aus den Tieffen, in die er hinunter gestürzt, mehr entdeken können, erst da gieng ihm das Elend seiner Mitmenschen zu Herzen.
Er glaubte auch von dieser Zeit an, daß ihn alle Menschen nur verabscheuen, u. daß keiner auf Erden einiges Mitleiden mit ihm habe.
Aber er hat auch hierinn das Gegentheil erfahren. -- Der arme Rudi theilt izt mit ihm sein Brod, und achtet nicht mehr den vergangenen Jammer, tröstet sich der Leiden seiner Kinder, und zeiget wie ein Christ mit der That, und nicht mit den Worten, daß er wohl thun, und den Feinden vergeben, für ein größeres Glük achte, als eine Kuhe mehr im Stall zu halten. --
O, ihr Menschen! die Güte des Rudis hat den Vogt in der finstersten Stunde, die Güte des Menschenherzens, an dem er zwei- felte, bewiesen, und ihn unter Umständen, die ihn zur Verzweiflung, oder wenigstens zu noch größerer Verwilderung seiner selbst hätten führen können, errettet und erhalten, -- daß er sich wieder zum Vertrauen auf Gott und Menschen empor heben, und von seiner innern Verwilderung also zurük kom- men können, daß ich ihn wahrlich izt, voll lauterer Wehmuth, ohne das geringste Schat-
ten
aus den Tieffen, in die er hinunter geſtuͤrzt, mehr entdeken koͤnnen, erſt da gieng ihm das Elend ſeiner Mitmenſchen zu Herzen.
Er glaubte auch von dieſer Zeit an, daß ihn alle Menſchen nur verabſcheuen, u. daß keiner auf Erden einiges Mitleiden mit ihm habe.
Aber er hat auch hierinn das Gegentheil erfahren. — Der arme Rudi theilt izt mit ihm ſein Brod, und achtet nicht mehr den vergangenen Jammer, troͤſtet ſich der Leiden ſeiner Kinder, und zeiget wie ein Chriſt mit der That, und nicht mit den Worten, daß er wohl thun, und den Feinden vergeben, fuͤr ein groͤßeres Gluͤk achte, als eine Kuhe mehr im Stall zu halten. —
O, ihr Menſchen! die Guͤte des Rudis hat den Vogt in der finſterſten Stunde, die Guͤte des Menſchenherzens, an dem er zwei- felte, bewieſen, und ihn unter Umſtaͤnden, die ihn zur Verzweiflung, oder wenigſtens zu noch groͤßerer Verwilderung ſeiner ſelbſt haͤtten fuͤhren koͤnnen, errettet und erhalten, — daß er ſich wieder zum Vertrauen auf Gott und Menſchen empor heben, und von ſeiner innern Verwilderung alſo zuruͤk kom- men koͤnnen, daß ich ihn wahrlich izt, voll lauterer Wehmuth, ohne das geringſte Schat-
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aus den Tieffen, in die er hinunter geſtuͤrzt,
mehr entdeken koͤnnen, erſt da gieng ihm das
Elend ſeiner Mitmenſchen zu Herzen.
Er glaubte auch von dieſer Zeit an, daß
ihn alle Menſchen nur verabſcheuen, u. daß
keiner auf Erden einiges Mitleiden mit ihm
habe.
Aber er hat auch hierinn das Gegentheil
erfahren. — Der arme Rudi theilt izt mit
ihm ſein Brod, und achtet nicht mehr den
vergangenen Jammer, troͤſtet ſich der Leiden
ſeiner Kinder, und zeiget wie ein Chriſt mit
der That, und nicht mit den Worten, daß
er wohl thun, und den Feinden vergeben,
fuͤr ein groͤßeres Gluͤk achte, als eine Kuhe
mehr im Stall zu halten. —
O, ihr Menſchen! die Guͤte des Rudis
hat den Vogt in der finſterſten Stunde, die
Guͤte des Menſchenherzens, an dem er zwei-
felte, bewieſen, und ihn unter Umſtaͤnden,
die ihn zur Verzweiflung, oder wenigſtens
zu noch groͤßerer Verwilderung ſeiner ſelbſt
haͤtten fuͤhren koͤnnen, errettet und erhalten,
— daß er ſich wieder zum Vertrauen auf
Gott und Menſchen empor heben, und von
ſeiner innern Verwilderung alſo zuruͤk kom-
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/367>, abgerufen am 22.11.2024.
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