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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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es wird, denke ich, noch jezt euere Meynug
seyn.

Vogt. Du kannst dirs wohl einbilden.

Meyertn. Ich bilde mirs freylich ein, aber
dann hingegen hätte ich mir nicht eingebildet,
daß du, weils so ist, doch dem Junker etwas
anders versprechen würdest.

Vogt. Zank jezt nicht mir, ich bin ja sonst
genug zwischen Thür und Angel.

Meyerin. Man muß nur machen, wie
du, so ist man denn bald zwischen Thür und
Angel. --

Vogt. Was mache ich denn?

Meyerin. Du solltest dich schämen, so bist
ein Tropf, seitdem du Untervogt bist. Ich bin
ein Weibervolk, aber ich ließ mich vor keinem
Menschen mehr sehen, wenn ich ein einziges
mal zum Vorschein kommen sollte, wie du
jezt Thorenbub! --

§. 32.
Wenn die Milch kochet, und überlaufen
will, so schütten die Weiber nur ein
paar Tropfen kalten Wassers darein.

Mit dem ließ sie ihn stehen, und suchte ihre
Schuh zum Wandern; er aber ringgelte
indessen seine Ueberstrümpf ein, und fragte sie

es wird, denke ich, noch jezt euere Meynug
ſeyn.

Vogt. Du kannſt dirs wohl einbilden.

Meyertn. Ich bilde mirs freylich ein, aber
dann hingegen haͤtte ich mir nicht eingebildet,
daß du, weils ſo iſt, doch dem Junker etwas
anders verſprechen wuͤrdeſt.

Vogt. Zank jezt nicht mir, ich bin ja ſonſt
genug zwiſchen Thuͤr und Angel.

Meyerin. Man muß nur machen, wie
du, ſo iſt man denn bald zwiſchen Thuͤr und
Angel. —

Vogt. Was mache ich denn?

Meyerin. Du ſollteſt dich ſchaͤmen, ſo biſt
ein Tropf, ſeitdem du Untervogt biſt. Ich bin
ein Weibervolk, aber ich ließ mich vor keinem
Menſchen mehr ſehen, wenn ich ein einziges
mal zum Vorſchein kommen ſollte, wie du
jezt Thorenbub! —

§. 32.
Wenn die Milch kochet, und uͤberlaufen
will, ſo ſchuͤtten die Weiber nur ein
paar Tropfen kalten Waſſers darein.

Mit dem ließ ſie ihn ſtehen, und ſuchte ihre
Schuh zum Wandern; er aber ringgelte
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[153/0175] es wird, denke ich, noch jezt euere Meynug ſeyn. Vogt. Du kannſt dirs wohl einbilden. Meyertn. Ich bilde mirs freylich ein, aber dann hingegen haͤtte ich mir nicht eingebildet, daß du, weils ſo iſt, doch dem Junker etwas anders verſprechen wuͤrdeſt. Vogt. Zank jezt nicht mir, ich bin ja ſonſt genug zwiſchen Thuͤr und Angel. Meyerin. Man muß nur machen, wie du, ſo iſt man denn bald zwiſchen Thuͤr und Angel. — Vogt. Was mache ich denn? Meyerin. Du ſollteſt dich ſchaͤmen, ſo biſt ein Tropf, ſeitdem du Untervogt biſt. Ich bin ein Weibervolk, aber ich ließ mich vor keinem Menſchen mehr ſehen, wenn ich ein einziges mal zum Vorſchein kommen ſollte, wie du jezt Thorenbub! — §. 32. Wenn die Milch kochet, und uͤberlaufen will, ſo ſchuͤtten die Weiber nur ein paar Tropfen kalten Waſſers darein. Mit dem ließ ſie ihn ſtehen, und ſuchte ihre Schuh zum Wandern; er aber ringgelte indeſſen ſeine Ueberſtruͤmpf ein, und fragte ſie

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/175>, abgerufen am 23.11.2024.