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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Jammer verschluken konnte, sagte er ihr,
sie sey ein Hund, und lasse ihn nicht ein-
mal mit Ruhe nachdenken -- wie izt wieder
helfen. --

Er that auch in dieser schlaflosen Nacht
nichts anders als nachstaunen, wie er es an-
stellen und einrichten müsse, daß er von al-
lenthalben her eine recht große Steuer be-
komme. --

Er war vor 4. Uhr wieder aus dem Bett,
foderte Dinten, Federn und Papier, und
rechnete vom Morgen bis in die finstere Nacht
aus, wie viel Geld er zusammen bringen
könne, wer ihm schuldig, wie viel Holz er
vom Junker, wie viel von der Gemeind,
und wie viel er aus der Nachbarschaft be-
kommen werde, und wie viel sich noch sonst
zuschleppen lasse, auch wie er den und die-
sen zwingen könne, ihm Arbeit und Fuhren
umsonst zu thun.

Er gieng, so lang die Steuerzeit währte,
ganz demüthig und gebeugt, wie wenn er fast
das liebe Brod nicht mehr hätte, einher,
gab Feind und Freunden gute Wort, ver-
schlükte auch die härtesten Antworten, wenn
sie ihm schon fast das Herz abdrükten.

Der Baumwollen-Meyer gab ihm 10.
Dublonen, aber da er ihm danken wollte,
sagte er: Vogt! ich weiß wohl, daß du mir

nicht

Jammer verſchluken konnte, ſagte er ihr,
ſie ſey ein Hund, und laſſe ihn nicht ein-
mal mit Ruhe nachdenken — wie izt wieder
helfen. —

Er that auch in dieſer ſchlafloſen Nacht
nichts anders als nachſtaunen, wie er es an-
ſtellen und einrichten muͤſſe, daß er von al-
lenthalben her eine recht große Steuer be-
komme. —

Er war vor 4. Uhr wieder aus dem Bett,
foderte Dinten, Federn und Papier, und
rechnete vom Morgen bis in die finſtere Nacht
aus, wie viel Geld er zuſammen bringen
koͤnne, wer ihm ſchuldig, wie viel Holz er
vom Junker, wie viel von der Gemeind,
und wie viel er aus der Nachbarſchaft be-
kommen werde, und wie viel ſich noch ſonſt
zuſchleppen laſſe, auch wie er den und die-
ſen zwingen koͤnne, ihm Arbeit und Fuhren
umſonſt zu thun.

Er gieng, ſo lang die Steuerzeit waͤhrte,
ganz demuͤthig und gebeugt, wie wenn er faſt
das liebe Brod nicht mehr haͤtte, einher,
gab Feind und Freunden gute Wort, ver-
ſchluͤkte auch die haͤrteſten Antworten, wenn
ſie ihm ſchon faſt das Herz abdruͤkten.

Der Baumwollen-Meyer gab ihm 10.
Dublonen, aber da er ihm danken wollte,
ſagte er: Vogt! ich weiß wohl, daß du mir

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[326/0344] Jammer verſchluken konnte, ſagte er ihr, ſie ſey ein Hund, und laſſe ihn nicht ein- mal mit Ruhe nachdenken — wie izt wieder helfen. — Er that auch in dieſer ſchlafloſen Nacht nichts anders als nachſtaunen, wie er es an- ſtellen und einrichten muͤſſe, daß er von al- lenthalben her eine recht große Steuer be- komme. — Er war vor 4. Uhr wieder aus dem Bett, foderte Dinten, Federn und Papier, und rechnete vom Morgen bis in die finſtere Nacht aus, wie viel Geld er zuſammen bringen koͤnne, wer ihm ſchuldig, wie viel Holz er vom Junker, wie viel von der Gemeind, und wie viel er aus der Nachbarſchaft be- kommen werde, und wie viel ſich noch ſonſt zuſchleppen laſſe, auch wie er den und die- ſen zwingen koͤnne, ihm Arbeit und Fuhren umſonſt zu thun. Er gieng, ſo lang die Steuerzeit waͤhrte, ganz demuͤthig und gebeugt, wie wenn er faſt das liebe Brod nicht mehr haͤtte, einher, gab Feind und Freunden gute Wort, ver- ſchluͤkte auch die haͤrteſten Antworten, wenn ſie ihm ſchon faſt das Herz abdruͤkten. Der Baumwollen-Meyer gab ihm 10. Dublonen, aber da er ihm danken wollte, ſagte er: Vogt! ich weiß wohl, daß du mir nicht

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/344>, abgerufen am 22.11.2024.