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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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für jeden Heller, den ich euch anzulegen rathen
werde, kanzleyische Sicherheit auf mich selbst, und
alles was ich besitze, aber mit diesem hoffe ich
dann, werde dieser Einwurf gehoben seyn.

Dann saget ihr ferner, die Herrschaften ma-
chen gar wenig Komplimente mit dem Bauerngeld,
das ist wahr; aber ich muß euch doch sagen, es ist
auch hierinn nicht mehr wie vor alters, und es
wird alle Tage, auch für die grösten Herren immer
mehr eine kizliche Sache, Gewalt gegen anderer
Leuten ihr Geld zu gebrauchen; aber wir müssen
gleichwohl gegen die Herrschaft hierinn so zu Werk
gehen, als wenn man das Schlimmste von ihr
zu befürchten hätte, und wann wir so etwas zu
Stand bringen würden, so müßten wir höhern
Orts als nur be[y] Arner unsere Sicherheit suchen.

Bauern. Aber dürften wir ihm zeigen, daß
wir ihm nicht trauen? --

Vogt. Ja freylich! es dürfen Käsehändler
und Uhrenkrämer vom König in Frankreich Sicher-
heit fodern, wann sie ihm Geld liehen. -- Man
macht in der ganzen Welt hierüber keine Kompli-
mente mehr mit einander, es ist auch kein König
der izt mehr fodert, daß man ihm blind traue.

Bauern. Also meynest du, wir könnten das
Geld anbinden, daß es sicher angebunden wäre? --

fuͤr jeden Heller, den ich euch anzulegen rathen
werde, kanzleyiſche Sicherheit auf mich ſelbſt, und
alles was ich beſitze, aber mit dieſem hoffe ich
dann, werde dieſer Einwurf gehoben ſeyn.

Dann ſaget ihr ferner, die Herrſchaften ma-
chen gar wenig Komplimente mit dem Bauerngeld,
das iſt wahr; aber ich muß euch doch ſagen, es iſt
auch hierinn nicht mehr wie vor alters, und es
wird alle Tage, auch fuͤr die groͤſten Herren immer
mehr eine kizliche Sache, Gewalt gegen anderer
Leuten ihr Geld zu gebrauchen; aber wir muͤſſen
gleichwohl gegen die Herrſchaft hierinn ſo zu Werk
gehen, als wenn man das Schlimmſte von ihr
zu befuͤrchten haͤtte, und wann wir ſo etwas zu
Stand bringen wuͤrden, ſo muͤßten wir hoͤhern
Orts als nur be[y] Arner unſere Sicherheit ſuchen.

Bauern. Aber duͤrften wir ihm zeigen, daß
wir ihm nicht trauen? —

Vogt. Ja freylich! es duͤrfen Kaͤſehaͤndler
und Uhrenkraͤmer vom Koͤnig in Frankreich Sicher-
heit fodern, wann ſie ihm Geld liehen. — Man
macht in der ganzen Welt hieruͤber keine Kompli-
mente mehr mit einander, es iſt auch kein Koͤnig
der izt mehr fodert, daß man ihm blind traue.

Bauern. Alſo meyneſt du, wir koͤnnten das
Geld anbinden, daß es ſicher angebunden waͤre? —

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[377/0395] fuͤr jeden Heller, den ich euch anzulegen rathen werde, kanzleyiſche Sicherheit auf mich ſelbſt, und alles was ich beſitze, aber mit dieſem hoffe ich dann, werde dieſer Einwurf gehoben ſeyn. Dann ſaget ihr ferner, die Herrſchaften ma- chen gar wenig Komplimente mit dem Bauerngeld, das iſt wahr; aber ich muß euch doch ſagen, es iſt auch hierinn nicht mehr wie vor alters, und es wird alle Tage, auch fuͤr die groͤſten Herren immer mehr eine kizliche Sache, Gewalt gegen anderer Leuten ihr Geld zu gebrauchen; aber wir muͤſſen gleichwohl gegen die Herrſchaft hierinn ſo zu Werk gehen, als wenn man das Schlimmſte von ihr zu befuͤrchten haͤtte, und wann wir ſo etwas zu Stand bringen wuͤrden, ſo muͤßten wir hoͤhern Orts als nur bey Arner unſere Sicherheit ſuchen. Bauern. Aber duͤrften wir ihm zeigen, daß wir ihm nicht trauen? — Vogt. Ja freylich! es duͤrfen Kaͤſehaͤndler und Uhrenkraͤmer vom Koͤnig in Frankreich Sicher- heit fodern, wann ſie ihm Geld liehen. — Man macht in der ganzen Welt hieruͤber keine Kompli- mente mehr mit einander, es iſt auch kein Koͤnig der izt mehr fodert, daß man ihm blind traue. Bauern. Alſo meyneſt du, wir koͤnnten das Geld anbinden, daß es ſicher angebunden waͤre? —

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/395>, abgerufen am 04.05.2024.