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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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dung des Lernens mit dem Arbeiten; forschte genau,
wie weit das Eine das Andere nicht hindere, ur-
theilte kein Wort, bis er alles gesehen, alles ge-
prüft, dann erst sagte er zum Lieutenant, der frey-
lich izt auch gern ein Wort gehört hätte, was er
etwann meyne.

Ich finde euere Einrichtungen mit der innern
Natur des Menschen, und mit ihrem wirklichen
gesellschaftlichen Zustand gleich übereinstimmend --
und einen Augenblick darauf -- die Großen schä-
tzen den Menschen nur in dem Grade, in welchem
sie Nutzen von ihm ziehen können, und das innere
Triebrad aller wirklichen Gesezgebungen ist kein an-
ders, als jeden Staat für seinen Fürsten so hoch
hinauf zu treiben als möglich, und die darinn le-
benden Menschen ebenfalls so gut als möglich zu
diesem Endzweck aufs Beste zu nutzen und zu brau-
chen, und wenns gut geht, auch dazu zu bilden
und zu führen. -- So wie das innere Triebrad
der wirklichen Einrichtungen eines jeden Eigenthü-
mers dieses ist -- sein Haus und Hof, Beruf und
Gewerb, so hoch hinauf zu treiben als möglich,
und seine Leute zu diesem Endzweck eben so zu
nützen und zu brauchen, und wenns gut geht, auch
zu bilden und zu führen -- desnahen ist der Mensch
im Großen in dieser Welt auch nur in so fern glück-
lich und sicher, als er dienstfähig gebildet und ge-


dung des Lernens mit dem Arbeiten; forſchte genau,
wie weit das Eine das Andere nicht hindere, ur-
theilte kein Wort, bis er alles geſehen, alles ge-
pruͤft, dann erſt ſagte er zum Lieutenant, der frey-
lich izt auch gern ein Wort gehoͤrt haͤtte, was er
etwann meyne.

Ich finde euere Einrichtungen mit der innern
Natur des Menſchen, und mit ihrem wirklichen
geſellſchaftlichen Zuſtand gleich uͤbereinſtimmend —
und einen Augenblick darauf — die Großen ſchaͤ-
tzen den Menſchen nur in dem Grade, in welchem
ſie Nutzen von ihm ziehen koͤnnen, und das innere
Triebrad aller wirklichen Geſezgebungen iſt kein an-
ders, als jeden Staat fuͤr ſeinen Fuͤrſten ſo hoch
hinauf zu treiben als moͤglich, und die darinn le-
benden Menſchen ebenfalls ſo gut als moͤglich zu
dieſem Endzweck aufs Beſte zu nutzen und zu brau-
chen, und wenns gut geht, auch dazu zu bilden
und zu fuͤhren. — So wie das innere Triebrad
der wirklichen Einrichtungen eines jeden Eigenthuͤ-
mers dieſes iſt — ſein Haus und Hof, Beruf und
Gewerb, ſo hoch hinauf zu treiben als moͤglich,
und ſeine Leute zu dieſem Endzweck eben ſo zu
nuͤtzen und zu brauchen, und wenns gut geht, auch
zu bilden und zu fuͤhren — desnahen iſt der Menſch
im Großen in dieſer Welt auch nur in ſo fern gluͤck-
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[143/0161] dung des Lernens mit dem Arbeiten; forſchte genau, wie weit das Eine das Andere nicht hindere, ur- theilte kein Wort, bis er alles geſehen, alles ge- pruͤft, dann erſt ſagte er zum Lieutenant, der frey- lich izt auch gern ein Wort gehoͤrt haͤtte, was er etwann meyne. Ich finde euere Einrichtungen mit der innern Natur des Menſchen, und mit ihrem wirklichen geſellſchaftlichen Zuſtand gleich uͤbereinſtimmend — und einen Augenblick darauf — die Großen ſchaͤ- tzen den Menſchen nur in dem Grade, in welchem ſie Nutzen von ihm ziehen koͤnnen, und das innere Triebrad aller wirklichen Geſezgebungen iſt kein an- ders, als jeden Staat fuͤr ſeinen Fuͤrſten ſo hoch hinauf zu treiben als moͤglich, und die darinn le- benden Menſchen ebenfalls ſo gut als moͤglich zu dieſem Endzweck aufs Beſte zu nutzen und zu brau- chen, und wenns gut geht, auch dazu zu bilden und zu fuͤhren. — So wie das innere Triebrad der wirklichen Einrichtungen eines jeden Eigenthuͤ- mers dieſes iſt — ſein Haus und Hof, Beruf und Gewerb, ſo hoch hinauf zu treiben als moͤglich, und ſeine Leute zu dieſem Endzweck eben ſo zu nuͤtzen und zu brauchen, und wenns gut geht, auch zu bilden und zu fuͤhren — desnahen iſt der Menſch im Großen in dieſer Welt auch nur in ſo fern gluͤck- lich und ſicher, als er dienſtfaͤhig gebildet und ge-

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/161>, abgerufen am 26.04.2024.