ppe_200.001 sein, daß man sich die Sprache voller, dichter, fester macht, und ppe_200.002 dies hat freilich nur dann Sinn für einen, der sicher ist, daß auch der ppe_200.003 Schrei in ihm unablässig, unaufhaltsam zunimmt, so daß er später ppe_200.004 unter dem Druck unzähliger Atmosphären aus allen Poren des fast ppe_200.005 undurchdringlichen Mediums gleichmäßig austritt." Im Hinblick auf ppe_200.006 solche selbstbeobachteten Wandlungen kann man nicht gut mit Josef ppe_200.007 Nadler den Altersstufenstil überhaupt leugnen, auch wenn die Grenzen ppe_200.008 nicht immer ausgesprochen sind und der eine Dichter größere, ppe_200.009 der andere, wie z. B. der frühreife Hofmannsthal, geringere Entwicklungen ppe_200.010 zu durchlaufen hat. Vielmehr kann man mit Nicolai ppe_200.011 Hartmann in Stilwandlungen geradezu ein Kennzeichen der Genialität ppe_200.012 finden, während Wandlungen der Manier als Sache des Talentes zu ppe_200.013 betrachten sind.
ppe_200.014 Jede der Altersstufen läßt außer ihren Besonderheiten etwas dem ppe_200.015 Schöpfer Eigenes, durch alle seine Werke Durchgehendes erkennen. ppe_200.016 Diese Ausdrucksmittel, die seiner Person angehören, stellen aber vor ppe_200.017 die Frage, wie weit sie durchaus individuell sind oder anderen größeren ppe_200.018 Einheiten zugerechnet werden können, die entweder schon in ppe_200.019 der Anlage des Einzelnen herrschten oder durch seinen Bildungsgang ppe_200.020 von ihm Besitz ergriffen haben. Auf der einen Seite steht als ppe_200.021 stilbestimmend die Herkunft nach Heimat, Stamm, Rasse, Volkstum ppe_200.022 und sprachlicher Tradition; dieses Erbgut kann sich im Laufe der ppe_200.023 Entwicklung verstärken oder verlieren. Auf der anderen Seite steht ppe_200.024 die Bildung; es kann Wandel bewirkt werden durch das Erlebnis ppe_200.025 einer großen richtunggebenden Persönlichkeit, durch Welterfahrung, ppe_200.026 durch Einleben in fremde Sprachen, durch Nachbildung ihrer Eigentümlichkeiten, ppe_200.027 durch Aneignung und Übertragung ihrer Ausdrucksmittel, ppe_200.028 aber auch durch Rückkehr auf frühe Sprachstufen des eigenen ppe_200.029 Volkes, sei es in bewußter Archaisierung, sei es in spontaner Wiederbelebung. ppe_200.030 Auch die Auffrischung durch Mundartliches aus anderen ppe_200.031 Landschaften kann stilistische Bereicherung bringen. So hat Luther ppe_200.032 der deutschen Sprache Stil gegeben, indem er den Reichtum verschiedenster ppe_200.033 Tendenzen zur Einheit zusammenfaßte.
ppe_200.034 b) Methodische Richtlinien
ppe_200.035 Die Stilanalyse des einzelnen Werkes führt uns wieder auf die ppe_200.036 Reihenfolge von Sammlung, Kritik, Gliederung, Deutung zurück. Das ppe_200.037 erste ist die Bestandsaufnahme aller Stilmittel, die in dem zu analysierenden ppe_200.038 Werk in Erscheinung treten; für ihre Ordnung ist vollkommene ppe_200.039 begriffliche Klarheit der Bezeichnungen unerläßlich. Das
ppe_200.001 sein, daß man sich die Sprache voller, dichter, fester macht, und ppe_200.002 dies hat freilich nur dann Sinn für einen, der sicher ist, daß auch der ppe_200.003 Schrei in ihm unablässig, unaufhaltsam zunimmt, so daß er später ppe_200.004 unter dem Druck unzähliger Atmosphären aus allen Poren des fast ppe_200.005 undurchdringlichen Mediums gleichmäßig austritt.“ Im Hinblick auf ppe_200.006 solche selbstbeobachteten Wandlungen kann man nicht gut mit Josef ppe_200.007 Nadler den Altersstufenstil überhaupt leugnen, auch wenn die Grenzen ppe_200.008 nicht immer ausgesprochen sind und der eine Dichter größere, ppe_200.009 der andere, wie z. B. der frühreife Hofmannsthal, geringere Entwicklungen ppe_200.010 zu durchlaufen hat. Vielmehr kann man mit Nicolai ppe_200.011 Hartmann in Stilwandlungen geradezu ein Kennzeichen der Genialität ppe_200.012 finden, während Wandlungen der Manier als Sache des Talentes zu ppe_200.013 betrachten sind.
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ppe_200.034 b) Methodische Richtlinien
ppe_200.035 Die Stilanalyse des einzelnen Werkes führt uns wieder auf die ppe_200.036 Reihenfolge von Sammlung, Kritik, Gliederung, Deutung zurück. Das ppe_200.037 erste ist die Bestandsaufnahme aller Stilmittel, die in dem zu analysierenden ppe_200.038 Werk in Erscheinung treten; für ihre Ordnung ist vollkommene ppe_200.039 begriffliche Klarheit der Bezeichnungen unerläßlich. Das
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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/224>, abgerufen am 24.11.2024.
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