Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Dieses Geschwäz mit dem Hans und dem Heiri
wäre wahr, wenn es dem Staat gleich seyn könn-
te, ob viel oder wenig zerrüttete Haushaltungen
im Lande seyen, und ob das gemeine Eigenthum
in stiller, regelmäßiger Ordnung zu Jahrhunderten
von Vater auf Sohn und auf Kindeskinder herab-
gebracht werde, oder ob es zwischen den Trüm-
mern ruinirter Haushaltungen, in den wunderlich-
sten Sprüngen im Lande herum tanze, und in ei-
nem ewigen Wechsel von Narren zu Schurken hin-
übergehe.

Er kannte des Landes Unglück dieses Ueber-
gangs des Eigenthums von Narren zu Schurken,
und die Gewalt, welche die Fahrläßigkeit, Leicht-
sinnigkeit, und Unordnung der gemeinen Dorfein-
wohnern den lezten in die Hand geben, entweder
geradezu ohne Schwertstreich sie um das Ihrige zu
bringen, oder sie in Streit und Prozeß zu verwi-
ckeln, durch welche sie in Form und Ordnung des
heiligen Rechts, das im römischen Reich, und
rund um an seinen Gränzen statt hat, darum ge-
bracht werden, daß er es für seine wichtigste An-
gelegenheit achtete, sein gutes Dorf vor dieser Ge-
fahr sicher zu stellen.

Achtens: Er erlaubte desnahen keinem Wirth,
keinem Müller, keinem Krämer, keinem Schmied,
keinem Baumwollenhändler, kurz, Niemandem,

S 3

Dieſes Geſchwaͤz mit dem Hans und dem Heiri
waͤre wahr, wenn es dem Staat gleich ſeyn koͤnn-
te, ob viel oder wenig zerruͤttete Haushaltungen
im Lande ſeyen, und ob das gemeine Eigenthum
in ſtiller, regelmaͤßiger Ordnung zu Jahrhunderten
von Vater auf Sohn und auf Kindeskinder herab-
gebracht werde, oder ob es zwiſchen den Truͤm-
mern ruinirter Haushaltungen, in den wunderlich-
ſten Spruͤngen im Lande herum tanze, und in ei-
nem ewigen Wechſel von Narren zu Schurken hin-
uͤbergehe.

Er kannte des Landes Ungluͤck dieſes Ueber-
gangs des Eigenthums von Narren zu Schurken,
und die Gewalt, welche die Fahrlaͤßigkeit, Leicht-
ſinnigkeit, und Unordnung der gemeinen Dorfein-
wohnern den lezten in die Hand geben, entweder
geradezu ohne Schwertſtreich ſie um das Ihrige zu
bringen, oder ſie in Streit und Prozeß zu verwi-
ckeln, durch welche ſie in Form und Ordnung des
heiligen Rechts, das im roͤmiſchen Reich, und
rund um an ſeinen Graͤnzen ſtatt hat, darum ge-
bracht werden, daß er es fuͤr ſeine wichtigſte An-
gelegenheit achtete, ſein gutes Dorf vor dieſer Ge-
fahr ſicher zu ſtellen.

Achtens: Er erlaubte desnahen keinem Wirth,
keinem Muͤller, keinem Kraͤmer, keinem Schmied,
keinem Baumwollenhaͤndler, kurz, Niemandem,

S 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0295" n="277"/>
        <p>Die&#x017F;es Ge&#x017F;chwa&#x0364;z mit dem Hans und dem Heiri<lb/>
wa&#x0364;re wahr, wenn es dem Staat gleich &#x017F;eyn ko&#x0364;nn-<lb/>
te, ob viel oder wenig zerru&#x0364;ttete Haushaltungen<lb/>
im Lande &#x017F;eyen, und ob das gemeine Eigenthum<lb/>
in &#x017F;tiller, regelma&#x0364;ßiger Ordnung zu Jahrhunderten<lb/>
von Vater auf Sohn und auf Kindeskinder herab-<lb/>
gebracht werde, oder ob es zwi&#x017F;chen den Tru&#x0364;m-<lb/>
mern ruinirter Haushaltungen, in den wunderlich-<lb/>
&#x017F;ten Spru&#x0364;ngen im Lande herum tanze, und in ei-<lb/>
nem ewigen Wech&#x017F;el von Narren zu Schurken hin-<lb/>
u&#x0364;bergehe.</p><lb/>
        <p>Er kannte des Landes Unglu&#x0364;ck die&#x017F;es Ueber-<lb/>
gangs des Eigenthums von Narren zu Schurken,<lb/>
und die Gewalt, welche die Fahrla&#x0364;ßigkeit, Leicht-<lb/>
&#x017F;innigkeit, und Unordnung der gemeinen Dorfein-<lb/>
wohnern den lezten in die Hand geben, entweder<lb/>
geradezu ohne Schwert&#x017F;treich &#x017F;ie um das Ihrige zu<lb/>
bringen, oder &#x017F;ie in Streit und Prozeß zu verwi-<lb/>
ckeln, durch welche &#x017F;ie in Form und Ordnung des<lb/>
heiligen Rechts, das im ro&#x0364;mi&#x017F;chen Reich, und<lb/>
rund um an &#x017F;einen Gra&#x0364;nzen &#x017F;tatt hat, darum ge-<lb/>
bracht werden, daß er es fu&#x0364;r &#x017F;eine wichtig&#x017F;te An-<lb/>
gelegenheit achtete, &#x017F;ein gutes Dorf vor die&#x017F;er Ge-<lb/>
fahr &#x017F;icher zu &#x017F;tellen.</p><lb/>
        <p>Achtens: Er erlaubte desnahen keinem Wirth,<lb/>
keinem Mu&#x0364;ller, keinem Kra&#x0364;mer, keinem Schmied,<lb/>
keinem Baumwollenha&#x0364;ndler, kurz, Niemandem,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 3</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[277/0295] Dieſes Geſchwaͤz mit dem Hans und dem Heiri waͤre wahr, wenn es dem Staat gleich ſeyn koͤnn- te, ob viel oder wenig zerruͤttete Haushaltungen im Lande ſeyen, und ob das gemeine Eigenthum in ſtiller, regelmaͤßiger Ordnung zu Jahrhunderten von Vater auf Sohn und auf Kindeskinder herab- gebracht werde, oder ob es zwiſchen den Truͤm- mern ruinirter Haushaltungen, in den wunderlich- ſten Spruͤngen im Lande herum tanze, und in ei- nem ewigen Wechſel von Narren zu Schurken hin- uͤbergehe. Er kannte des Landes Ungluͤck dieſes Ueber- gangs des Eigenthums von Narren zu Schurken, und die Gewalt, welche die Fahrlaͤßigkeit, Leicht- ſinnigkeit, und Unordnung der gemeinen Dorfein- wohnern den lezten in die Hand geben, entweder geradezu ohne Schwertſtreich ſie um das Ihrige zu bringen, oder ſie in Streit und Prozeß zu verwi- ckeln, durch welche ſie in Form und Ordnung des heiligen Rechts, das im roͤmiſchen Reich, und rund um an ſeinen Graͤnzen ſtatt hat, darum ge- bracht werden, daß er es fuͤr ſeine wichtigſte An- gelegenheit achtete, ſein gutes Dorf vor dieſer Ge- fahr ſicher zu ſtellen. Achtens: Er erlaubte desnahen keinem Wirth, keinem Muͤller, keinem Kraͤmer, keinem Schmied, keinem Baumwollenhaͤndler, kurz, Niemandem, S 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/295
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/295>, abgerufen am 22.11.2024.