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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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einer jeden Frau im Dorf mehr ausrichten als mit
ihm, vom Morgen bis in die Nacht nachgedacht,
wie er mit Ehren wieder könnte vom Dienste kom-
men, dem wars izt nicht mehr so -- wenn er todt
ist, dachte er, so sagt er mir nichts mehr derglei-
chen, und es schien ihm, es möchte ihm dann bey
der Stelle recht wohl seyn, wann er des Meisters
los wäre. -- Auch fragte er jedermann, der vom
Schloß in das Dorf kam, ob es auch gewiß wahr
sey, daß es so übel mit ihm stehe? und gar keine
Hofnung zum Aufkommen mehr da sey? -- Er
war auch, so lange er den Mantel trug, nie so
guten Muths als izt. --



§. 27.
Was die Meyerin zur Braut macht.

Und seine Frau meynte, es könnte izt gar mit dem
Sonnenwirth gerathen. -- Es kann nicht anderst
seyn, sagte sie, sie hat dem Lumven Rudi nur um
des Junkers willen Hofnung gemacht, und weil es
izt so ist, so ist sie gewiß froh, wenn der Sonnen-
wirth sich wieder meldet.

Es wird sich, wohl geben, wenn er todt ist,
sagte ihr Mann, sie aber antwortete, du kommst
immer mit deinem "Es wird sich wohl geben"

einer jeden Frau im Dorf mehr ausrichten als mit
ihm, vom Morgen bis in die Nacht nachgedacht,
wie er mit Ehren wieder koͤnnte vom Dienſte kom-
men, dem wars izt nicht mehr ſo — wenn er todt
iſt, dachte er, ſo ſagt er mir nichts mehr derglei-
chen, und es ſchien ihm, es moͤchte ihm dann bey
der Stelle recht wohl ſeyn, wann er des Meiſters
los waͤre. — Auch fragte er jedermann, der vom
Schloß in das Dorf kam, ob es auch gewiß wahr
ſey, daß es ſo uͤbel mit ihm ſtehe? und gar keine
Hofnung zum Aufkommen mehr da ſey? — Er
war auch, ſo lange er den Mantel trug, nie ſo
guten Muths als izt. —



§. 27.
Was die Meyerin zur Braut macht.

Und ſeine Frau meynte, es koͤnnte izt gar mit dem
Sonnenwirth gerathen. — Es kann nicht anderſt
ſeyn, ſagte ſie, ſie hat dem Lumven Rudi nur um
des Junkers willen Hofnung gemacht, und weil es
izt ſo iſt, ſo iſt ſie gewiß froh, wenn der Sonnen-
wirth ſich wieder meldet.

Es wird ſich, wohl geben, wenn er todt iſt,
ſagte ihr Mann, ſie aber antwortete, du kommſt
immer mit deinem „Es wird ſich wohl geben„

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[111/0129] einer jeden Frau im Dorf mehr ausrichten als mit ihm, vom Morgen bis in die Nacht nachgedacht, wie er mit Ehren wieder koͤnnte vom Dienſte kom- men, dem wars izt nicht mehr ſo — wenn er todt iſt, dachte er, ſo ſagt er mir nichts mehr derglei- chen, und es ſchien ihm, es moͤchte ihm dann bey der Stelle recht wohl ſeyn, wann er des Meiſters los waͤre. — Auch fragte er jedermann, der vom Schloß in das Dorf kam, ob es auch gewiß wahr ſey, daß es ſo uͤbel mit ihm ſtehe? und gar keine Hofnung zum Aufkommen mehr da ſey? — Er war auch, ſo lange er den Mantel trug, nie ſo guten Muths als izt. — §. 27. Was die Meyerin zur Braut macht. Und ſeine Frau meynte, es koͤnnte izt gar mit dem Sonnenwirth gerathen. — Es kann nicht anderſt ſeyn, ſagte ſie, ſie hat dem Lumven Rudi nur um des Junkers willen Hofnung gemacht, und weil es izt ſo iſt, ſo iſt ſie gewiß froh, wenn der Sonnen- wirth ſich wieder meldet. Es wird ſich, wohl geben, wenn er todt iſt, ſagte ihr Mann, ſie aber antwortete, du kommſt immer mit deinem „Es wird ſich wohl geben„

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/129>, abgerufen am 28.03.2024.