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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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an dem er den Werth des Weins und der
Frucht, den er zum Gegensaz seiner Toch-
ter empfangen, anderst schäzen wird, als in
den Tagen des Unsinns, in denen er dem
Manne, den er brauchte, seine Obrigkeit zu
betriegen, Statt und Plaz gab, auch sein
Kind zu verführen. Jch habe den Müller
sterben, und den Jammer dieser That mit
sich ins Grab tragen gesehen. Das Bild
seines Todes schwebet noch izt vor meinen
Augen, und unvergeßlich bleibt mir die Leh-
re, die sein Tod in mein Herz geprägt:
"Daß der Mensch, wenn er um seiner selbst
"willen nicht fromm und treu seyn wollte,
"es doch um seiner Kinder willen seyn sollte."

Da der Hummel nun verheurathet, woll-
te er auch mit Gütern groß thun; aber er
war kein Bauer. Und wie hätte er einer
seyn können, so träge, so liederlich und un-
ordentlich als er war. Es war nur Hof-
fart, daß er Güter haben wollte. Er be-
sorgte sie nie recht, und zog bey weitem nie
daraus, was seine Nachbarn.

Der Kühhandel hingegen war ihm ein-
traglich. Er brachte aber auch viele Haus-
haltungen damit um Haab und Gut. Die
Armen wurden ihm bald schuldig, und wer
ihm schuldig war, mußte mit ihm handeln;
und wem er im Schloß einen Gefallen that,

der

an dem er den Werth des Weins und der
Frucht, den er zum Gegenſaz ſeiner Toch-
ter empfangen, anderſt ſchaͤzen wird, als in
den Tagen des Unſinns, in denen er dem
Manne, den er brauchte, ſeine Obrigkeit zu
betriegen, Statt und Plaz gab, auch ſein
Kind zu verfuͤhren. Jch habe den Muͤller
ſterben, und den Jammer dieſer That mit
ſich ins Grab tragen geſehen. Das Bild
ſeines Todes ſchwebet noch izt vor meinen
Augen, und unvergeßlich bleibt mir die Leh-
re, die ſein Tod in mein Herz gepraͤgt:
„Daß der Menſch, wenn er um ſeiner ſelbſt
„willen nicht fromm und treu ſeyn wollte,
„es doch um ſeiner Kinder willen ſeyn ſollte.“

Da der Hummel nun verheurathet, woll-
te er auch mit Guͤtern groß thun; aber er
war kein Bauer. Und wie haͤtte er einer
ſeyn koͤnnen, ſo traͤge, ſo liederlich und un-
ordentlich als er war. Es war nur Hof-
fart, daß er Guͤter haben wollte. Er be-
ſorgte ſie nie recht, und zog bey weitem nie
daraus, was ſeine Nachbarn.

Der Kuͤhhandel hingegen war ihm ein-
traglich. Er brachte aber auch viele Haus-
haltungen damit um Haab und Gut. Die
Armen wurden ihm bald ſchuldig, und wer
ihm ſchuldig war, mußte mit ihm handeln;
und wem er im Schloß einen Gefallen that,

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[266/0284] an dem er den Werth des Weins und der Frucht, den er zum Gegenſaz ſeiner Toch- ter empfangen, anderſt ſchaͤzen wird, als in den Tagen des Unſinns, in denen er dem Manne, den er brauchte, ſeine Obrigkeit zu betriegen, Statt und Plaz gab, auch ſein Kind zu verfuͤhren. Jch habe den Muͤller ſterben, und den Jammer dieſer That mit ſich ins Grab tragen geſehen. Das Bild ſeines Todes ſchwebet noch izt vor meinen Augen, und unvergeßlich bleibt mir die Leh- re, die ſein Tod in mein Herz gepraͤgt: „Daß der Menſch, wenn er um ſeiner ſelbſt „willen nicht fromm und treu ſeyn wollte, „es doch um ſeiner Kinder willen ſeyn ſollte.“ Da der Hummel nun verheurathet, woll- te er auch mit Guͤtern groß thun; aber er war kein Bauer. Und wie haͤtte er einer ſeyn koͤnnen, ſo traͤge, ſo liederlich und un- ordentlich als er war. Es war nur Hof- fart, daß er Guͤter haben wollte. Er be- ſorgte ſie nie recht, und zog bey weitem nie daraus, was ſeine Nachbarn. Der Kuͤhhandel hingegen war ihm ein- traglich. Er brachte aber auch viele Haus- haltungen damit um Haab und Gut. Die Armen wurden ihm bald ſchuldig, und wer ihm ſchuldig war, mußte mit ihm handeln; und wem er im Schloß einen Gefallen that, der

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/284>, abgerufen am 25.11.2024.