Gott verzieh mir's, ich bin ein armer un- glüklicher Mann. -- Das Gewässer hatte sich nun wieder gesezt -- Haus und Hof waren im Schutt und Graus -- der Ort, wo das Wesen alles gestanden, war wie das Beth eines tausendjährigen Waldbachs -- man hatte Sturm geläutet -- weit und breit kamen von allen Seiten Feuerläuffer, und helffende Nachbarn -- alles stand izt an dem Ort der Verheerung; es war eine heitere Nacht; Es stand eine einige eichene Stud noch im Grien von dem ganzen Ge- bäu -- der Vogt umschlang diese Stud, (Balken) und wainte laut, über die vielen 1000. fl., die ihm zu Grund gegangen -- ein Volk aus sieben Gemeinden stand um ihn her, aber auch nicht eine Stimme von Mitleiden tönte aus einem Mund -- in al- len Eken murmelte das Volk, was er für ein Kerl sey, und wie er noch mehr als dieß verdient; -- in allen Eken erzählte man das entsezliche Wort, das er vor dem Wetter ge- redt, und alles Volk lieff Hauffenweis hin- auf gegen den Steg, zu sehen, wie wun- derbar die arme Bättelhütte des Clausen ste- hen geblieben, da das Wasser sie doch bis unter das Tenn völlig unterhöhlet; -- Und jedermann machte da Anmerkungen über des Vogts Unglük, wie's in aller Welt geht,
wenn
Gott verzieh mir's, ich bin ein armer un- gluͤklicher Mann. — Das Gewaͤſſer hatte ſich nun wieder geſezt — Haus und Hof waren im Schutt und Graus — der Ort, wo das Weſen alles geſtanden, war wie das Beth eines tauſendjaͤhrigen Waldbachs — man hatte Sturm gelaͤutet — weit und breit kamen von allen Seiten Feuerlaͤuffer, und helffende Nachbarn — alles ſtand izt an dem Ort der Verheerung; es war eine heitere Nacht; Es ſtand eine einige eichene Stud noch im Grien von dem ganzen Ge- baͤu — der Vogt umſchlang dieſe Stud, (Balken) und wainte laut, uͤber die vielen 1000. fl., die ihm zu Grund gegangen — ein Volk aus ſieben Gemeinden ſtand um ihn her, aber auch nicht eine Stimme von Mitleiden toͤnte aus einem Mund — in al- len Eken murmelte das Volk, was er fuͤr ein Kerl ſey, und wie er noch mehr als dieß verdient; — in allen Eken erzaͤhlte man das entſezliche Wort, das er vor dem Wetter ge- redt, und alles Volk lieff Hauffenweis hin- auf gegen den Steg, zu ſehen, wie wun- derbar die arme Baͤttelhuͤtte des Clauſen ſte- hen geblieben, da das Waſſer ſie doch bis unter das Tenn voͤllig unterhoͤhlet; — Und jedermann machte da Anmerkungen uͤber des Vogts Ungluͤk, wie's in aller Welt geht,
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Gott verzieh mir's, ich bin ein armer un-
gluͤklicher Mann. — Das Gewaͤſſer hatte
ſich nun wieder geſezt — Haus und Hof
waren im Schutt und Graus — der Ort,
wo das Weſen alles geſtanden, war wie
das Beth eines tauſendjaͤhrigen Waldbachs
— man hatte Sturm gelaͤutet — weit und
breit kamen von allen Seiten Feuerlaͤuffer,
und helffende Nachbarn — alles ſtand izt
an dem Ort der Verheerung; es war eine
heitere Nacht; Es ſtand eine einige eichene
Stud noch im Grien von dem ganzen Ge-
baͤu — der Vogt umſchlang dieſe Stud,
(Balken) und wainte laut, uͤber die vielen
1000. fl., die ihm zu Grund gegangen —
ein Volk aus ſieben Gemeinden ſtand um
ihn her, aber auch nicht eine Stimme von
Mitleiden toͤnte aus einem Mund — in al-
len Eken murmelte das Volk, was er fuͤr
ein Kerl ſey, und wie er noch mehr als dieß
verdient; — in allen Eken erzaͤhlte man das
entſezliche Wort, das er vor dem Wetter ge-
redt, und alles Volk lieff Hauffenweis hin-
auf gegen den Steg, zu ſehen, wie wun-
derbar die arme Baͤttelhuͤtte des Clauſen ſte-
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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/342>, abgerufen am 22.11.2024.
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