ihr, und saß auf ihrem Beth als der Michel mit des Junkers Geiß in ihre Stube hinein- kam.
Weder der Mann noch die Frau konnten ein Wort herausbringen. Ohne zu danken übernahm sie das Thier. Der Michel ver- stuhnd ihre stumme Sprache, und es trieb ihn schnell wieder zur Stube hinaus, daß diesen Leuthen leichter werde. Aber der Pfarrer dankte ihm für sie, und dann theilte er auch ihre Freude mit ihnen als sie sich wieder er- hohlt.
In ihrer Freude trieben die guten Kinder das Thier ihm wie auf den Schooß, und es war ihm innig wohl, da es den Kopf auf sei- nem Schooß hatte.
Es erquikte die Frau im Beth selber, sie nahm die welke Hand, unter ihrer Deke her- vor, tätschelte das Thier, und krebelte ihm zwischen den Hörnern.
Und während daß sie ihns tätschelte und ihm krebelte, dankte sie dem lieben Gott, der ihr das End ihres Lebens noch so erquikt; aber sie seufzete dabey, und empfand, daß sie diesen allgemeinen guten Menschen-Gott, bis an ihr End nicht erkannt, und ihr ganzes Leben ei- nen Meynungen-Gott verehret. Sie tröste- te sich ihres Irrthums und sah zufrieden das Thier an, und gelustete so gar von seiner
ihr, und ſaß auf ihrem Beth als der Michel mit des Junkers Geiß in ihre Stube hinein- kam.
Weder der Mann noch die Frau konnten ein Wort herausbringen. Ohne zu danken uͤbernahm ſie das Thier. Der Michel ver- ſtuhnd ihre ſtumme Sprache, und es trieb ihn ſchnell wieder zur Stube hinaus, daß dieſen Leuthen leichter werde. Aber der Pfarrer dankte ihm fuͤr ſie, und dann theilte er auch ihre Freude mit ihnen als ſie ſich wieder er- hohlt.
In ihrer Freude trieben die guten Kinder das Thier ihm wie auf den Schooß, und es war ihm innig wohl, da es den Kopf auf ſei- nem Schooß hatte.
Es erquikte die Frau im Beth ſelber, ſie nahm die welke Hand, unter ihrer Deke her- vor, taͤtſchelte das Thier, und krebelte ihm zwiſchen den Hoͤrnern.
Und waͤhrend daß ſie ihns taͤtſchelte und ihm krebelte, dankte ſie dem lieben Gott, der ihr das End ihres Lebens noch ſo erquikt; aber ſie ſeufzete dabey, und empfand, daß ſie dieſen allgemeinen guten Menſchen-Gott, bis an ihr End nicht erkannt, und ihr ganzes Leben ei- nen Meynungen-Gott verehret. Sie troͤſte- te ſich ihres Irrthums und ſah zufrieden das Thier an, und geluſtete ſo gar von ſeiner
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ihr, und ſaß auf ihrem Beth als der Michel
mit des Junkers Geiß in ihre Stube hinein-
kam.
Weder der Mann noch die Frau konnten
ein Wort herausbringen. Ohne zu danken
uͤbernahm ſie das Thier. Der Michel ver-
ſtuhnd ihre ſtumme Sprache, und es trieb ihn
ſchnell wieder zur Stube hinaus, daß dieſen
Leuthen leichter werde. Aber der Pfarrer
dankte ihm fuͤr ſie, und dann theilte er auch
ihre Freude mit ihnen als ſie ſich wieder er-
hohlt.
In ihrer Freude trieben die guten Kinder
das Thier ihm wie auf den Schooß, und es
war ihm innig wohl, da es den Kopf auf ſei-
nem Schooß hatte.
Es erquikte die Frau im Beth ſelber, ſie
nahm die welke Hand, unter ihrer Deke her-
vor, taͤtſchelte das Thier, und krebelte ihm
zwiſchen den Hoͤrnern.
Und waͤhrend daß ſie ihns taͤtſchelte und ihm
krebelte, dankte ſie dem lieben Gott, der ihr
das End ihres Lebens noch ſo erquikt; aber ſie
ſeufzete dabey, und empfand, daß ſie dieſen
allgemeinen guten Menſchen-Gott, bis an ihr
End nicht erkannt, und ihr ganzes Leben ei-
nen Meynungen-Gott verehret. Sie troͤſte-
te ſich ihres Irrthums und ſah zufrieden das
Thier an, und geluſtete ſo gar von ſeiner
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/152>, abgerufen am 11.10.2024.
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