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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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wollen dir die Vorgesezten alle für deiner
Lebtag an die Hand gehen, daß du Brod
halber ruhig schlafen kannst; aber wenn du
schwazest, und sie auch ins Spiel hinein zie-
hest, so zähl darauf, daß du keinen Men-
schen im Dorf findest, der dir auch nur ein
Stük Brod giebt, wenn er dich vor ihm zu
Hunger sterben sieht: Das ist, warum ich
da bin, und warum ich mich zu dir in die
Stube geschlichen.

Der Vogt war über diesen plötzlichen An-
trag sehr betroffen, wußte einen Augenblik
nicht, was er antworten sollte, und sagte
dann ganz wehmüthig zum Kalberleder: Jch
habe geglaubt, du seyest blos aus Freund-
lichkeit für mich da.

Jch bin izt dafür da, und möchte gern
eine Antwort, sagte der Kalberleder, und
sah ihn an, wie wenn er ihn durchstechen
wollte.

Jch kann nicht helffen, ihr könnet mit mir
handeln, wie ihr wollet, antwortete der Vogt.

Und der Kalberleder -- Du hast hiemit
schon geschwazt?

Vogt. Jch kanns nicht laugnen.

Kalberleder. Ach! wenn du willt, du kannst
alles wieder zurük nehmen und verdrehen.

Vogt. Jch thue es nicht.

Kalberleder. So!

Vogt.
D 2

wollen dir die Vorgeſezten alle fuͤr deiner
Lebtag an die Hand gehen, daß du Brod
halber ruhig ſchlafen kannſt; aber wenn du
ſchwazeſt, und ſie auch ins Spiel hinein zie-
heſt, ſo zaͤhl darauf, daß du keinen Men-
ſchen im Dorf findeſt, der dir auch nur ein
Stuͤk Brod giebt, wenn er dich vor ihm zu
Hunger ſterben ſieht: Das iſt, warum ich
da bin, und warum ich mich zu dir in die
Stube geſchlichen.

Der Vogt war uͤber dieſen ploͤtzlichen An-
trag ſehr betroffen, wußte einen Augenblik
nicht, was er antworten ſollte, und ſagte
dann ganz wehmuͤthig zum Kalberleder: Jch
habe geglaubt, du ſeyeſt blos aus Freund-
lichkeit fuͤr mich da.

Jch bin izt dafuͤr da, und moͤchte gern
eine Antwort, ſagte der Kalberleder, und
ſah ihn an, wie wenn er ihn durchſtechen
wollte.

Jch kann nicht helffen, ihr koͤnnet mit mir
handeln, wie ihr wollet, antwortete der Vogt.

Und der Kalberleder — Du haſt hiemit
ſchon geſchwazt?

Vogt. Jch kanns nicht laugnen.

Kalberleder. Ach! weñ du willt, du kañſt
alles wieder zuruͤk nehmen und verdrehen.

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Kalberleder. So!

Vogt.
D 2
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[51/0069] wollen dir die Vorgeſezten alle fuͤr deiner Lebtag an die Hand gehen, daß du Brod halber ruhig ſchlafen kannſt; aber wenn du ſchwazeſt, und ſie auch ins Spiel hinein zie- heſt, ſo zaͤhl darauf, daß du keinen Men- ſchen im Dorf findeſt, der dir auch nur ein Stuͤk Brod giebt, wenn er dich vor ihm zu Hunger ſterben ſieht: Das iſt, warum ich da bin, und warum ich mich zu dir in die Stube geſchlichen. Der Vogt war uͤber dieſen ploͤtzlichen An- trag ſehr betroffen, wußte einen Augenblik nicht, was er antworten ſollte, und ſagte dann ganz wehmuͤthig zum Kalberleder: Jch habe geglaubt, du ſeyeſt blos aus Freund- lichkeit fuͤr mich da. Jch bin izt dafuͤr da, und moͤchte gern eine Antwort, ſagte der Kalberleder, und ſah ihn an, wie wenn er ihn durchſtechen wollte. Jch kann nicht helffen, ihr koͤnnet mit mir handeln, wie ihr wollet, antwortete der Vogt. Und der Kalberleder — Du haſt hiemit ſchon geſchwazt? Vogt. Jch kanns nicht laugnen. Kalberleder. Ach! weñ du willt, du kañſt alles wieder zuruͤk nehmen und verdrehen. Vogt. Jch thue es nicht. Kalberleder. So! Vogt. D 2

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/69>, abgerufen am 23.11.2024.