Fürst. Was wird im Stande seyn, dem Greuel aller Nothhandlungen der Gerechtigkeit, und dem millionenfachen Druck der Finanzbedürfnisse abzu- helfen? Womit werdet ihr selber dem Triebrad der Gewerbsamkeit, auf das ihr so baut, die alles ver- giftende Geldwuth der Menschen im Zaum halten? --
Bylifsky. Mit einem festen Einfluß der Re- gierung auf eine unserer Natur und den Umständen angemessene Stimmung und Bildung des Volks. --
Fürst. Ist eine solche möglich --?
Bylifsky. Das sollte der Erfolg, den Arners Versuche gemacht, wenigstens wahrscheinlich ma- chen. --
Fürst. Kann euch der Unterschied zwischen der Regierung eines ganzen Volks, und dem Partikular- Einfluß, den ein Edelmann auf seinem Dorfe hat, entgehen? --
Bylifsky. Mir nicht entgehen, wo er wirklich ist; aber eben so wenig soll mir entgehen, daß das Wesentliche der Mitteln, durch welche Arner auf seinem Dorf dahingekommen ist, wo er ist, vollkom- men so sicher und Verhältnismäßig für das Allge- meine mit gleicher Kraft in der Hand Sr. Durch- laucht liegt, als es für sein Dorf in der Hand mei- nes Freundes lag.
Fürst. Ich wollte, Sie könnten mir diese Meynung verbürgen. --
Fuͤrſt. Was wird im Stande ſeyn, dem Greuel aller Nothhandlungen der Gerechtigkeit, und dem millionenfachen Druck der Finanzbeduͤrfniſſe abzu- helfen? Womit werdet ihr ſelber dem Triebrad der Gewerbſamkeit, auf das ihr ſo baut, die alles ver- giftende Geldwuth der Menſchen im Zaum halten? —
Bylifsky. Mit einem feſten Einfluß der Re- gierung auf eine unſerer Natur und den Umſtaͤnden angemeſſene Stimmung und Bildung des Volks. —
Fuͤrſt. Iſt eine ſolche moͤglich —?
Bylifsky. Das ſollte der Erfolg, den Arners Verſuche gemacht, wenigſtens wahrſcheinlich ma- chen. —
Fuͤrſt. Kann euch der Unterſchied zwiſchen der Regierung eines ganzen Volks, und dem Partikular- Einfluß, den ein Edelmann auf ſeinem Dorfe hat, entgehen? —
Bylifsky. Mir nicht entgehen, wo er wirklich iſt; aber eben ſo wenig ſoll mir entgehen, daß das Weſentliche der Mitteln, durch welche Arner auf ſeinem Dorf dahingekommen iſt, wo er iſt, vollkom- men ſo ſicher und Verhaͤltnismaͤßig fuͤr das Allge- meine mit gleicher Kraft in der Hand Sr. Durch- laucht liegt, als es fuͤr ſein Dorf in der Hand mei- nes Freundes lag.
Fuͤrſt. Ich wollte, Sie koͤnnten mir dieſe Meynung verbuͤrgen. —
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0438"n="420"/><p><hirendition="#g">Fuͤrſt</hi>. Was wird im Stande ſeyn, dem Greuel<lb/>
aller Nothhandlungen der Gerechtigkeit, und dem<lb/>
millionenfachen Druck der Finanzbeduͤrfniſſe abzu-<lb/>
helfen? Womit werdet ihr ſelber dem Triebrad der<lb/>
Gewerbſamkeit, auf das ihr ſo baut, die alles ver-<lb/>
giftende Geldwuth der Menſchen im Zaum halten? —</p><lb/><p><hirendition="#g">Bylifsky</hi>. Mit einem feſten Einfluß der Re-<lb/>
gierung auf eine unſerer Natur und den Umſtaͤnden<lb/>
angemeſſene Stimmung und Bildung des Volks. —</p><lb/><p><hirendition="#g">Fuͤrſt</hi>. Iſt eine ſolche moͤglich —?</p><lb/><p><hirendition="#g">Bylifsky</hi>. Das ſollte der Erfolg, den Arners<lb/>
Verſuche gemacht, wenigſtens wahrſcheinlich ma-<lb/>
chen. —</p><lb/><p><hirendition="#g">Fuͤrſt</hi>. Kann euch der Unterſchied zwiſchen der<lb/>
Regierung eines ganzen Volks, und dem Partikular-<lb/>
Einfluß, den ein Edelmann auf ſeinem Dorfe hat,<lb/>
entgehen? —</p><lb/><p><hirendition="#g">Bylifsky</hi>. Mir nicht entgehen, wo er wirklich<lb/>
iſt; aber eben ſo wenig ſoll mir entgehen, daß das<lb/>
Weſentliche der Mitteln, durch welche Arner auf<lb/>ſeinem Dorf dahingekommen iſt, wo er iſt, vollkom-<lb/>
men ſo ſicher und Verhaͤltnismaͤßig fuͤr das Allge-<lb/>
meine mit gleicher Kraft in der Hand Sr. Durch-<lb/>
laucht liegt, als es fuͤr ſein Dorf in der Hand mei-<lb/>
nes Freundes lag.</p><lb/><p><hirendition="#g">Fuͤrſt</hi>. Ich wollte, Sie koͤnnten mir dieſe<lb/>
Meynung verbuͤrgen. —</p><lb/></div></body></text></TEI>
[420/0438]
Fuͤrſt. Was wird im Stande ſeyn, dem Greuel
aller Nothhandlungen der Gerechtigkeit, und dem
millionenfachen Druck der Finanzbeduͤrfniſſe abzu-
helfen? Womit werdet ihr ſelber dem Triebrad der
Gewerbſamkeit, auf das ihr ſo baut, die alles ver-
giftende Geldwuth der Menſchen im Zaum halten? —
Bylifsky. Mit einem feſten Einfluß der Re-
gierung auf eine unſerer Natur und den Umſtaͤnden
angemeſſene Stimmung und Bildung des Volks. —
Fuͤrſt. Iſt eine ſolche moͤglich —?
Bylifsky. Das ſollte der Erfolg, den Arners
Verſuche gemacht, wenigſtens wahrſcheinlich ma-
chen. —
Fuͤrſt. Kann euch der Unterſchied zwiſchen der
Regierung eines ganzen Volks, und dem Partikular-
Einfluß, den ein Edelmann auf ſeinem Dorfe hat,
entgehen? —
Bylifsky. Mir nicht entgehen, wo er wirklich
iſt; aber eben ſo wenig ſoll mir entgehen, daß das
Weſentliche der Mitteln, durch welche Arner auf
ſeinem Dorf dahingekommen iſt, wo er iſt, vollkom-
men ſo ſicher und Verhaͤltnismaͤßig fuͤr das Allge-
meine mit gleicher Kraft in der Hand Sr. Durch-
laucht liegt, als es fuͤr ſein Dorf in der Hand mei-
nes Freundes lag.
Fuͤrſt. Ich wollte, Sie koͤnnten mir dieſe
Meynung verbuͤrgen. —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/438>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.