ppe_013.001 Zeitpunkt auf, als die großen methodologischen Auseinandersetzungen ppe_013.002 zwischen naturwissenschaftlicher und geisteswissenschaftlicher ppe_013.003 Begriffsbildung begannen und soviel Raum einnahmen, daß ppe_013.004 die Literaturgeschichte selbst fast dahinter zurücktrat. Literatur- ppe_013.005 wissenschaft wurde die Methodenlehre genannt, die aus jener ppe_013.006 großen kritischen Selbstbesinnung hervorging, und wenn das, was ppe_013.007 an Literatur geschichte übrig blieb, nun gleichfalls jenen ppe_013.008 Namen erhielt, so wurde es als angewandte Methodenlehre gekennzeichnet. ppe_013.009 Manche literarhistorische Untersuchung der letzten Jahrzehnte ppe_013.010 ist in der Tat nichts anderes gewesen. Es ist aber nun wohl ppe_013.011 an der Zeit, die Begriffe dahin zu klären, daß die einzelnen Literaturgeschichten ppe_013.012 als Forschungsgebiete ihren Namen behalten, weil ppe_013.013 jede Nationalliteratur als Ganzes allein der geschichtlichen Betrachtung ppe_013.014 ihren organischen Zusammenhang erschließt. Die allgemeine ppe_013.015 Literaturwissenschaft dagegen stellt die durchsichtige Kuppel eines ppe_013.016 Mittelbaues dar, auf den sie alle hinlaufen. Sie gibt ihnen als gemeinsame ppe_013.017 Methodenlehre Richtung und Licht.
ppe_013.018 b) Begriff der Methodenlehre
ppe_013.019 Wenn die Methodologie der Literaturgeschichte in letzter Zeit, in ppe_013.020 Deutschland mehr als in anderen Ländern, beinahe ein eigenes ppe_013.021 Wissenschaftsgebiet wurde, das zeitweilig die Forschung selbst aus ppe_013.022 dem Vordergrund des Interesses zu verdrängen drohte, so war es ppe_013.023 ein Krisenzustand, der kein normales Verhältnis darstellt und nicht ppe_013.024 von Dauer sein kann.
ppe_013.025 Indem wir von Prinzipien einer Wissenschaft sprechen, erwecken ppe_013.026 wir den Anschein, als ob Zielsetzungen, Wege zur Erkenntnis und ppe_013.027 Anfangsgründe bereits vor der Forschung da wären. Das sind sie ppe_013.028 gewiß als Idee: als Forderung und Wille zur Erkenntnis der Wahrheit. ppe_013.029 Aber diese Idee wird materialisiert im Stoffe der Forschung; ppe_013.030 sie hat erst Gelegenheit, in Erscheinung zu treten in praktischer ppe_013.031 Arbeit. So entfaltet sich Methode erst innerhalb der gestellten Aufgaben; ppe_013.032 sie wird diktiert durch die Ziele der Wissenschaft und erprobt ppe_013.033 sich in ihrer Wirksamkeit durch den Erfolg der Annäherung ppe_013.034 an das gestellte Ziel. Methodenlehre ist deshalb in erster Linie ppe_013.035 Rechenschaftsbericht der Forschung; sie kann es in dem Maße sein, ppe_013.036 daß ein Philosoph der Gegenwart, Nicolai Hartmann, die Methodologie ppe_013.037 als Epigonenarbeit bezeichnet hat, die nicht geeignet sei, ppe_013.038 Wege zu weisen. Daran ist richtig, daß die Methode von sich aus ppe_013.039 keine Ziele setzt; wohl aber ist sie ein Wegweiser, der sinnlos wäre
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ppe_013.018 b) Begriff der Methodenlehre
ppe_013.019 Wenn die Methodologie der Literaturgeschichte in letzter Zeit, in ppe_013.020 Deutschland mehr als in anderen Ländern, beinahe ein eigenes ppe_013.021 Wissenschaftsgebiet wurde, das zeitweilig die Forschung selbst aus ppe_013.022 dem Vordergrund des Interesses zu verdrängen drohte, so war es ppe_013.023 ein Krisenzustand, der kein normales Verhältnis darstellt und nicht ppe_013.024 von Dauer sein kann.
ppe_013.025 Indem wir von Prinzipien einer Wissenschaft sprechen, erwecken ppe_013.026 wir den Anschein, als ob Zielsetzungen, Wege zur Erkenntnis und ppe_013.027 Anfangsgründe bereits vor der Forschung da wären. Das sind sie ppe_013.028 gewiß als Idee: als Forderung und Wille zur Erkenntnis der Wahrheit. ppe_013.029 Aber diese Idee wird materialisiert im Stoffe der Forschung; ppe_013.030 sie hat erst Gelegenheit, in Erscheinung zu treten in praktischer ppe_013.031 Arbeit. So entfaltet sich Methode erst innerhalb der gestellten Aufgaben; ppe_013.032 sie wird diktiert durch die Ziele der Wissenschaft und erprobt ppe_013.033 sich in ihrer Wirksamkeit durch den Erfolg der Annäherung ppe_013.034 an das gestellte Ziel. Methodenlehre ist deshalb in erster Linie ppe_013.035 Rechenschaftsbericht der Forschung; sie kann es in dem Maße sein, ppe_013.036 daß ein Philosoph der Gegenwart, Nicolai Hartmann, die Methodologie ppe_013.037 als Epigonenarbeit bezeichnet hat, die nicht geeignet sei, ppe_013.038 Wege zu weisen. Daran ist richtig, daß die Methode von sich aus ppe_013.039 keine Ziele setzt; wohl aber ist sie ein Wegweiser, der sinnlos wäre
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an der Zeit, die Begriffe dahin zu klären, daß die einzelnen Literaturgeschichten ppe_013.012
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jede Nationalliteratur als Ganzes allein der geschichtlichen Betrachtung ppe_013.014
ihren organischen Zusammenhang erschließt. Die allgemeine ppe_013.015
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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/37>, abgerufen am 27.11.2024.
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