ppe_014.001 ohne gebahnte Straßen, und diese wiederum hätten keinen Sinn ppe_014.002 ohne Ausgangspunkt und Ziel. Jedes neue Ziel verlangt, daß neue ppe_014.003 Wege eingeschlagen werden, die aber mit den bisher begangenen ppe_014.004 Straßen in irgendeinem Zusammenhang stehen müssen. Das Ziel bedingt ppe_014.005 die seiner Beschaffenheit angemessene Einstellung. Die Methode ppe_014.006 wird durch das Ziel bestimmt, während eine Bestimmung des Ziels ppe_014.007 von der Methode aus höchstens in sekundärer Übertragung durch ppe_014.008 Analogie erfolgen kann.
ppe_014.009 Der Philosoph Hegel nannte zwar die Methode die schlechthin ppe_014.010 unendliche Kraft, die alle Objekte widerstandslos durchdringt. ppe_014.011 Eine alleinseligmachende Methode kann es indessen in keiner ppe_014.012 Wissenschaft geben. Es gibt vielmehr ebenso viele Methoden, als ppe_014.013 es Standorte und Zielsetzungen gibt; aber alle diese Wege müssen ppe_014.014 das eine gemeinsam haben, daß sie der Arbeit eine planmäßige ppe_014.015 Richtung geben und eines Ergebnisses sicher sind, dessen Wert in ppe_014.016 einem gewissen Verhältnis zur aufgewandten Mühe steht. Methode ppe_014.017 ist Denkordnung in der Arbeit. Methode ist der sicherste Weg vom ppe_014.018 Standort zum Ziel; es braucht nicht der kürzeste zu sein, sondern ppe_014.019 die Flugbahnkurve kann auch durch indirekte Zielbestimmung errechnet ppe_014.020 werden. Man kann die Methode deshalb der Wahl des richtigen ppe_014.021 Visiers für den Schützen vergleichen. Je näher das Ziel liegt, ppe_014.022 desto größer die Treffsicherheit; je größer die Tragweite, desto ppe_014.023 stärker die Wirkung. Aber Geschütz und Ladung müssen der Aufgabe ppe_014.024 entsprechen. Ebenso kindisch ist es, mit Kanonen nach Spatzen ppe_014.025 zu schießen als mit einem Blasrohr den Mond herunterholen zu wollen.
ppe_014.026 Methode ist nicht gleichbedeutend mit Fleiß. Man könnte sie sogar ppe_014.027 den Gegensatz des bloßen Fleißes nennen, insofern sie überflüssigen ppe_014.028 Arbeitsaufwand erspart. Wenn man gesagt hat, Genie sei ppe_014.029 Fleiß, so kann doch keineswegs mit Umkehr dieses Satzes jeder ppe_014.030 Fleiß genial genannt werden. Aber wohl trägt das wahre wissenschaftliche ppe_014.031 Ingenium sowohl Fleiß als Methode in einem Antrieb, der ppe_014.032 kaum der Anleitung bedarf, in sich. In diesem Sinne hat ein großer ppe_014.033 Gelehrter wie Adolf v. Harnack einmal gesagt, Methode sei nichts ppe_014.034 anderes als Mutterwitz. Wiederum wollte ein Darstellungsvirtuos ppe_014.035 wie Friedrich Gundolf Methode mit unübertragbarer Erlebnisart ppe_014.036 gleichsetzen. Beides bezeugt, daß Methode sich aus der Gelegenheit ppe_014.037 herausbildet. Bloßer Fleiß ohne planmäßige und zielbewußte Anwendung ppe_014.038 wäre Kraftverschwendung, daher überflüssig und geradezu ppe_014.039 schädlich. Bloße Methode ohne praktischen Einsatz des Fleißes wäre ppe_014.040 Leerlauf der Reflexion, ein bloßes Stimmen der Instrumente ohne ppe_014.041 Musik. Methode ist Rationierung der Arbeitskraft; sie ist das ökonomische
ppe_014.001 ohne gebahnte Straßen, und diese wiederum hätten keinen Sinn ppe_014.002 ohne Ausgangspunkt und Ziel. Jedes neue Ziel verlangt, daß neue ppe_014.003 Wege eingeschlagen werden, die aber mit den bisher begangenen ppe_014.004 Straßen in irgendeinem Zusammenhang stehen müssen. Das Ziel bedingt ppe_014.005 die seiner Beschaffenheit angemessene Einstellung. Die Methode ppe_014.006 wird durch das Ziel bestimmt, während eine Bestimmung des Ziels ppe_014.007 von der Methode aus höchstens in sekundärer Übertragung durch ppe_014.008 Analogie erfolgen kann.
ppe_014.009 Der Philosoph Hegel nannte zwar die Methode die schlechthin ppe_014.010 unendliche Kraft, die alle Objekte widerstandslos durchdringt. ppe_014.011 Eine alleinseligmachende Methode kann es indessen in keiner ppe_014.012 Wissenschaft geben. Es gibt vielmehr ebenso viele Methoden, als ppe_014.013 es Standorte und Zielsetzungen gibt; aber alle diese Wege müssen ppe_014.014 das eine gemeinsam haben, daß sie der Arbeit eine planmäßige ppe_014.015 Richtung geben und eines Ergebnisses sicher sind, dessen Wert in ppe_014.016 einem gewissen Verhältnis zur aufgewandten Mühe steht. Methode ppe_014.017 ist Denkordnung in der Arbeit. Methode ist der sicherste Weg vom ppe_014.018 Standort zum Ziel; es braucht nicht der kürzeste zu sein, sondern ppe_014.019 die Flugbahnkurve kann auch durch indirekte Zielbestimmung errechnet ppe_014.020 werden. Man kann die Methode deshalb der Wahl des richtigen ppe_014.021 Visiers für den Schützen vergleichen. Je näher das Ziel liegt, ppe_014.022 desto größer die Treffsicherheit; je größer die Tragweite, desto ppe_014.023 stärker die Wirkung. Aber Geschütz und Ladung müssen der Aufgabe ppe_014.024 entsprechen. Ebenso kindisch ist es, mit Kanonen nach Spatzen ppe_014.025 zu schießen als mit einem Blasrohr den Mond herunterholen zu wollen.
ppe_014.026 Methode ist nicht gleichbedeutend mit Fleiß. Man könnte sie sogar ppe_014.027 den Gegensatz des bloßen Fleißes nennen, insofern sie überflüssigen ppe_014.028 Arbeitsaufwand erspart. Wenn man gesagt hat, Genie sei ppe_014.029 Fleiß, so kann doch keineswegs mit Umkehr dieses Satzes jeder ppe_014.030 Fleiß genial genannt werden. Aber wohl trägt das wahre wissenschaftliche ppe_014.031 Ingenium sowohl Fleiß als Methode in einem Antrieb, der ppe_014.032 kaum der Anleitung bedarf, in sich. In diesem Sinne hat ein großer ppe_014.033 Gelehrter wie Adolf v. Harnack einmal gesagt, Methode sei nichts ppe_014.034 anderes als Mutterwitz. Wiederum wollte ein Darstellungsvirtuos ppe_014.035 wie Friedrich Gundolf Methode mit unübertragbarer Erlebnisart ppe_014.036 gleichsetzen. Beides bezeugt, daß Methode sich aus der Gelegenheit ppe_014.037 herausbildet. Bloßer Fleiß ohne planmäßige und zielbewußte Anwendung ppe_014.038 wäre Kraftverschwendung, daher überflüssig und geradezu ppe_014.039 schädlich. Bloße Methode ohne praktischen Einsatz des Fleißes wäre ppe_014.040 Leerlauf der Reflexion, ein bloßes Stimmen der Instrumente ohne ppe_014.041 Musik. Methode ist Rationierung der Arbeitskraft; sie ist das ökonomische
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von der Methode aus höchstens in sekundärer Übertragung durch ppe_014.008
Analogie erfolgen kann.
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Der Philosoph Hegel nannte zwar die Methode die schlechthin ppe_014.010
unendliche Kraft, die alle Objekte widerstandslos durchdringt. ppe_014.011
Eine alleinseligmachende Methode kann es indessen in keiner ppe_014.012
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Visiers für den Schützen vergleichen. Je näher das Ziel liegt, ppe_014.022
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Gelehrter wie Adolf v. Harnack einmal gesagt, Methode sei nichts ppe_014.034
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Musik. Methode ist Rationierung der Arbeitskraft; sie ist das ökonomische
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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/38>, abgerufen am 28.11.2024.
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