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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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zen Abend darüber ängstlich, wie wenn ihm
das größte Unglük begegnet.

§. 60.
Man muß im Innern hohen Adel haben,
um ohne Gefahr Baurenleuth so na-
he an sich zu absizen lassen zu dörfen.

Die Reinoldin, das Mareylj und die Ger-
trud waren schon eine Weile im Pfarr-
haus als die Herren heimkamen.

Und Therese und die Frau Pfarrerin gaben
den Baurenweibern von ihrem Thee und tha-
ten ihnen Nidel und Zuker darein, dreymal
mehr als sie einer Stadtfrau hätten darein
thun dörfen und, weil sie es tranken, fragte die
Junkerin, ob sie dergleichen auch schon gehabt?
Ihrer zwo sagten, nein; aber Gertrud: der
Junker habe ihr und ihrem Kind unter der
Linde, als sie das erstemal ins Schloß gekom-
men, gegeben. Sie sezte hinzu, ich denke mein
Lebtag daran, wie wohl es mir auf dem Heim-
weg gemacht! --

Die Reinoldin fiel ihr ins Wort, und sagte:
nein, du bist gewiß verirret, es hat dir etwas
anders auf dem Heimweg so wohl gemacht!

Du hast recht, sagte Gertrud, aber das hat
mir doch auch wohl gethan, und meinem Klei-
nen darzu.


zen Abend daruͤber aͤngſtlich, wie wenn ihm
das groͤßte Ungluͤk begegnet.

§. 60.
Man muß im Innern hohen Adel haben,
um ohne Gefahr Baurenleuth ſo na-
he an ſich zu abſizen laſſen zu doͤrfen.

Die Reinoldin, das Mareylj und die Ger-
trud waren ſchon eine Weile im Pfarr-
haus als die Herren heimkamen.

Und Thereſe und die Frau Pfarrerin gaben
den Baurenweibern von ihrem Thee und tha-
ten ihnen Nidel und Zuker darein, dreymal
mehr als ſie einer Stadtfrau haͤtten darein
thun doͤrfen und, weil ſie es tranken, fragte die
Junkerin, ob ſie dergleichen auch ſchon gehabt?
Ihrer zwo ſagten, nein; aber Gertrud: der
Junker habe ihr und ihrem Kind unter der
Linde, als ſie das erſtemal ins Schloß gekom-
men, gegeben. Sie ſezte hinzu, ich denke mein
Lebtag daran, wie wohl es mir auf dem Heim-
weg gemacht! —

Die Reinoldin fiel ihr ins Wort, und ſagte:
nein, du biſt gewiß verirret, es hat dir etwas
anders auf dem Heimweg ſo wohl gemacht!

Du haſt recht, ſagte Gertrud, aber das hat
mir doch auch wohl gethan, und meinem Klei-
nen darzu.


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[262/0284] zen Abend daruͤber aͤngſtlich, wie wenn ihm das groͤßte Ungluͤk begegnet. §. 60. Man muß im Innern hohen Adel haben, um ohne Gefahr Baurenleuth ſo na- he an ſich zu abſizen laſſen zu doͤrfen. Die Reinoldin, das Mareylj und die Ger- trud waren ſchon eine Weile im Pfarr- haus als die Herren heimkamen. Und Thereſe und die Frau Pfarrerin gaben den Baurenweibern von ihrem Thee und tha- ten ihnen Nidel und Zuker darein, dreymal mehr als ſie einer Stadtfrau haͤtten darein thun doͤrfen und, weil ſie es tranken, fragte die Junkerin, ob ſie dergleichen auch ſchon gehabt? Ihrer zwo ſagten, nein; aber Gertrud: der Junker habe ihr und ihrem Kind unter der Linde, als ſie das erſtemal ins Schloß gekom- men, gegeben. Sie ſezte hinzu, ich denke mein Lebtag daran, wie wohl es mir auf dem Heim- weg gemacht! — Die Reinoldin fiel ihr ins Wort, und ſagte: nein, du biſt gewiß verirret, es hat dir etwas anders auf dem Heimweg ſo wohl gemacht! Du haſt recht, ſagte Gertrud, aber das hat mir doch auch wohl gethan, und meinem Klei- nen darzu.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/284>, abgerufen am 23.11.2024.