Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

heim gegangen; da ich an der Steig war,
hörte ich den Jäger nur etliche Schritt vom
Weg alle Wetter fluchen, daß sein Kame-
rad die Hunde zu stark gegen Bonnal trei-
ben lassen -- wenn der Teufel, sagte der
Jäger, den Junker izt in dieses Loch hinun-
ter salzen würde, der Vogt würde mich ver-
steinigen.

Der Grund von diesen schönen Worten
war nämlich dieser -- der große Wasserstreit
war just obhanden, und der Vogt hütete
gar, daß der Junker in der Zeit nicht in die
Gegend der Matten komme, wo er die Un-
bill der Streitsach mit seinen Augen hätte
sehen können, und darum dorften Jäger und
Hunde auch nicht dahin treiben.

Es ist izt gleichviel, wenn dieser Handel
schon von den großen Bauren gewonnen, so
sage ich es doch, die Widerpart hatte zu-
sammen eben so viel Mattland als diese,
und es gehörte ihnen also auch eben so viel
Wasser, wenn sie schon nur den Drittel be-
kommen, und noch froh seyn mußten, daß
man ihnen nicht alles genommen, denn das
hatte man ihnen gedrohet, unter den schö-
nen Titeln, das Wasser gehöre auf die gros-
sen Matten, und es seye dem Zehnden schäd-
lich, wenn man es auf den kleinen ver-
stümmle.

Aber
T 3

heim gegangen; da ich an der Steig war,
hoͤrte ich den Jaͤger nur etliche Schritt vom
Weg alle Wetter fluchen, daß ſein Kame-
rad die Hunde zu ſtark gegen Bonnal trei-
ben laſſen — wenn der Teufel, ſagte der
Jaͤger, den Junker izt in dieſes Loch hinun-
ter ſalzen wuͤrde, der Vogt wuͤrde mich ver-
ſteinigen.

Der Grund von dieſen ſchoͤnen Worten
war naͤmlich dieſer — der große Waſſerſtreit
war juſt obhanden, und der Vogt huͤtete
gar, daß der Junker in der Zeit nicht in die
Gegend der Matten komme, wo er die Un-
bill der Streitſach mit ſeinen Augen haͤtte
ſehen koͤnnen, und darum dorften Jaͤger und
Hunde auch nicht dahin treiben.

Es iſt izt gleichviel, wenn dieſer Handel
ſchon von den großen Bauren gewonnen, ſo
ſage ich es doch, die Widerpart hatte zu-
ſammen eben ſo viel Mattland als dieſe,
und es gehoͤrte ihnen alſo auch eben ſo viel
Waſſer, wenn ſie ſchon nur den Drittel be-
kommen, und noch froh ſeyn mußten, daß
man ihnen nicht alles genommen, denn das
hatte man ihnen gedrohet, unter den ſchoͤ-
nen Titeln, das Waſſer gehoͤre auf die groſ-
ſen Matten, und es ſeye dem Zehnden ſchaͤd-
lich, wenn man es auf den kleinen ver-
ſtuͤmmle.

Aber
T 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0311" n="293"/>
heim gegangen; da ich an der Steig war,<lb/>
ho&#x0364;rte ich den Ja&#x0364;ger nur etliche Schritt vom<lb/>
Weg alle Wetter fluchen, daß &#x017F;ein Kame-<lb/>
rad die Hunde zu &#x017F;tark gegen Bonnal trei-<lb/>
ben la&#x017F;&#x017F;en &#x2014; wenn der Teufel, &#x017F;agte der<lb/>
Ja&#x0364;ger, den Junker izt in die&#x017F;es Loch hinun-<lb/>
ter &#x017F;alzen wu&#x0364;rde, der Vogt wu&#x0364;rde mich ver-<lb/>
&#x017F;teinigen.</p><lb/>
          <p>Der Grund von die&#x017F;en &#x017F;cho&#x0364;nen Worten<lb/>
war na&#x0364;mlich die&#x017F;er &#x2014; der große Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;treit<lb/>
war ju&#x017F;t obhanden, und der Vogt hu&#x0364;tete<lb/>
gar, daß der Junker in der Zeit nicht in die<lb/>
Gegend der Matten komme, wo er die Un-<lb/>
bill der Streit&#x017F;ach mit &#x017F;einen Augen ha&#x0364;tte<lb/>
&#x017F;ehen ko&#x0364;nnen, und darum dorften Ja&#x0364;ger und<lb/>
Hunde auch nicht dahin treiben.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t izt gleichviel, wenn die&#x017F;er Handel<lb/>
&#x017F;chon von den großen Bauren gewonnen, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;age ich es doch, die Widerpart hatte zu-<lb/>
&#x017F;ammen eben &#x017F;o viel Mattland als die&#x017F;e,<lb/>
und es geho&#x0364;rte ihnen al&#x017F;o auch eben &#x017F;o viel<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er, wenn &#x017F;ie &#x017F;chon nur den Drittel be-<lb/>
kommen, und noch froh &#x017F;eyn mußten, daß<lb/>
man ihnen nicht alles genommen, denn das<lb/>
hatte man ihnen gedrohet, unter den &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
nen Titeln, das Wa&#x017F;&#x017F;er geho&#x0364;re auf die gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Matten, und es &#x017F;eye dem Zehnden &#x017F;cha&#x0364;d-<lb/>
lich, wenn man es auf den kleinen ver-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;mmle.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">T 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Aber</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0311] heim gegangen; da ich an der Steig war, hoͤrte ich den Jaͤger nur etliche Schritt vom Weg alle Wetter fluchen, daß ſein Kame- rad die Hunde zu ſtark gegen Bonnal trei- ben laſſen — wenn der Teufel, ſagte der Jaͤger, den Junker izt in dieſes Loch hinun- ter ſalzen wuͤrde, der Vogt wuͤrde mich ver- ſteinigen. Der Grund von dieſen ſchoͤnen Worten war naͤmlich dieſer — der große Waſſerſtreit war juſt obhanden, und der Vogt huͤtete gar, daß der Junker in der Zeit nicht in die Gegend der Matten komme, wo er die Un- bill der Streitſach mit ſeinen Augen haͤtte ſehen koͤnnen, und darum dorften Jaͤger und Hunde auch nicht dahin treiben. Es iſt izt gleichviel, wenn dieſer Handel ſchon von den großen Bauren gewonnen, ſo ſage ich es doch, die Widerpart hatte zu- ſammen eben ſo viel Mattland als dieſe, und es gehoͤrte ihnen alſo auch eben ſo viel Waſſer, wenn ſie ſchon nur den Drittel be- kommen, und noch froh ſeyn mußten, daß man ihnen nicht alles genommen, denn das hatte man ihnen gedrohet, unter den ſchoͤ- nen Titeln, das Waſſer gehoͤre auf die groſ- ſen Matten, und es ſeye dem Zehnden ſchaͤd- lich, wenn man es auf den kleinen ver- ſtuͤmmle. Aber T 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/311
Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/311>, abgerufen am 18.05.2024.