durch die Worte Zerfall und Nachblüte charakterisiert wird. Die ppe_540.041 neunte Generation, die immerhin Namen wie Conr. Ferd. Meyer,
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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/564>, abgerufen am 25.11.2024.
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