Er zeigte ihnen wie das Baumwollenspin- nen Geld ins Land gebracht, und wie dardurch, wer immer nicht auf das Geld geachtet, nicht damit umzugehen gewußt, zu Grund gegangen.
Und wie viel Bauern vergantet worden, die im Grund 10 mahl mehr besessen als die so ihre Güter erstanden, aber durchs bessere Anbauen von kleinen Stüken derselben in we- nig Jahren in zehenfachen Werth gebracht.
Das Ende seiner Dorfgeschichte war die grosse Lehre: -- Wie viel genauer man in un- sern Zeiten sey; wie viel sorgfaltiger man auf alles schauen, alles ausrechnen und ausspizen müsse, und wie viel grössere Ordnung und Bedächtlichkeit es in allem brauche, wenn der Mensch so zu einem gesunden und freudigen Alter, und seiner Kinder wegen so ruhig unter den Boden kommen wolle, als es vor Alton bey so wenig Leuthen, so wenig Geld, und bey einem so einfachen Leben so leicht möglich gewesen.
Und wenn die guten Kinder am Abend Stüke aus ihrer Dorfgeschichte und aus seinen Lehren mit heimbrachten, so konnten ihre Eltern nicht begreifen, wie der Schulmeister selber dazu ge- kommen, was sie zum Theil selber erlebt und erfahren, und doch nicht erzählen konnten, wie er. -- Und denn gar, wie er das den Kindern so in den Kopf hineinbringe, daß sie es in hrem Alter so begreifen und so erzählen können --
Er zeigte ihnen wie das Baumwollenſpin- nen Geld ins Land gebracht, und wie dardurch, wer immer nicht auf das Geld geachtet, nicht damit umzugehen gewußt, zu Grund gegangen.
Und wie viel Bauern vergantet worden, die im Grund 10 mahl mehr beſeſſen als die ſo ihre Guͤter erſtanden, aber durchs beſſere Anbauen von kleinen Stuͤken derſelben in we- nig Jahren in zehenfachen Werth gebracht.
Das Ende ſeiner Dorfgeſchichte war die groſſe Lehre: — Wie viel genauer man in un- ſern Zeiten ſey; wie viel ſorgfaltiger man auf alles ſchauen, alles ausrechnen und ausſpizen muͤſſe, und wie viel groͤſſere Ordnung und Bedaͤchtlichkeit es in allem brauche, wenn der Menſch ſo zu einem geſunden und freudigen Alter, und ſeiner Kinder wegen ſo ruhig unter den Boden kommen wolle, als es vor Alton bey ſo wenig Leuthen, ſo wenig Geld, und bey einem ſo einfachen Leben ſo leicht moͤglich geweſen.
Und wenn die guten Kinder am Abend Stuͤke aus ihrer Dorfgeſchichte und aus ſeinen Lehren mit heimbrachten, ſo konnten ihre Eltern nicht begreifen, wie der Schulmeiſter ſelber dazu ge- kommen, was ſie zum Theil ſelber erlebt und erfahren, und doch nicht erzaͤhlen konnten, wie er. — Und denn gar, wie er das den Kindern ſo in den Kopf hineinbringe, daß ſie es in hrem Alter ſo begreifen und ſo erzaͤhlen koͤnnen —
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0418"n="396"/><p>Er zeigte ihnen wie das Baumwollenſpin-<lb/>
nen Geld ins Land gebracht, und wie dardurch,<lb/>
wer immer nicht auf das Geld geachtet, nicht<lb/>
damit umzugehen gewußt, zu Grund gegangen.</p><lb/><p>Und wie viel Bauern vergantet worden,<lb/>
die im Grund 10 mahl mehr beſeſſen als die<lb/>ſo ihre Guͤter erſtanden, aber durchs beſſere<lb/>
Anbauen von kleinen Stuͤken derſelben in we-<lb/>
nig Jahren in zehenfachen Werth gebracht.</p><lb/><p>Das Ende ſeiner Dorfgeſchichte war die<lb/>
groſſe Lehre: — Wie viel genauer man in un-<lb/>ſern Zeiten ſey; wie viel ſorgfaltiger man auf<lb/>
alles ſchauen, alles ausrechnen und ausſpizen<lb/>
muͤſſe, und wie viel groͤſſere Ordnung und<lb/>
Bedaͤchtlichkeit es in allem brauche, wenn der<lb/>
Menſch ſo zu einem geſunden und freudigen<lb/>
Alter, und ſeiner Kinder wegen ſo ruhig unter<lb/>
den Boden kommen wolle, als es vor Alton bey<lb/>ſo wenig Leuthen, ſo wenig Geld, und bey einem<lb/>ſo einfachen Leben ſo leicht moͤglich geweſen.</p><lb/><p>Und wenn die guten Kinder am Abend Stuͤke<lb/>
aus ihrer Dorfgeſchichte und aus ſeinen Lehren<lb/>
mit heimbrachten, ſo konnten ihre Eltern nicht<lb/>
begreifen, wie der Schulmeiſter ſelber dazu ge-<lb/>
kommen, was ſie zum Theil ſelber erlebt und<lb/>
erfahren, und doch nicht erzaͤhlen konnten, wie<lb/>
er. — Und denn gar, wie er das den Kindern<lb/>ſo in den Kopf hineinbringe, daß ſie es in hrem<lb/>
Alter ſo begreifen und ſo erzaͤhlen koͤnnen —</p><lb/></div></body></text></TEI>
[396/0418]
Er zeigte ihnen wie das Baumwollenſpin-
nen Geld ins Land gebracht, und wie dardurch,
wer immer nicht auf das Geld geachtet, nicht
damit umzugehen gewußt, zu Grund gegangen.
Und wie viel Bauern vergantet worden,
die im Grund 10 mahl mehr beſeſſen als die
ſo ihre Guͤter erſtanden, aber durchs beſſere
Anbauen von kleinen Stuͤken derſelben in we-
nig Jahren in zehenfachen Werth gebracht.
Das Ende ſeiner Dorfgeſchichte war die
groſſe Lehre: — Wie viel genauer man in un-
ſern Zeiten ſey; wie viel ſorgfaltiger man auf
alles ſchauen, alles ausrechnen und ausſpizen
muͤſſe, und wie viel groͤſſere Ordnung und
Bedaͤchtlichkeit es in allem brauche, wenn der
Menſch ſo zu einem geſunden und freudigen
Alter, und ſeiner Kinder wegen ſo ruhig unter
den Boden kommen wolle, als es vor Alton bey
ſo wenig Leuthen, ſo wenig Geld, und bey einem
ſo einfachen Leben ſo leicht moͤglich geweſen.
Und wenn die guten Kinder am Abend Stuͤke
aus ihrer Dorfgeſchichte und aus ſeinen Lehren
mit heimbrachten, ſo konnten ihre Eltern nicht
begreifen, wie der Schulmeiſter ſelber dazu ge-
kommen, was ſie zum Theil ſelber erlebt und
erfahren, und doch nicht erzaͤhlen konnten, wie
er. — Und denn gar, wie er das den Kindern
ſo in den Kopf hineinbringe, daß ſie es in hrem
Alter ſo begreifen und ſo erzaͤhlen koͤnnen —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/418>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.