Sie hatten gut Komödie spielen, er sagte es ihnen voraus, er werde offentlich wider sie thun und reden wie der Teufel, aber das werde ihnen nichts schaden, wenn sie nur kek seyen, und standhaft fortlaugnen, er und die andern mögen sagen was sie wollen. --
Er gieng hierinn so weit, daß wenn die Fehler solcher Leute troz ihrem Laugnen gar zu deutlich waren, so war er der erste, der anrieth, man sollte den Ernst brauchen, und sie einsezen, sie werden dann wohl be- kennen. --
Aber auch das war Komödie, denn er red- te auch das mit ihnen ab, lachte sie aus, wenn sie sich vor dem Gefängniß förchteten, sagte ihnen, sie werden nicht die ersten, und nicht die lezten seyn, die darein müssen, er- klärte ihnen Tag und Stund, wie lang man sie inne halten könne, und alles, was man mit ihnen vornemmen werde -- wenn du das aushaltest, so müssen sie dann darnach dich wieder gut und besser machen, als du vorher nie warest, und nie werden wirst -- war das Wort, womit er endete.
Er erzählte solchen Leuten gar oft das Exempel des Rudis von Lörbach, den izt die Herren von Kazenstuhl erhalten müssen, weil er von hundert Sachen, die sie ihn ge- fragt, keine einzige bekennt.
Das
Sie hatten gut Komoͤdie ſpielen, er ſagte es ihnen voraus, er werde offentlich wider ſie thun und reden wie der Teufel, aber das werde ihnen nichts ſchaden, wenn ſie nur kek ſeyen, und ſtandhaft fortlaugnen, er und die andern moͤgen ſagen was ſie wollen. —
Er gieng hierinn ſo weit, daß wenn die Fehler ſolcher Leute troz ihrem Laugnen gar zu deutlich waren, ſo war er der erſte, der anrieth, man ſollte den Ernſt brauchen, und ſie einſezen, ſie werden dann wohl be- kennen. —
Aber auch das war Komoͤdie, denn er red- te auch das mit ihnen ab, lachte ſie aus, wenn ſie ſich vor dem Gefaͤngniß foͤrchteten, ſagte ihnen, ſie werden nicht die erſten, und nicht die lezten ſeyn, die darein muͤſſen, er- klaͤrte ihnen Tag und Stund, wie lang man ſie inne halten koͤnne, und alles, was man mit ihnen vornemmen werde — wenn du das aushalteſt, ſo muͤſſen ſie dann darnach dich wieder gut und beſſer machen, als du vorher nie wareſt, und nie werden wirſt — war das Wort, womit er endete.
Er erzaͤhlte ſolchen Leuten gar oft das Exempel des Rudis von Loͤrbach, den izt die Herren von Kazenſtuhl erhalten muͤſſen, weil er von hundert Sachen, die ſie ihn ge- fragt, keine einzige bekennt.
Das
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0320"n="302"/><p>Sie hatten gut Komoͤdie ſpielen, er ſagte es<lb/>
ihnen voraus, er werde offentlich wider ſie<lb/>
thun und reden wie der Teufel, aber das<lb/>
werde ihnen nichts ſchaden, wenn ſie nur<lb/>
kek ſeyen, und ſtandhaft fortlaugnen, er und<lb/>
die andern moͤgen ſagen was ſie wollen. —</p><lb/><p>Er gieng hierinn ſo weit, daß wenn die<lb/>
Fehler ſolcher Leute troz ihrem Laugnen gar<lb/>
zu deutlich waren, ſo war er der erſte, der<lb/>
anrieth, man ſollte den Ernſt brauchen,<lb/>
und ſie einſezen, ſie werden dann wohl be-<lb/>
kennen. —</p><lb/><p>Aber auch das war Komoͤdie, denn er red-<lb/>
te auch das mit ihnen ab, lachte ſie aus,<lb/>
wenn ſie ſich vor dem Gefaͤngniß foͤrchteten,<lb/>ſagte ihnen, ſie werden nicht die erſten, und<lb/>
nicht die lezten ſeyn, die darein muͤſſen, er-<lb/>
klaͤrte ihnen Tag und Stund, wie lang man<lb/>ſie inne halten koͤnne, und alles, was man<lb/>
mit ihnen vornemmen werde — wenn du<lb/>
das aushalteſt, ſo muͤſſen ſie dann darnach<lb/>
dich wieder gut und beſſer machen, als du<lb/>
vorher nie wareſt, und nie werden wirſt —<lb/>
war das Wort, womit er endete.</p><lb/><p>Er erzaͤhlte ſolchen Leuten gar oft das<lb/>
Exempel des Rudis von Loͤrbach, den izt die<lb/>
Herren von Kazenſtuhl erhalten muͤſſen,<lb/>
weil er von hundert Sachen, die ſie ihn ge-<lb/>
fragt, keine einzige bekennt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Das</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[302/0320]
Sie hatten gut Komoͤdie ſpielen, er ſagte es
ihnen voraus, er werde offentlich wider ſie
thun und reden wie der Teufel, aber das
werde ihnen nichts ſchaden, wenn ſie nur
kek ſeyen, und ſtandhaft fortlaugnen, er und
die andern moͤgen ſagen was ſie wollen. —
Er gieng hierinn ſo weit, daß wenn die
Fehler ſolcher Leute troz ihrem Laugnen gar
zu deutlich waren, ſo war er der erſte, der
anrieth, man ſollte den Ernſt brauchen,
und ſie einſezen, ſie werden dann wohl be-
kennen. —
Aber auch das war Komoͤdie, denn er red-
te auch das mit ihnen ab, lachte ſie aus,
wenn ſie ſich vor dem Gefaͤngniß foͤrchteten,
ſagte ihnen, ſie werden nicht die erſten, und
nicht die lezten ſeyn, die darein muͤſſen, er-
klaͤrte ihnen Tag und Stund, wie lang man
ſie inne halten koͤnne, und alles, was man
mit ihnen vornemmen werde — wenn du
das aushalteſt, ſo muͤſſen ſie dann darnach
dich wieder gut und beſſer machen, als du
vorher nie wareſt, und nie werden wirſt —
war das Wort, womit er endete.
Er erzaͤhlte ſolchen Leuten gar oft das
Exempel des Rudis von Loͤrbach, den izt die
Herren von Kazenſtuhl erhalten muͤſſen,
weil er von hundert Sachen, die ſie ihn ge-
fragt, keine einzige bekennt.
Das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/320>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.