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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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§. 13.
Ein Bauren-Rath.

Da brachte der Kienholz den Versammel-
ten den Vorschlag vor, aber weil er
Geld kostete, war nicht alles einer Meynung.
Hie und da rief einer überlaut: Bey meiner
Seele, ich gebe keinen Häller dran, und
der Rabser sagte deutsch: Wenn er ihn vor
sich zu Hunger sterben sähe, er gäb ihm kein
Stük Brod: Aber man fuhr ihm übers
Maul: Du Narr, du must das Stük Brod
dir selber und nicht ihm geben -- sagte der
Hügi, und der Kienholz sezte hinzu: Jhr
Donnern, es merkt etwa ein Jeder, was
auf uns wartet, wenn wir ihm das Maul
nicht zuthun.

Man wird uns nicht alle hängen, erwie-
derte der eisgraue Mooßbauer, ders mit
dem Rabser hielte.

Wenn ihr allein wäret, ihr könntets un-
serthalben probieren. -- Aber wir wollen
nicht mithalten, sagten die andern.

Es ist da nichts anders, sagte der Hügi,
wenns fehlt, sind dann die Großmäuler die
ersten, die sich die Haar aus dem Kopf her-
aus rauffen wollen.

Ja
§. 13.
Ein Bauren-Rath.

Da brachte der Kienholz den Verſammel-
ten den Vorſchlag vor, aber weil er
Geld koſtete, war nicht alles einer Meynung.
Hie und da rief einer uͤberlaut: Bey meiner
Seele, ich gebe keinen Haͤller dran, und
der Rabſer ſagte deutſch: Wenn er ihn vor
ſich zu Hunger ſterben ſaͤhe, er gaͤb ihm kein
Stuͤk Brod: Aber man fuhr ihm uͤbers
Maul: Du Narr, du muſt das Stuͤk Brod
dir ſelber und nicht ihm geben — ſagte der
Huͤgi, und der Kienholz ſezte hinzu: Jhr
Donnern, es merkt etwa ein Jeder, was
auf uns wartet, wenn wir ihm das Maul
nicht zuthun.

Man wird uns nicht alle haͤngen, erwie-
derte der eisgraue Mooßbauer, ders mit
dem Rabſer hielte.

Wenn ihr allein waͤret, ihr koͤnntets un-
ſerthalben probieren. — Aber wir wollen
nicht mithalten, ſagten die andern.

Es iſt da nichts anders, ſagte der Huͤgi,
wenns fehlt, ſind dann die Großmaͤuler die
erſten, die ſich die Haar aus dem Kopf her-
aus rauffen wollen.

Ja
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[43/0061] §. 13. Ein Bauren-Rath. Da brachte der Kienholz den Verſammel- ten den Vorſchlag vor, aber weil er Geld koſtete, war nicht alles einer Meynung. Hie und da rief einer uͤberlaut: Bey meiner Seele, ich gebe keinen Haͤller dran, und der Rabſer ſagte deutſch: Wenn er ihn vor ſich zu Hunger ſterben ſaͤhe, er gaͤb ihm kein Stuͤk Brod: Aber man fuhr ihm uͤbers Maul: Du Narr, du muſt das Stuͤk Brod dir ſelber und nicht ihm geben — ſagte der Huͤgi, und der Kienholz ſezte hinzu: Jhr Donnern, es merkt etwa ein Jeder, was auf uns wartet, wenn wir ihm das Maul nicht zuthun. Man wird uns nicht alle haͤngen, erwie- derte der eisgraue Mooßbauer, ders mit dem Rabſer hielte. Wenn ihr allein waͤret, ihr koͤnntets un- ſerthalben probieren. — Aber wir wollen nicht mithalten, ſagten die andern. Es iſt da nichts anders, ſagte der Huͤgi, wenns fehlt, ſind dann die Großmaͤuler die erſten, die ſich die Haar aus dem Kopf her- aus rauffen wollen. Ja

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/61>, abgerufen am 23.11.2024.