Milch, da sie doch schon etliche Tage nicht das geringste als ihr Kräuterwasser zu sich genom- men. -- Da melchte ihr Mann die Geiß in ein brandschwarzes Beken; es war das einige das sie im Haus hatten. Er zitterte als er da mit der einen Hand ihr den Löffel vor's Maul hielt, und mit der andern, die ihre an sich zu- drükte, und Thränen fielen auf sie herab, und als er wohlbekomms dir liebe Frau! Mutter! dazu sagte. -- Die Kinder führten dann das Thier in ihren Stall, und suchten ihr an al- len Heken Laub und Streue.
§. 26. Das Andenken an eine Großmutter.
In des Rudis Stube sinneten die guten Kin- der, da sie ihre Geiß unter den Händen hatten, an die liebe Großmutter selig. Da der Vater und alle Kinder so um sie herum stuhnden, sagte das Nännlj, weist du auch noch Vater, die Großmutter hat noch gesagt, wir müssen noch eine Geiß haben. --
Ja freylich, weiß ich es noch, sagte der Vater. --
Und das Kind: es ist doch auch wie wenn sie gewüßt hätte, wie es gehen werde, so hat sie noch allerley gesagt, wie es da gekommen.
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Milch, da ſie doch ſchon etliche Tage nicht das geringſte als ihr Kraͤuterwaſſer zu ſich genom- men. — Da melchte ihr Mann die Geiß in ein brandſchwarzes Beken; es war das einige das ſie im Haus hatten. Er zitterte als er da mit der einen Hand ihr den Loͤffel vor’s Maul hielt, und mit der andern, die ihre an ſich zu- druͤkte, und Thraͤnen fielen auf ſie herab, und als er wohlbekomms dir liebe Frau! Mutter! dazu ſagte. — Die Kinder fuͤhrten dann das Thier in ihren Stall, und ſuchten ihr an al- len Heken Laub und Streue.
§. 26. Das Andenken an eine Großmutter.
In des Rudis Stube ſinneten die guten Kin- der, da ſie ihre Geiß unter den Haͤnden hatten, an die liebe Großmutter ſelig. Da der Vater und alle Kinder ſo um ſie herum ſtuhnden, ſagte das Naͤnnlj, weiſt du auch noch Vater, die Großmutter hat noch geſagt, wir muͤſſen noch eine Geiß haben. —
Ja freylich, weiß ich es noch, ſagte der Vater. —
Und das Kind: es iſt doch auch wie wenn ſie gewuͤßt haͤtte, wie es gehen werde, ſo hat ſie noch allerley geſagt, wie es da gekommen.
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Milch, da ſie doch ſchon etliche Tage nicht das
geringſte als ihr Kraͤuterwaſſer zu ſich genom-
men. — Da melchte ihr Mann die Geiß in
ein brandſchwarzes Beken; es war das einige
das ſie im Haus hatten. Er zitterte als er da
mit der einen Hand ihr den Loͤffel vor’s Maul
hielt, und mit der andern, die ihre an ſich zu-
druͤkte, und Thraͤnen fielen auf ſie herab, und
als er wohlbekomms dir liebe Frau! Mutter!
dazu ſagte. — Die Kinder fuͤhrten dann das
Thier in ihren Stall, und ſuchten ihr an al-
len Heken Laub und Streue.
§. 26.
Das Andenken an eine Großmutter.
In des Rudis Stube ſinneten die guten Kin-
der, da ſie ihre Geiß unter den Haͤnden
hatten, an die liebe Großmutter ſelig. Da
der Vater und alle Kinder ſo um ſie herum
ſtuhnden, ſagte das Naͤnnlj, weiſt du auch noch
Vater, die Großmutter hat noch geſagt, wir
muͤſſen noch eine Geiß haben. —
Ja freylich, weiß ich es noch, ſagte der
Vater. —
Und das Kind: es iſt doch auch wie wenn
ſie gewuͤßt haͤtte, wie es gehen werde, ſo hat
ſie noch allerley geſagt, wie es da gekommen.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/153>, abgerufen am 09.10.2024.
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