ppe_108.001 als Gefangener auf dem Fort de Jout geführt haben soll und das ppe_108.002 bestenfalls Bruchstück eines ungedruckt gebliebenen Kleistromans ppe_108.003 sein kann.
ppe_108.004 Dann nämlich darf man von Fälschung nicht sprechen, wenn die ppe_108.005 Einkleidung nur dichterische Stilform und technisches Mittel der ppe_108.006 Beglaubigung darstellt, wie es bei der chronikalischen Erzählung der ppe_108.007 Fall ist. Bei Meinholds "Bernsteinhexe" oder Kolbenheyers "Meister ppe_108.008 Joachim Pausewang" oder Wilhelm Schäfers "Stauffer-Bern", wo der ppe_108.009 Dichter sich als Herausgeber maskiert, würde der Glaube des Lesers ppe_108.010 an urkundliche Echtheit ebenso naiv sein, wie der eines Theaterpublikums, ppe_108.011 das auf der Bühne ein Stück Wirklichkeit zu erleben ppe_108.012 wähnt. Nennt sich allerdings der Verfasser nicht und ist kein Rahmen ppe_108.013 um die fingierte Aufzeichnung geschlossen, so liegt die Irreführung ppe_108.014 nahe, und ein Roman, wie die bekannte "Chronik der Anna ppe_108.015 Magdalena Bach", die aus dem Englischen übersetzt ist, wäre als ppe_108.016 Fälschung zu erklären, falls die Musikwissenschaft etwa anfinge, ihn ppe_108.017 als Quelle für das Leben Johann Sebastians zu betrachten.
ppe_108.018 Alle diese Beispiele legen Zeugnis ab von der Notwendigkeit der ppe_108.019 Echtheitsprobe und von der Unentbehrlichkeit der philologischen ppe_108.020 Kritik. Wenn sie heute manchmal in der höheren Literaturwissenschaft ppe_108.021 nicht mehr gebraucht zu werden scheint, so liegt es daran, daß ppe_108.022 sie auf den Hauptgebieten im Lauf eines Jahrhunderts ihre Arbeit ppe_108.023 getan hat und daß man, auf ihren Ergebnissen aufbauend, den Ertrag ppe_108.024 als selbstverständlich entgegennimmt, mit oder ohne Dank. Aber ppe_108.025 nicht nur im Rückblick, auch im Fortschreiten wird die Wissenschaft ppe_108.026 immer wieder zu Aufgaben gelangen, die nur mit philologischen ppe_108.027 Methoden zu lösen sind und denen man hilflos gegenübersteht, wenn ppe_108.028 geschulter Scharfblick fehlt.
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ppe_108.004 Dann nämlich darf man von Fälschung nicht sprechen, wenn die ppe_108.005 Einkleidung nur dichterische Stilform und technisches Mittel der ppe_108.006 Beglaubigung darstellt, wie es bei der chronikalischen Erzählung der ppe_108.007 Fall ist. Bei Meinholds „Bernsteinhexe“ oder Kolbenheyers „Meister ppe_108.008 Joachim Pausewang“ oder Wilhelm Schäfers „Stauffer-Bern“, wo der ppe_108.009 Dichter sich als Herausgeber maskiert, würde der Glaube des Lesers ppe_108.010 an urkundliche Echtheit ebenso naiv sein, wie der eines Theaterpublikums, ppe_108.011 das auf der Bühne ein Stück Wirklichkeit zu erleben ppe_108.012 wähnt. Nennt sich allerdings der Verfasser nicht und ist kein Rahmen ppe_108.013 um die fingierte Aufzeichnung geschlossen, so liegt die Irreführung ppe_108.014 nahe, und ein Roman, wie die bekannte „Chronik der Anna ppe_108.015 Magdalena Bach“, die aus dem Englischen übersetzt ist, wäre als ppe_108.016 Fälschung zu erklären, falls die Musikwissenschaft etwa anfinge, ihn ppe_108.017 als Quelle für das Leben Johann Sebastians zu betrachten.
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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/132>, abgerufen am 22.11.2024.
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