Meyerin. Es weißt einer nicht, eine ge- wisse Feißte hindert doch sicher an vielem.
Vögtin. Du weist nicht, was du anbrin- gen willst, aber es ist doch besser gesund und reich und feißt seyn, als arm, mager, und schwindsüchtig --
Meyerin. Das ist gewiß wahr.
Vögtin. Aber du erkennst es nicht, und ich sehe wohl du bist am einten Ort blind, und am andern sihest mehr als da ist.
Meyerin. -- Aber wenn du etwa den Rudj meyntest, so ist er doch weder schwind- süchtig noch arm.
Vögtin. Ich möchte nicht reden, wenn du ihm die Schwindsucht nicht ansiehest.
Meyerin. Ich sehe sie ihm einmal nicht an.
Vögtin. Nu, ich kann dich nicht sehen ma- chen, was du nicht sehen willst; -- aber mit der Armuth, -- wenn du etwa meynst, seine Matte sey etwas, so must wissen: es sind fünf Kinder da, und das Weibergut fort.
Meyerin. Die Matte ist unter Brüdern 3000 Gulden werth, und es ist nicht 500 Gulden Muttergut da gewesen.
Vögtin. Ich möcht von 3000 Gulden nicht reden; wenn des Hummels seine Wirthshaus und Mezggülle (Jauche) nicht mehr auf die Matte kommt, du wirst sehen, wie sie ab-
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Meyerin. Es weißt einer nicht, eine ge- wiſſe Feißte hindert doch ſicher an vielem.
Voͤgtin. Du weiſt nicht, was du anbrin- gen willſt, aber es iſt doch beſſer geſund und reich und feißt ſeyn, als arm, mager, und ſchwindſuͤchtig —
Meyerin. Das iſt gewiß wahr.
Voͤgtin. Aber du erkennſt es nicht, und ich ſehe wohl du biſt am einten Ort blind, und am andern ſiheſt mehr als da iſt.
Meyerin. — Aber wenn du etwa den Rudj meynteſt, ſo iſt er doch weder ſchwind- ſuͤchtig noch arm.
Voͤgtin. Ich moͤchte nicht reden, wenn du ihm die Schwindſucht nicht anſieheſt.
Meyerin. Ich ſehe ſie ihm einmal nicht an.
Voͤgtin. Nu, ich kann dich nicht ſehen ma- chen, was du nicht ſehen willſt; — aber mit der Armuth, — wenn du etwa meynſt, ſeine Matte ſey etwas, ſo muſt wiſſen: es ſind fuͤnf Kinder da, und das Weibergut fort.
Meyerin. Die Matte iſt unter Bruͤdern 3000 Gulden werth, und es iſt nicht 500 Gulden Muttergut da geweſen.
Voͤgtin. Ich moͤcht von 3000 Gulden nicht reden; wenn des Hummels ſeine Wirthshaus und Mezgguͤlle (Jauche) nicht mehr auf die Matte kommt, du wirſt ſehen, wie ſie ab-
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Meyerin. Es weißt einer nicht, eine ge-
wiſſe Feißte hindert doch ſicher an vielem.
Voͤgtin. Du weiſt nicht, was du anbrin-
gen willſt, aber es iſt doch beſſer geſund und
reich und feißt ſeyn, als arm, mager, und
ſchwindſuͤchtig —
Meyerin. Das iſt gewiß wahr.
Voͤgtin. Aber du erkennſt es nicht, und
ich ſehe wohl du biſt am einten Ort blind,
und am andern ſiheſt mehr als da iſt.
Meyerin. — Aber wenn du etwa den
Rudj meynteſt, ſo iſt er doch weder ſchwind-
ſuͤchtig noch arm.
Voͤgtin. Ich moͤchte nicht reden, wenn
du ihm die Schwindſucht nicht anſieheſt.
Meyerin. Ich ſehe ſie ihm einmal nicht an.
Voͤgtin. Nu, ich kann dich nicht ſehen ma-
chen, was du nicht ſehen willſt; — aber mit
der Armuth, — wenn du etwa meynſt, ſeine
Matte ſey etwas, ſo muſt wiſſen: es ſind fuͤnf
Kinder da, und das Weibergut fort.
Meyerin. Die Matte iſt unter Bruͤdern
3000 Gulden werth, und es iſt nicht 500
Gulden Muttergut da geweſen.
Voͤgtin. Ich moͤcht von 3000 Gulden nicht
reden; wenn des Hummels ſeine Wirthshaus
und Mezgguͤlle (Jauche) nicht mehr auf die
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/219>, abgerufen am 30.04.2024.
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