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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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die Form- und Farbbeachtung der Sinneseindrücke mit der dichterischen ppe_348.002
Schaffensweise und der psycho-physischen Konstitution nach ppe_348.003
Kretschmerschen Grundsätzen in Verbindung gebracht wird. Hier ppe_348.004
werden bekannte Dichter der jüngsten Zeit einer, allerdings nur auf ppe_348.005
Fernblick eingestellten Untersuchung unterworfen. Eine schizothyme ppe_348.006
Reihe ist durch Binding, Dwinger, Johst, Grimm, v. Mechow, Rilke, ppe_348.007
Emil Strauß, Tügel und Wiechert vertreten, eine zyklothyme durch ppe_348.008
Blunck, Burte, Carossa, v. d. Goltz, Griese, v. Molo, v. Scholz, Stehr, ppe_348.009
Timmermanns. Die körperlichen Erscheinungen sind durch Bilder ppe_348.010
belegt und die Schaffensweise durch eigene Bekenntnisse; das Hauptuntersuchungsmaterial ppe_348.011
aber liegt in einer statistischen Aufnahme der ppe_348.012
Ausdrucksmittel. Es zeigt sich bei den Schizothymen ein qualvolles ppe_348.013
Schaffen, ein persönlich forderndes Heraustreten, eine pessimistische ppe_348.014
Grundhaltung, eine strenge Formbeachtung und ein Übergewicht ppe_348.015
akustischer und musikalischer Qualitäten im Sprachgebrauch, während ppe_348.016
bei den Zyklothymen naturhaftes Wachstum des Werkes mit persönlicher ppe_348.017
Zurückhaltung, Lebensfreude und Lebensbejahung, starker Farbbeachtung ppe_348.018
und Bevorzugung aller optisch-malerischen Stilqualitäten ppe_348.019
verbunden sind. Dabei ist freilich nur erzählende Prosa untersucht ppe_348.020
worden, in der nach Kretschmer die zyklothymen Pykniker das Übergewicht ppe_348.021
hätten haben müssen. Wenn die Statistik jeder Prüfung standhält ppe_348.022
und wenn nach den Bildern die Konstitution eindeutig festzustellen ppe_348.023
ist, so ist mit dieser Methode immerhin der Fortschritt eines Anschlusses ppe_348.024
der psychologischen Typenbildung an morphologische Erbfaktoren ppe_348.025
vollzogen, und damit ist ein Schritt der Annäherung getan ppe_348.026
an das gegebene Ziel, den Dichter in der Ganzheit seiner Erscheinung ppe_348.027
zu erfassen.

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c) Menschenkenntnis und Lebenserfahrung

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Wie weit der Dichter selbst Psychologe ist, der in fremdes Seelenleben ppe_348.030
verstehend eindringt, sich selbst in der Dichtung verstehen ppe_348.031
lernt und aus der Dichtung sein eigenes Seelenleben verstehen läßt, ppe_348.032
kam im ersten Buch (S. 157 f.) bei Gelegenheit der Werkanalyse zur ppe_348.033
Sprache. Hier taucht nun die Frage auf, ob solche Fähigkeit ererbt, ppe_348.034
erlebt oder erlernt ist. Daß die Gabe der Menschenkenntnis zum Erbgut ppe_348.035
des Charakters gehört, ist ebenso gewiß, als daß das Leben erst die ppe_348.036
Entwicklung und Bewährung dieser Anlage ermöglicht und daß die ppe_348.037
Technik einer wahrheitsgetreuen Darstellung der Menschen und Lebensverhältnisse ppe_348.038
zu erlernen ist.

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Die psychologischen Typenlehren führen auf einen Richtungsgegensatz

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die Form- und Farbbeachtung der Sinneseindrücke mit der dichterischen ppe_348.002
Schaffensweise und der psycho-physischen Konstitution nach ppe_348.003
Kretschmerschen Grundsätzen in Verbindung gebracht wird. Hier ppe_348.004
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Zurückhaltung, Lebensfreude und Lebensbejahung, starker Farbbeachtung ppe_348.018
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hätten haben müssen. Wenn die Statistik jeder Prüfung standhält ppe_348.022
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an das gegebene Ziel, den Dichter in der Ganzheit seiner Erscheinung ppe_348.027
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c) Menschenkenntnis und Lebenserfahrung

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Wie weit der Dichter selbst Psychologe ist, der in fremdes Seelenleben ppe_348.030
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kam im ersten Buch (S. 157 f.) bei Gelegenheit der Werkanalyse zur ppe_348.033
Sprache. Hier taucht nun die Frage auf, ob solche Fähigkeit ererbt, ppe_348.034
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/372>, abgerufen am 22.11.2024.