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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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Sie behauptete ihnen unter die Nase, es
feye die größte Narrheit, was sie abreden,
sie könnens doch nicht halten, sie sollen nur
auch denken, wenn heut die Kinder hungern,
und sie selber Schuh oder einen Rok nöthig
haben, und es Winter sey, und kalt, ob's ih-
nen denn möglich, das Geld so liegen zu las-
sen, und nicht anzurühren, und Mangel zu
leiden? Und sollen doch auch nicht so einfältig
seyn, und sich dergleichen Sachen einbilden,
sie wolle ihren Kopf dran sezen, sie können es
nicht; aber denn habt ihr eine schöne Arbeit,
denket an mich. Zuerst habt ihr euch das gan-
ze Dorf über den Kopf gerichtet, und hinten
nach euere Kinder selber, und den Junker
auch. Fraget nur nach, er hat schon an der
Gemeind darauf gedeutet, und gesagt, wenn
die Sach versprochen sey, so wolle er dann auch
dabey seyn, und machen, daß sie müsse gehal-
ten seyn. -- Es kann so kommen, -- es kann
so kommen, Frau Gevatter! sagten, fast eh'
sie noch ausgeredt, die Spinnerweiber, und
sezten hinzu: Nein, nein, wir brauchen nie-
mand vor den Kopf zu stossen, wir haben des-
sen gar nicht nöthig, und denn euch auch gar
nicht, wir haben schon viel zu viel Gutes von
euch genossen. -- Man hats uns auch so an-
gegeben, und wir haben gar nicht gewußt, daß
ihr das so übel nehmet. -- Hie und da seufzte

Sie behauptete ihnen unter die Naſe, es
feye die groͤßte Narrheit, was ſie abreden,
ſie koͤnnens doch nicht halten, ſie ſollen nur
auch denken, wenn heut die Kinder hungern,
und ſie ſelber Schuh oder einen Rok noͤthig
haben, und es Winter ſey, und kalt, ob’s ih-
nen denn moͤglich, das Geld ſo liegen zu laſ-
ſen, und nicht anzuruͤhren, und Mangel zu
leiden? Und ſollen doch auch nicht ſo einfaͤltig
ſeyn, und ſich dergleichen Sachen einbilden,
ſie wolle ihren Kopf dran ſezen, ſie koͤnnen es
nicht; aber denn habt ihr eine ſchoͤne Arbeit,
denket an mich. Zuerſt habt ihr euch das gan-
ze Dorf uͤber den Kopf gerichtet, und hinten
nach euere Kinder ſelber, und den Junker
auch. Fraget nur nach, er hat ſchon an der
Gemeind darauf gedeutet, und geſagt, wenn
die Sach verſprochen ſey, ſo wolle er dann auch
dabey ſeyn, und machen, daß ſie muͤſſe gehal-
ten ſeyn. — Es kann ſo kommen, — es kann
ſo kommen, Frau Gevatter! ſagten, faſt eh’
ſie noch ausgeredt, die Spinnerweiber, und
ſezten hinzu: Nein, nein, wir brauchen nie-
mand vor den Kopf zu ſtoſſen, wir haben deſ-
ſen gar nicht noͤthig, und denn euch auch gar
nicht, wir haben ſchon viel zu viel Gutes von
euch genoſſen. — Man hats uns auch ſo an-
gegeben, und wir haben gar nicht gewußt, daß
ihr das ſo uͤbel nehmet. — Hie und da ſeufzte

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[137/0159] Sie behauptete ihnen unter die Naſe, es feye die groͤßte Narrheit, was ſie abreden, ſie koͤnnens doch nicht halten, ſie ſollen nur auch denken, wenn heut die Kinder hungern, und ſie ſelber Schuh oder einen Rok noͤthig haben, und es Winter ſey, und kalt, ob’s ih- nen denn moͤglich, das Geld ſo liegen zu laſ- ſen, und nicht anzuruͤhren, und Mangel zu leiden? Und ſollen doch auch nicht ſo einfaͤltig ſeyn, und ſich dergleichen Sachen einbilden, ſie wolle ihren Kopf dran ſezen, ſie koͤnnen es nicht; aber denn habt ihr eine ſchoͤne Arbeit, denket an mich. Zuerſt habt ihr euch das gan- ze Dorf uͤber den Kopf gerichtet, und hinten nach euere Kinder ſelber, und den Junker auch. Fraget nur nach, er hat ſchon an der Gemeind darauf gedeutet, und geſagt, wenn die Sach verſprochen ſey, ſo wolle er dann auch dabey ſeyn, und machen, daß ſie muͤſſe gehal- ten ſeyn. — Es kann ſo kommen, — es kann ſo kommen, Frau Gevatter! ſagten, faſt eh’ ſie noch ausgeredt, die Spinnerweiber, und ſezten hinzu: Nein, nein, wir brauchen nie- mand vor den Kopf zu ſtoſſen, wir haben deſ- ſen gar nicht noͤthig, und denn euch auch gar nicht, wir haben ſchon viel zu viel Gutes von euch genoſſen. — Man hats uns auch ſo an- gegeben, und wir haben gar nicht gewußt, daß ihr das ſo uͤbel nehmet. — Hie und da ſeufzte

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/159>, abgerufen am 10.10.2024.