ppe_015.001 Prinzip in der Wissenschaft, das unter Nutzbarmachung aller ppe_015.002 bisherigen Erfahrungen und Hilfsmittel eine Kraftersparnis zum ppe_015.003 Zwecke erhöhter Leistung bedeutet.
ppe_015.004 Köstliche Beispiele sinnlos angewandten Fleißes hat Jean Paul in ppe_015.005 seinem aus fünfzehn Zettelkästen gezogenen "Leben des Quintus ppe_015.006 Fixlein" dem Spott überantwortet. Der armselige Pedant, der sämtliche ppe_015.007 Druckfehler der deutschen Literatur sammelt, eine Statistik ppe_015.008 der Vokale in Luthers Bibelübersetzung anlegt und außerdem errechnet, ppe_015.009 welches der mittelste Buchstabe oder das mittelste Wort der ppe_015.010 Bibel ist, stellt die idyllische Karikatur eines sportlichen Geduldspiels ppe_015.011 dar, das man beileibe nicht philologisch nennen darf, weil es ppe_015.012 nichts von Logos an sich hat. Aber es ist nicht zu leugnen, daß ppe_015.013 literarhistorische Statistik nach naturwissenschaftlichen Methoden ppe_015.014 gelegentlich ähnlich seltsame Früchte verschwendeten Fleißes gezeitigt ppe_015.015 hat, die wiederum zu Unrecht das Sitzfleisch überhaupt in Mißkredit ppe_015.016 brachten.
ppe_015.017 Ob Fleiß methodisch angewandt ist, ergibt sich erst nach erreichtem ppe_015.018 Ziel. Entscheidendes Kriterium für die Richtigkeit der Methode ppe_015.019 ist der fruchtbare Erfolg. Ist kein Ziel erreicht und kein Ergebnis ppe_015.020 gewonnen, so war die ganze Mühe umsonst. Der Wert des Ergebnisses ppe_015.021 hängt davon ab, ob wenigstens eine Etappe auf dem Weg zum ppe_015.022 Ziel gewonnen ist, von der aus andere weiter vordringen können, ppe_015.023 denn alle wissenschaftliche Forschung ist Gemeinschaftsarbeit in der ppe_015.024 ablösenden Aufeinanderfolge des Stafettenlaufes, der sich von Zeit ppe_015.025 zu Zeit wiederholt. Die Richtigkeit des letzten Ergebnisses hängt ppe_015.026 jedesmal von der Folgerichtigkeit des ganzen durchlaufenen Weges ab ppe_015.027 und von der zwingenden Beweiskraft der Schlüsse, die der letzte ppe_015.028 Fackelträger zu ziehen hat. Er überbringt als Darsteller des Ganzen ppe_015.029 die Meldung ans Ziel. Im Ziel rechtfertigt sich erst die angewandte ppe_015.030 Methode; alle wissenschaftliche Kritik ist daher Prüfung der ppe_015.031 Methode, und alle Methodenlehre kann nichts anderes sein als Kritik ppe_015.032 des Ganges der Wissenschaft.
ppe_015.033 Nicht nur die Forschung selbst und der Weg der Untersuchung ppe_015.034 müssen planmäßig sein, sondern auch die Darstellung des Ergebnisses ppe_015.035 muß Überzeugungskraft haben. Erste Voraussetzung dieser ppe_015.036 Überzeugungskraft wie der ihr gegenübergestellten Kritik ist Logik: ppe_015.037 es kommt auf Klarheit der Begriffe und auf Schlüssigkeit ihrer Anwendung ppe_015.038 an sowohl für die Darlegung als für das Verstehen. Das ppe_015.039 Collegium logicum, das Mephistopheles dem ersten Semester empfiehlt, ppe_015.040 ist elementare Methodenlehre, wie sie in der mittelalterlichen ppe_015.041 Scholastik das vollständige wohlgeordnete Wissenschaftssystem des
ppe_015.001 Prinzip in der Wissenschaft, das unter Nutzbarmachung aller ppe_015.002 bisherigen Erfahrungen und Hilfsmittel eine Kraftersparnis zum ppe_015.003 Zwecke erhöhter Leistung bedeutet.
ppe_015.004 Köstliche Beispiele sinnlos angewandten Fleißes hat Jean Paul in ppe_015.005 seinem aus fünfzehn Zettelkästen gezogenen „Leben des Quintus ppe_015.006 Fixlein“ dem Spott überantwortet. Der armselige Pedant, der sämtliche ppe_015.007 Druckfehler der deutschen Literatur sammelt, eine Statistik ppe_015.008 der Vokale in Luthers Bibelübersetzung anlegt und außerdem errechnet, ppe_015.009 welches der mittelste Buchstabe oder das mittelste Wort der ppe_015.010 Bibel ist, stellt die idyllische Karikatur eines sportlichen Geduldspiels ppe_015.011 dar, das man beileibe nicht philologisch nennen darf, weil es ppe_015.012 nichts von Logos an sich hat. Aber es ist nicht zu leugnen, daß ppe_015.013 literarhistorische Statistik nach naturwissenschaftlichen Methoden ppe_015.014 gelegentlich ähnlich seltsame Früchte verschwendeten Fleißes gezeitigt ppe_015.015 hat, die wiederum zu Unrecht das Sitzfleisch überhaupt in Mißkredit ppe_015.016 brachten.
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ppe_015.033 Nicht nur die Forschung selbst und der Weg der Untersuchung ppe_015.034 müssen planmäßig sein, sondern auch die Darstellung des Ergebnisses ppe_015.035 muß Überzeugungskraft haben. Erste Voraussetzung dieser ppe_015.036 Überzeugungskraft wie der ihr gegenübergestellten Kritik ist Logik: ppe_015.037 es kommt auf Klarheit der Begriffe und auf Schlüssigkeit ihrer Anwendung ppe_015.038 an sowohl für die Darlegung als für das Verstehen. Das ppe_015.039 Collegium logicum, das Mephistopheles dem ersten Semester empfiehlt, ppe_015.040 ist elementare Methodenlehre, wie sie in der mittelalterlichen ppe_015.041 Scholastik das vollständige wohlgeordnete Wissenschaftssystem des
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Druckfehler der deutschen Literatur sammelt, eine Statistik ppe_015.008
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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/39>, abgerufen am 27.11.2024.
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