lende Wahrheit mit ganz unvernünftig mehrerer Behaglichkeit sagen läßt -- also -- da z. Ex. wo Schulz, Weibel, Untervogt, u. s. w. notorisch, landskundig, und allgemein minder ehrlich, min- der aufrichtig, minder unbescholten, minder zu- verläßig, gutmüthig, und treuherzig sind, als ge- meine Leute im Land; und eben dadurch, daß sie Untervögte, Weibel und Schulze sind, dahin kom- men, daß sie, unbeschadet ihrer Ehre, ihres guten Namens und ihres Seckels, alles, was recht ist, so auffallend minder seyn können und dörfen, als jeder gemeine Mensch im Land -- und wieder, wo sie eben dadurch, daß sie Untervögte, Schulze, u. s. w. sind, dahin kommen, daß sie in allem, was Hausordnung, Erziehung, gemeinen Landesfleiß u. s. w. antrift, minder anstellig, und minder rathlich, als alte kindlichgewordene Weiber und Kühhirten -- Und im Gegentheil in allem, was die Menschen zur Verwilderung eines unbürgerli- chen und ungesellschaftlichen Lebens hinabführt, und sie zu verdrehten, krummen, hinterlistigen, falschen, trägen, unordentlichen, und dabey verlogenen, heimtückischen, gewaltthätigen, rachsüchtigen und grausamen Naturmenschen macht, ganze Meister sind, und eben dadurch, daß sie Regierungsbeam- tete sind, und also in der Stufenfolge der gesell- schaftlichen Ordnung höher stehen als andere, dahin kommen können, in diesen Kunststücken
lende Wahrheit mit ganz unvernuͤnftig mehrerer Behaglichkeit ſagen laͤßt — alſo — da z. Ex. wo Schulz, Weibel, Untervogt, u. ſ. w. notoriſch, landskundig, und allgemein minder ehrlich, min- der aufrichtig, minder unbeſcholten, minder zu- verlaͤßig, gutmuͤthig, und treuherzig ſind, als ge- meine Leute im Land; und eben dadurch, daß ſie Untervoͤgte, Weibel und Schulze ſind, dahin kom- men, daß ſie, unbeſchadet ihrer Ehre, ihres guten Namens und ihres Seckels, alles, was recht iſt, ſo auffallend minder ſeyn koͤnnen und doͤrfen, als jeder gemeine Menſch im Land — und wieder, wo ſie eben dadurch, daß ſie Untervoͤgte, Schulze, u. ſ. w. ſind, dahin kommen, daß ſie in allem, was Hausordnung, Erziehung, gemeinen Landesfleiß u. ſ. w. antrift, minder anſtellig, und minder rathlich, als alte kindlichgewordene Weiber und Kuͤhhirten — Und im Gegentheil in allem, was die Menſchen zur Verwilderung eines unbuͤrgerli- chen und ungeſellſchaftlichen Lebens hinabfuͤhrt, und ſie zu verdrehten, krummen, hinterliſtigen, falſchen, traͤgen, unordentlichen, und dabey verlogenen, heimtuͤckiſchen, gewaltthaͤtigen, rachſuͤchtigen und grauſamen Naturmenſchen macht, ganze Meiſter ſind, und eben dadurch, daß ſie Regierungsbeam- tete ſind, und alſo in der Stufenfolge der geſell- ſchaftlichen Ordnung hoͤher ſtehen als andere, dahin kommen koͤnnen, in dieſen Kunſtſtuͤcken
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lende Wahrheit mit ganz unvernuͤnftig mehrerer
Behaglichkeit ſagen laͤßt — alſo — da z. Ex. wo
Schulz, Weibel, Untervogt, u. ſ. w. notoriſch,
landskundig, und allgemein minder ehrlich, min-
der aufrichtig, minder unbeſcholten, minder zu-
verlaͤßig, gutmuͤthig, und treuherzig ſind, als ge-
meine Leute im Land; und eben dadurch, daß ſie
Untervoͤgte, Weibel und Schulze ſind, dahin kom-
men, daß ſie, unbeſchadet ihrer Ehre, ihres guten
Namens und ihres Seckels, alles, was recht iſt,
ſo auffallend minder ſeyn koͤnnen und doͤrfen, als
jeder gemeine Menſch im Land — und wieder, wo
ſie eben dadurch, daß ſie Untervoͤgte, Schulze, u.
ſ. w. ſind, dahin kommen, daß ſie in allem, was
Hausordnung, Erziehung, gemeinen Landesfleiß
u. ſ. w. antrift, minder anſtellig, und minder
rathlich, als alte kindlichgewordene Weiber und
Kuͤhhirten — Und im Gegentheil in allem, was
die Menſchen zur Verwilderung eines unbuͤrgerli-
chen und ungeſellſchaftlichen Lebens hinabfuͤhrt, und
ſie zu verdrehten, krummen, hinterliſtigen, falſchen,
traͤgen, unordentlichen, und dabey verlogenen,
heimtuͤckiſchen, gewaltthaͤtigen, rachſuͤchtigen und
grauſamen Naturmenſchen macht, ganze Meiſter
ſind, und eben dadurch, daß ſie Regierungsbeam-
tete ſind, und alſo in der Stufenfolge der geſell-
ſchaftlichen Ordnung hoͤher ſtehen als andere,
dahin kommen koͤnnen, in dieſen Kunſtſtuͤcken
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/189>, abgerufen am 21.11.2024.
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