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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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Er zeigte ihnen wie das Baumwollenspin-
nen Geld ins Land gebracht, und wie dardurch,
wer immer nicht auf das Geld geachtet, nicht
damit umzugehen gewußt, zu Grund gegangen.

Und wie viel Bauern vergantet worden,
die im Grund 10 mahl mehr besessen als die
so ihre Güter erstanden, aber durchs bessere
Anbauen von kleinen Stüken derselben in we-
nig Jahren in zehenfachen Werth gebracht.

Das Ende seiner Dorfgeschichte war die
grosse Lehre: -- Wie viel genauer man in un-
sern Zeiten sey; wie viel sorgfaltiger man auf
alles schauen, alles ausrechnen und ausspizen
müsse, und wie viel grössere Ordnung und
Bedächtlichkeit es in allem brauche, wenn der
Mensch so zu einem gesunden und freudigen
Alter, und seiner Kinder wegen so ruhig unter
den Boden kommen wolle, als es vor Alton bey
so wenig Leuthen, so wenig Geld, und bey einem
so einfachen Leben so leicht möglich gewesen.

Und wenn die guten Kinder am Abend Stüke
aus ihrer Dorfgeschichte und aus seinen Lehren
mit heimbrachten, so konnten ihre Eltern nicht
begreifen, wie der Schulmeister selber dazu ge-
kommen, was sie zum Theil selber erlebt und
erfahren, und doch nicht erzählen konnten, wie
er. -- Und denn gar, wie er das den Kindern
so in den Kopf hineinbringe, daß sie es in hrem
Alter so begreifen und so erzählen können --


Er zeigte ihnen wie das Baumwollenſpin-
nen Geld ins Land gebracht, und wie dardurch,
wer immer nicht auf das Geld geachtet, nicht
damit umzugehen gewußt, zu Grund gegangen.

Und wie viel Bauern vergantet worden,
die im Grund 10 mahl mehr beſeſſen als die
ſo ihre Guͤter erſtanden, aber durchs beſſere
Anbauen von kleinen Stuͤken derſelben in we-
nig Jahren in zehenfachen Werth gebracht.

Das Ende ſeiner Dorfgeſchichte war die
groſſe Lehre: — Wie viel genauer man in un-
ſern Zeiten ſey; wie viel ſorgfaltiger man auf
alles ſchauen, alles ausrechnen und ausſpizen
muͤſſe, und wie viel groͤſſere Ordnung und
Bedaͤchtlichkeit es in allem brauche, wenn der
Menſch ſo zu einem geſunden und freudigen
Alter, und ſeiner Kinder wegen ſo ruhig unter
den Boden kommen wolle, als es vor Alton bey
ſo wenig Leuthen, ſo wenig Geld, und bey einem
ſo einfachen Leben ſo leicht moͤglich geweſen.

Und wenn die guten Kinder am Abend Stuͤke
aus ihrer Dorfgeſchichte und aus ſeinen Lehren
mit heimbrachten, ſo konnten ihre Eltern nicht
begreifen, wie der Schulmeiſter ſelber dazu ge-
kommen, was ſie zum Theil ſelber erlebt und
erfahren, und doch nicht erzaͤhlen konnten, wie
er. — Und denn gar, wie er das den Kindern
ſo in den Kopf hineinbringe, daß ſie es in hrem
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[396/0418] Er zeigte ihnen wie das Baumwollenſpin- nen Geld ins Land gebracht, und wie dardurch, wer immer nicht auf das Geld geachtet, nicht damit umzugehen gewußt, zu Grund gegangen. Und wie viel Bauern vergantet worden, die im Grund 10 mahl mehr beſeſſen als die ſo ihre Guͤter erſtanden, aber durchs beſſere Anbauen von kleinen Stuͤken derſelben in we- nig Jahren in zehenfachen Werth gebracht. Das Ende ſeiner Dorfgeſchichte war die groſſe Lehre: — Wie viel genauer man in un- ſern Zeiten ſey; wie viel ſorgfaltiger man auf alles ſchauen, alles ausrechnen und ausſpizen muͤſſe, und wie viel groͤſſere Ordnung und Bedaͤchtlichkeit es in allem brauche, wenn der Menſch ſo zu einem geſunden und freudigen Alter, und ſeiner Kinder wegen ſo ruhig unter den Boden kommen wolle, als es vor Alton bey ſo wenig Leuthen, ſo wenig Geld, und bey einem ſo einfachen Leben ſo leicht moͤglich geweſen. Und wenn die guten Kinder am Abend Stuͤke aus ihrer Dorfgeſchichte und aus ſeinen Lehren mit heimbrachten, ſo konnten ihre Eltern nicht begreifen, wie der Schulmeiſter ſelber dazu ge- kommen, was ſie zum Theil ſelber erlebt und erfahren, und doch nicht erzaͤhlen konnten, wie er. — Und denn gar, wie er das den Kindern ſo in den Kopf hineinbringe, daß ſie es in hrem Alter ſo begreifen und ſo erzaͤhlen koͤnnen —

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/418>, abgerufen am 23.11.2024.