Aber ich muß fortfahren, und immer hundert Sachen auslassen, wo ich eines sage.
Jch kann in seiner Histori alles besser be- greiffen, als daß die armen Leut, die er immer betrogen, doch immer wieder zu ihm gelauffen, ihn Raths zu fragen -- doch was will ich sagen, wenn der Mensch in Angst und Noth ist, und in Forcht gejagt worden, so lauft er im Schreken weiß nicht wo hin, um Hilfe zu suchen -- das Thier, wenn es gejagt wird, springt ja auch ins Wasser, und ersauft, indem es sich retten will. --
Er gab denen, die er in die Grube lokte, Rath und Wegweisung, wie denen, die er heraus zog.
Er legte den Leuten die Worte, die ihnen bey dem Junker den Hals brechen sollten, noch selber in Mund, und trieb es so noch weiter als die, so wie der David den Leu- ten den Uriasbrief doch nur in den Sak geben.
Wenn die armen Leute dann so aus ihrem eigenen Mund sich verfellt, indem sie sich zu verantworten glaubten, und ihr Geschäft verwikelten und verwirrten, indem sie es zu erklären glaubten, kam dann ihr Rathgeb zum Junker, und sagte diesem, er denke
wohl,
Aber ich muß fortfahren, und immer hundert Sachen auslaſſen, wo ich eines ſage.
Jch kann in ſeiner Hiſtori alles beſſer be- greiffen, als daß die armen Leut, die er immer betrogen, doch immer wieder zu ihm gelauffen, ihn Raths zu fragen — doch was will ich ſagen, wenn der Menſch in Angſt und Noth iſt, und in Forcht gejagt worden, ſo lauft er im Schreken weiß nicht wo hin, um Hilfe zu ſuchen — das Thier, wenn es gejagt wird, ſpringt ja auch ins Waſſer, und erſauft, indem es ſich retten will. —
Er gab denen, die er in die Grube lokte, Rath und Wegweiſung, wie denen, die er heraus zog.
Er legte den Leuten die Worte, die ihnen bey dem Junker den Hals brechen ſollten, noch ſelber in Mund, und trieb es ſo noch weiter als die, ſo wie der David den Leu- ten den Uriasbrief doch nur in den Sak geben.
Wenn die armen Leute dann ſo aus ihrem eigenen Mund ſich verfellt, indem ſie ſich zu verantworten glaubten, und ihr Geſchaͤft verwikelten und verwirrten, indem ſie es zu erklaͤren glaubten, kam dann ihr Rathgeb zum Junker, und ſagte dieſem, er denke
wohl,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0312"n="294"/><p>Aber ich muß fortfahren, und immer<lb/>
hundert Sachen auslaſſen, wo ich eines<lb/>ſage.</p><lb/><p>Jch kann in ſeiner Hiſtori alles beſſer be-<lb/>
greiffen, als daß die armen Leut, die er<lb/>
immer betrogen, doch immer wieder zu ihm<lb/>
gelauffen, ihn Raths zu fragen — doch<lb/>
was will ich ſagen, wenn der Menſch in<lb/>
Angſt und Noth iſt, und in Forcht gejagt<lb/>
worden, ſo lauft er im Schreken weiß<lb/>
nicht wo hin, um Hilfe zu ſuchen — das<lb/>
Thier, wenn es gejagt wird, ſpringt ja<lb/>
auch ins Waſſer, und erſauft, indem es ſich<lb/>
retten will. —</p><lb/><p>Er gab denen, die er in die Grube lokte,<lb/>
Rath und Wegweiſung, wie denen, die er<lb/>
heraus zog.</p><lb/><p>Er legte den Leuten die Worte, die ihnen<lb/>
bey dem Junker den Hals brechen ſollten,<lb/>
noch ſelber in Mund, und trieb es ſo noch<lb/>
weiter als die, ſo wie der David den Leu-<lb/>
ten den Uriasbrief doch nur in den Sak<lb/>
geben.</p><lb/><p>Wenn die armen Leute dann ſo aus ihrem<lb/>
eigenen Mund ſich verfellt, indem ſie ſich zu<lb/>
verantworten glaubten, und ihr Geſchaͤft<lb/>
verwikelten und verwirrten, indem ſie es zu<lb/>
erklaͤren glaubten, kam dann ihr Rathgeb<lb/>
zum Junker, und ſagte dieſem, er denke<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wohl,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[294/0312]
Aber ich muß fortfahren, und immer
hundert Sachen auslaſſen, wo ich eines
ſage.
Jch kann in ſeiner Hiſtori alles beſſer be-
greiffen, als daß die armen Leut, die er
immer betrogen, doch immer wieder zu ihm
gelauffen, ihn Raths zu fragen — doch
was will ich ſagen, wenn der Menſch in
Angſt und Noth iſt, und in Forcht gejagt
worden, ſo lauft er im Schreken weiß
nicht wo hin, um Hilfe zu ſuchen — das
Thier, wenn es gejagt wird, ſpringt ja
auch ins Waſſer, und erſauft, indem es ſich
retten will. —
Er gab denen, die er in die Grube lokte,
Rath und Wegweiſung, wie denen, die er
heraus zog.
Er legte den Leuten die Worte, die ihnen
bey dem Junker den Hals brechen ſollten,
noch ſelber in Mund, und trieb es ſo noch
weiter als die, ſo wie der David den Leu-
ten den Uriasbrief doch nur in den Sak
geben.
Wenn die armen Leute dann ſo aus ihrem
eigenen Mund ſich verfellt, indem ſie ſich zu
verantworten glaubten, und ihr Geſchaͤft
verwikelten und verwirrten, indem ſie es zu
erklaͤren glaubten, kam dann ihr Rathgeb
zum Junker, und ſagte dieſem, er denke
wohl,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/312>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.