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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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Schiller hat in der Jugend sogar bei Tag sein Arbeitszimmer verdunkelt ppe_436.002
und künstlich beleuchtet (vgl. S. 342). Andere suchten durch ppe_436.003
eine besondere Art magischer Beleuchtung sich in Stimmung zu versetzen; ppe_436.004
so arbeitete Edward Young, der Dichter der "Nachtgedanken", ppe_436.005
beim Licht einer Kerze, die in einen Totenkopf gestellt war, und ppe_436.006
E. Th. A. Hoffmann hatte in seinem schwarztapezierten, mit Gerippen, ppe_436.007
Totenköpfen und Teufelslarven ausgeschmückten Zimmer die ppe_436.008
Lampen mit grünen, weißen und blauen Schleiern verkleidet. Selbst ppe_436.009
die Arbeitsweise kann im Sinne der Dichtung stilisiert werden.

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Zu den künstlichen Mitteln der Vorstellungssteigerung gehört auch ppe_436.011
eine phantastische Kleidung, wie Alexander Pope, Voltaire und ppe_436.012
Richard Wagner sie anzulegen pflegten. Alexander Dumas d. J. soll ppe_436.013
sogar ein rotes Priestergewand mit wallenden Ärmeln und Sandalen, ppe_436.014
Pierre Loti orientalische Gewänder getragen haben.

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Auch Geruchsempfindungen üben ihren Reiz auf die Nerven aus. ppe_436.016
So wurde Lord Byrons Phantasie durch das Aroma von Trüffeln ppe_436.017
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Hyazinthen im Zimmer hatte; aus Schillers Schreibtisch stieg, wie ppe_436.019
Goethe einmal bemerkt haben will, ein Duft von faulen Äpfeln auf, ppe_436.020
was als Heimatgefühl des Schwaben gedeutet worden ist, der sich ppe_436.021
gern an den Duft gärenden Apfelmosts erinnern ließ.

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Schon im Altertum war nicht nur von Anakreon, sondern von ppe_436.023
Aischylos berichtet, daß er im Rausch gedichtet habe. Auch das ppe_436.024
berühmte Trinklied des chinesischen Kaisers Wang-Kan soll seine ppe_436.025
Echtheit dem gleichen Zustand verdanken. Wo Inspiration und Intuition ppe_436.026
nicht natürlich quellen, verhelfen Stimulantien wie schwarzer ppe_436.027
Kaffee, Spirituosen, Absinth oder Tabak zur Überwindung von Hemmungen ppe_436.028
und zur produktiven Erregung. Die gesteigerten Phantasie- ppe_436.029
Erlebnisse des Opium- oder Haschisch-Rausches, die zwischen Traum ppe_436.030
und Wahnsinn schwebend in einer Stunde mehrere Menschenschicksale ppe_436.031
erfahren lassen, sind auch zum Gegenstand der Dichtung geworden, ppe_436.032
indem Baudelaire und de Quincey aus eigener Erfahrung sie ppe_436.033
besangen und beschrieben.

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Für manche Dichter ist dagegen der Dienst der Muse eine Askese. ppe_436.035
Dickens und Daudet sollen im ausgehungerten Zustand besonders produktiv ppe_436.036
gewesen sein. Wieder andere, z. B. der jüngere Dumas, verspürten ppe_436.037
beim Schaffen einen gesteigerten Appetit und erhöhte ppe_436.038
Lebensfreude.

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Zu den gewählten Schaffensbedingungen gehört auch eine der ppe_436.040
Gemütslage entsprechende körperliche Situation. Die Romantiker ppe_436.041
scheinen sogar angenommen zu haben, daß der Leser sich auf dieselbe

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Schiller hat in der Jugend sogar bei Tag sein Arbeitszimmer verdunkelt ppe_436.002
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Richard Wagner sie anzulegen pflegten. Alexander Dumas d. J. soll ppe_436.013
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/460>, abgerufen am 23.11.2024.