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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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in 49 Heften vor und stellen fast 20 verschiedenartige Versuche dar, ppe_440.002
worunter drei Fassungen vollständig ausgeführt sind. Keine konnte ppe_440.003
der Selbstkritik des Dichters, der die Kunst schließlich mit einer beinahe ppe_440.004
wissenschaftlichen Grübelei betrieb, voll genügen.

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Im Abschluß von der Welt und in der stillen Konzentration kann ppe_440.006
der dichterische Schaffensvorgang mit der wissenschaftlichen Arbeitsweise ppe_440.007
mancherlei Gemeinsames haben. Die eigentümlichen Begleiterscheinungen ppe_440.008
auf beiden Seiten sind individuell; sie sind weniger ppe_440.009
durch Konstitution und Seelenverfassung als durch äußere Lebensverhältnisse ppe_440.010
und Nerven bestimmt; auch gehören sie schwerlich dem ppe_440.011
Typus einer Rasse, eines Stammes oder eines Zeitalters allein an, ppe_440.012
noch entsprechen sie einer bestimmten Art geistiger Arbeit, sei es ppe_440.013
Kunst oder Wissenschaft. Das geht aus dem reichen Material anekdotischer ppe_440.014
Züge, den sogenannten "Idiergasten" hervor, die ein belesener ppe_440.015
Kuriositätensammler Heinrich Klenz in Aufsätzen der "Zeitschrift ppe_440.016
für Bücherfreunde" zusammengetragen hat. Aus allem ergibt ppe_440.017
sich, daß die Leistung, sei sie künstlerisch oder wissenschaftlich, in ppe_440.018
ihren letzten Ergebnissen gleich wenig von den äußeren Umständen ppe_440.019
ihres Entstehens und von den Schaffensgewohnheiten beeinflußt ist.

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durch Kenntnis solcher Umstände erhellt werden kann und, da Dichter ppe_440.022
und Werk eines sind, der Zusammenhang nicht als rein zufällig ppe_440.023
zu erachten ist, wird das Wesen des Schöpfers in seinem innersten ppe_440.024
Kern dadurch nicht berührt. Das eigentliche Sein von Dichter und ppe_440.025
Dichtung ist in seinem Sinn und Wert aus den äußeren Arbeitsverhältnissen ppe_440.026
nicht zu verstehen.

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Für den Dichter selbst sind seine Arbeitsmethoden nur Behelfe, ppe_440.028
zur Entfaltung und Offenbarung der eigenen Existenz zu gelangen. ppe_440.029
Er pflegt wenig dafür übrig zu haben, daß man ihm nachrechnet, ppe_440.030
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mit Seil oder Steigeisen oder Kletterschuhen den Gipfel erreicht hat. ppe_440.032
Die Hilfen und Stützen fallen ab, wie das Gerüst eines Denkmals, ppe_440.033
sobald es in seiner Erscheinung vollendet ist. Auf seiner Höhe kann ppe_440.034
der Dichter, ohne der vorausgegangenen Handgriffe zu gedenken, ppe_440.035
gleich dem Menschenschöpfer Prometheus sagen: "So bin ich ewig, ppe_440.036
denn ich bin."

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Für den Dichter selbst sind seine Arbeitsmethoden nur Behelfe, ppe_440.028
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/464>, abgerufen am 25.11.2024.