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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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denn als die Väter mit dem Bericht vom Jun-
ker heimkamen, war unter zehen Spinner-
weibern kaum eine, die nicht den Kopf schüttel-
te. Weit die meisten sagten, der Junker sey
ein Narr, daß er so etwas glaube, sie aber,
nämlich ihre Männer noch weit die grössern,
daß sie sich es angeben lassen. Was wollte
doch, sagten sie, so ein Herr auf einem Schloß,
wo alles vollauf ist, von ihrer Ordnung wis-
sen, und urtheilen können, was in ihren Häu-
sern, wo man sich des Bettlens kaum erwehren
kann, möglich oder nicht möglich ist? Wir
bringen ja manchmal, wenn wir uns nicht
wohl darnach richten, nicht einen Bazen zu
Salz für, und ihr dörfet es ins Maul nehmen
von Dublonen erspahren zu reden; etliche,
und das von den allerliederlichsten sagten gar,
wenn doch die Männer nur nicht wollten von
der Haushaltung reden, sie wissen überall
nicht, was eine Haushaltung ist? Dieses Wort
ist Bedeutungsreich im Maul von unordent-
lichen Weibern. Und die Weiber von Bonnal
widersezten sich diesem zwey Bazen spahren aus
keinem andern Grund, als weil sie der Unord-
nung gewohnt, sich scheueten, etwas anzufan-
gen, das, wie sie wohl sahen, zur Ordnung
und zum Rechnung geben, führen könnte, aber
sie wurden diesmal nicht meister; die Männer
hattens versprochen und wolltens jezt haben.

denn als die Vaͤter mit dem Bericht vom Jun-
ker heimkamen, war unter zehen Spinner-
weibern kaum eine, die nicht den Kopf ſchuͤttel-
te. Weit die meiſten ſagten, der Junker ſey
ein Narr, daß er ſo etwas glaube, ſie aber,
naͤmlich ihre Maͤnner noch weit die groͤſſern,
daß ſie ſich es angeben laſſen. Was wollte
doch, ſagten ſie, ſo ein Herr auf einem Schloß,
wo alles vollauf iſt, von ihrer Ordnung wiſ-
ſen, und urtheilen koͤnnen, was in ihren Haͤu-
ſern, wo man ſich des Bettlens kaum erwehren
kann, moͤglich oder nicht moͤglich iſt? Wir
bringen ja manchmal, wenn wir uns nicht
wohl darnach richten, nicht einen Bazen zu
Salz fuͤr, und ihr doͤrfet es ins Maul nehmen
von Dublonen erſpahren zu reden; etliche,
und das von den allerliederlichſten ſagten gar,
wenn doch die Maͤnner nur nicht wollten von
der Haushaltung reden, ſie wiſſen uͤberall
nicht, was eine Haushaltung iſt? Dieſes Wort
iſt Bedeutungsreich im Maul von unordent-
lichen Weibern. Und die Weiber von Bonnal
widerſezten ſich dieſem zwey Bazen ſpahren aus
keinem andern Grund, als weil ſie der Unord-
nung gewohnt, ſich ſcheueten, etwas anzufan-
gen, das, wie ſie wohl ſahen, zur Ordnung
und zum Rechnung geben, fuͤhren koͤnnte, aber
ſie wurden diesmal nicht meiſter; die Maͤnner
hattens verſprochen und wolltens jezt haben.

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[134/0156] denn als die Vaͤter mit dem Bericht vom Jun- ker heimkamen, war unter zehen Spinner- weibern kaum eine, die nicht den Kopf ſchuͤttel- te. Weit die meiſten ſagten, der Junker ſey ein Narr, daß er ſo etwas glaube, ſie aber, naͤmlich ihre Maͤnner noch weit die groͤſſern, daß ſie ſich es angeben laſſen. Was wollte doch, ſagten ſie, ſo ein Herr auf einem Schloß, wo alles vollauf iſt, von ihrer Ordnung wiſ- ſen, und urtheilen koͤnnen, was in ihren Haͤu- ſern, wo man ſich des Bettlens kaum erwehren kann, moͤglich oder nicht moͤglich iſt? Wir bringen ja manchmal, wenn wir uns nicht wohl darnach richten, nicht einen Bazen zu Salz fuͤr, und ihr doͤrfet es ins Maul nehmen von Dublonen erſpahren zu reden; etliche, und das von den allerliederlichſten ſagten gar, wenn doch die Maͤnner nur nicht wollten von der Haushaltung reden, ſie wiſſen uͤberall nicht, was eine Haushaltung iſt? Dieſes Wort iſt Bedeutungsreich im Maul von unordent- lichen Weibern. Und die Weiber von Bonnal widerſezten ſich dieſem zwey Bazen ſpahren aus keinem andern Grund, als weil ſie der Unord- nung gewohnt, ſich ſcheueten, etwas anzufan- gen, das, wie ſie wohl ſahen, zur Ordnung und zum Rechnung geben, fuͤhren koͤnnte, aber ſie wurden diesmal nicht meiſter; die Maͤnner hattens verſprochen und wolltens jezt haben.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/156>, abgerufen am 14.10.2024.