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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Bylifsky. Wer würde Ihr Durchlaucht gut
genug seyn für diese Bürgschaft? --

Der Fürst verstund ihn, und sagte halblächelnd
Niemand! --

Bylifsky merkte aber noch nichts, und sagte,
ich dächte, wenn Ihnen Niemand für ein Mensch-
lichkeitsprojekt gut seyn dürfte, so würden es Nel-
kron und Endorf seyn. --

(Der Fürst ihn steif ansehend) Es ist also
wahr! -- Dann staunte er einen Augenblick --
sagte wieder: ich weiß es -- schwieg dann wieder
-- war in sichtbarer Bewegung -- und sagte dann
-- Nein -- auch sie sollen mir das lezte Viertel
meines Lebens nicht zu Grund richten, wie mir
die drey übrigen zu Grund gegangen.

Erstaunt und erblaßt sagte Bylifsky, Ihr
Durchlaucht! wer sollte das thun? --

Fürst. Was wollet ihr denn? Wollet ihr Geld?

Bylifsky. Nein --

Fürst. Sonderbar, was wollet ihr dann? --

Bylifsky. Von Seiten des Staats untersu-
chen, wie weit die Grundsätze Arners in seiner Volks-
führung im Allgemeinen anwendbar sind. --

Fürst. Und denn Weiters? --

Bylifsky. Sicher nichts versuchen, als was
mit Sicherheit zum Wohl des Landes kann ausge-
führt werden. --

D d 3

Bylifsky. Wer wuͤrde Ihr Durchlaucht gut
genug ſeyn fuͤr dieſe Buͤrgſchaft? —

Der Fuͤrſt verſtund ihn, und ſagte halblaͤchelnd
Niemand! —

Bylifsky merkte aber noch nichts, und ſagte,
ich daͤchte, wenn Ihnen Niemand fuͤr ein Menſch-
lichkeitsprojekt gut ſeyn duͤrfte, ſo wuͤrden es Nel-
kron und Endorf ſeyn. —

(Der Fuͤrſt ihn ſteif anſehend) Es iſt alſo
wahr! — Dann ſtaunte er einen Augenblick —
ſagte wieder: ich weiß es — ſchwieg dann wieder
— war in ſichtbarer Bewegung — und ſagte dann
— Nein — auch ſie ſollen mir das lezte Viertel
meines Lebens nicht zu Grund richten, wie mir
die drey uͤbrigen zu Grund gegangen.

Erſtaunt und erblaßt ſagte Bylifsky, Ihr
Durchlaucht! wer ſollte das thun? —

Fuͤrſt. Was wollet ihr denn? Wollet ihr Geld?

Bylifsky. Nein —

Fuͤrſt. Sonderbar, was wollet ihr dann? —

Bylifsky. Von Seiten des Staats unterſu-
chen, wie weit die Grundſaͤtze Arners in ſeiner Volks-
fuͤhrung im Allgemeinen anwendbar ſind. —

Fuͤrſt. Und denn Weiters? —

Bylifsky. Sicher nichts verſuchen, als was
mit Sicherheit zum Wohl des Landes kann ausge-
fuͤhrt werden. —

D d 3
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[421/0439] Bylifsky. Wer wuͤrde Ihr Durchlaucht gut genug ſeyn fuͤr dieſe Buͤrgſchaft? — Der Fuͤrſt verſtund ihn, und ſagte halblaͤchelnd Niemand! — Bylifsky merkte aber noch nichts, und ſagte, ich daͤchte, wenn Ihnen Niemand fuͤr ein Menſch- lichkeitsprojekt gut ſeyn duͤrfte, ſo wuͤrden es Nel- kron und Endorf ſeyn. — (Der Fuͤrſt ihn ſteif anſehend) Es iſt alſo wahr! — Dann ſtaunte er einen Augenblick — ſagte wieder: ich weiß es — ſchwieg dann wieder — war in ſichtbarer Bewegung — und ſagte dann — Nein — auch ſie ſollen mir das lezte Viertel meines Lebens nicht zu Grund richten, wie mir die drey uͤbrigen zu Grund gegangen. Erſtaunt und erblaßt ſagte Bylifsky, Ihr Durchlaucht! wer ſollte das thun? — Fuͤrſt. Was wollet ihr denn? Wollet ihr Geld? Bylifsky. Nein — Fuͤrſt. Sonderbar, was wollet ihr dann? — Bylifsky. Von Seiten des Staats unterſu- chen, wie weit die Grundſaͤtze Arners in ſeiner Volks- fuͤhrung im Allgemeinen anwendbar ſind. — Fuͤrſt. Und denn Weiters? — Bylifsky. Sicher nichts verſuchen, als was mit Sicherheit zum Wohl des Landes kann ausge- fuͤhrt werden. — D d 3

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/439>, abgerufen am 04.05.2024.