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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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Da sagte Therese, sie solle ihr ihns doch
bringen, der Junker habe ihr viel von diesem
schönen Kind geredt, daß es eine Schande,
daß sie diesen Abend bey ihr gewesen, und ihm
nicht nachgefragt habe.

Wenns jezt nur auch erwachet ist, daß ihr
nicht eine Briegerin (weinendes Kind) zu se-
hen bekommt, sagte Gertrud im weggehen.

Therese erwiederte ihr, wek es einmal nicht
auf, es könnte ihm nicht wohl thun.

Gertrud fand ihns wachend, und sprang
mit ihm auf dem Arm in der Reinoldin Haus,
nahm den kleinen Pfausbaken, der auch er-
wachet war, zur Wiege hinaus, troknete ihn,
fäschete ihn ein, machte ihn schöner noch als
ihren eigenen, und brachte dann sie beyde auf
ihren Armen ins Pfarrhaus.

Die Reinoldin sprang auf gegen ihren klei-
nen, als sie ihn sah, und die Junkerin nahm
ihr beyde ab dem Arm, und behielt sie auf ih-
rem Schoos, bis der Junker heimkam; wenn
schon die Weiber einsmal über das andere
zu ihr sagten, sie machen sie naß, und verder-
ben ihr den seidenen Rok.

Als er heimkam, machte sie ihn rathen,
welcher der Reinoldin und welcher der Ger-
trud ihrer seye?

Der Dike da, der so eine Faust macht, und
das Maul zusammenhalt, ist der Reinoldin --

R 4

Da ſagte Thereſe, ſie ſolle ihr ihns doch
bringen, der Junker habe ihr viel von dieſem
ſchoͤnen Kind geredt, daß es eine Schande,
daß ſie dieſen Abend bey ihr geweſen, und ihm
nicht nachgefragt habe.

Wenns jezt nur auch erwachet iſt, daß ihr
nicht eine Briegerin (weinendes Kind) zu ſe-
hen bekommt, ſagte Gertrud im weggehen.

Thereſe erwiederte ihr, wek es einmal nicht
auf, es koͤnnte ihm nicht wohl thun.

Gertrud fand ihns wachend, und ſprang
mit ihm auf dem Arm in der Reinoldin Haus,
nahm den kleinen Pfausbaken, der auch er-
wachet war, zur Wiege hinaus, troknete ihn,
faͤſchete ihn ein, machte ihn ſchoͤner noch als
ihren eigenen, und brachte dann ſie beyde auf
ihren Armen ins Pfarrhaus.

Die Reinoldin ſprang auf gegen ihren klei-
nen, als ſie ihn ſah, und die Junkerin nahm
ihr beyde ab dem Arm, und behielt ſie auf ih-
rem Schoos, bis der Junker heimkam; wenn
ſchon die Weiber einsmal uͤber das andere
zu ihr ſagten, ſie machen ſie naß, und verder-
ben ihr den ſeidenen Rok.

Als er heimkam, machte ſie ihn rathen,
welcher der Reinoldin und welcher der Ger-
trud ihrer ſeye?

Der Dike da, der ſo eine Fauſt macht, und
das Maul zuſammenhalt, iſt der Reinoldin —

R 4
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[263/0285] Da ſagte Thereſe, ſie ſolle ihr ihns doch bringen, der Junker habe ihr viel von dieſem ſchoͤnen Kind geredt, daß es eine Schande, daß ſie dieſen Abend bey ihr geweſen, und ihm nicht nachgefragt habe. Wenns jezt nur auch erwachet iſt, daß ihr nicht eine Briegerin (weinendes Kind) zu ſe- hen bekommt, ſagte Gertrud im weggehen. Thereſe erwiederte ihr, wek es einmal nicht auf, es koͤnnte ihm nicht wohl thun. Gertrud fand ihns wachend, und ſprang mit ihm auf dem Arm in der Reinoldin Haus, nahm den kleinen Pfausbaken, der auch er- wachet war, zur Wiege hinaus, troknete ihn, faͤſchete ihn ein, machte ihn ſchoͤner noch als ihren eigenen, und brachte dann ſie beyde auf ihren Armen ins Pfarrhaus. Die Reinoldin ſprang auf gegen ihren klei- nen, als ſie ihn ſah, und die Junkerin nahm ihr beyde ab dem Arm, und behielt ſie auf ih- rem Schoos, bis der Junker heimkam; wenn ſchon die Weiber einsmal uͤber das andere zu ihr ſagten, ſie machen ſie naß, und verder- ben ihr den ſeidenen Rok. Als er heimkam, machte ſie ihn rathen, welcher der Reinoldin und welcher der Ger- trud ihrer ſeye? Der Dike da, der ſo eine Fauſt macht, und das Maul zuſammenhalt, iſt der Reinoldin — R 4

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/285>, abgerufen am 27.11.2024.