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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Fürst. Was wird im Stande seyn, dem Greuel
aller Nothhandlungen der Gerechtigkeit, und dem
millionenfachen Druck der Finanzbedürfnisse abzu-
helfen? Womit werdet ihr selber dem Triebrad der
Gewerbsamkeit, auf das ihr so baut, die alles ver-
giftende Geldwuth der Menschen im Zaum halten? --

Bylifsky. Mit einem festen Einfluß der Re-
gierung auf eine unserer Natur und den Umständen
angemessene Stimmung und Bildung des Volks. --

Fürst. Ist eine solche möglich --?

Bylifsky. Das sollte der Erfolg, den Arners
Versuche gemacht, wenigstens wahrscheinlich ma-
chen. --

Fürst. Kann euch der Unterschied zwischen der
Regierung eines ganzen Volks, und dem Partikular-
Einfluß, den ein Edelmann auf seinem Dorfe hat,
entgehen? --

Bylifsky. Mir nicht entgehen, wo er wirklich
ist; aber eben so wenig soll mir entgehen, daß das
Wesentliche der Mitteln, durch welche Arner auf
seinem Dorf dahingekommen ist, wo er ist, vollkom-
men so sicher und Verhältnismäßig für das Allge-
meine mit gleicher Kraft in der Hand Sr. Durch-
laucht liegt, als es für sein Dorf in der Hand mei-
nes Freundes lag.

Fürst. Ich wollte, Sie könnten mir diese
Meynung verbürgen. --

Fuͤrſt. Was wird im Stande ſeyn, dem Greuel
aller Nothhandlungen der Gerechtigkeit, und dem
millionenfachen Druck der Finanzbeduͤrfniſſe abzu-
helfen? Womit werdet ihr ſelber dem Triebrad der
Gewerbſamkeit, auf das ihr ſo baut, die alles ver-
giftende Geldwuth der Menſchen im Zaum halten? —

Bylifsky. Mit einem feſten Einfluß der Re-
gierung auf eine unſerer Natur und den Umſtaͤnden
angemeſſene Stimmung und Bildung des Volks. —

Fuͤrſt. Iſt eine ſolche moͤglich —?

Bylifsky. Das ſollte der Erfolg, den Arners
Verſuche gemacht, wenigſtens wahrſcheinlich ma-
chen. —

Fuͤrſt. Kann euch der Unterſchied zwiſchen der
Regierung eines ganzen Volks, und dem Partikular-
Einfluß, den ein Edelmann auf ſeinem Dorfe hat,
entgehen? —

Bylifsky. Mir nicht entgehen, wo er wirklich
iſt; aber eben ſo wenig ſoll mir entgehen, daß das
Weſentliche der Mitteln, durch welche Arner auf
ſeinem Dorf dahingekommen iſt, wo er iſt, vollkom-
men ſo ſicher und Verhaͤltnismaͤßig fuͤr das Allge-
meine mit gleicher Kraft in der Hand Sr. Durch-
laucht liegt, als es fuͤr ſein Dorf in der Hand mei-
nes Freundes lag.

Fuͤrſt. Ich wollte, Sie koͤnnten mir dieſe
Meynung verbuͤrgen. —

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[420/0438] Fuͤrſt. Was wird im Stande ſeyn, dem Greuel aller Nothhandlungen der Gerechtigkeit, und dem millionenfachen Druck der Finanzbeduͤrfniſſe abzu- helfen? Womit werdet ihr ſelber dem Triebrad der Gewerbſamkeit, auf das ihr ſo baut, die alles ver- giftende Geldwuth der Menſchen im Zaum halten? — Bylifsky. Mit einem feſten Einfluß der Re- gierung auf eine unſerer Natur und den Umſtaͤnden angemeſſene Stimmung und Bildung des Volks. — Fuͤrſt. Iſt eine ſolche moͤglich —? Bylifsky. Das ſollte der Erfolg, den Arners Verſuche gemacht, wenigſtens wahrſcheinlich ma- chen. — Fuͤrſt. Kann euch der Unterſchied zwiſchen der Regierung eines ganzen Volks, und dem Partikular- Einfluß, den ein Edelmann auf ſeinem Dorfe hat, entgehen? — Bylifsky. Mir nicht entgehen, wo er wirklich iſt; aber eben ſo wenig ſoll mir entgehen, daß das Weſentliche der Mitteln, durch welche Arner auf ſeinem Dorf dahingekommen iſt, wo er iſt, vollkom- men ſo ſicher und Verhaͤltnismaͤßig fuͤr das Allge- meine mit gleicher Kraft in der Hand Sr. Durch- laucht liegt, als es fuͤr ſein Dorf in der Hand mei- nes Freundes lag. Fuͤrſt. Ich wollte, Sie koͤnnten mir dieſe Meynung verbuͤrgen. —

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/438>, abgerufen am 22.11.2024.