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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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dient, den er arbeitete nichts; er hat viel-
mehr das Geld dazu Baumwollenspinner-
Lumpen, die mit ihm spielten, abgewonnen.
Er hängte es darum an Kleider, weil er
dadurch hoffte, eine reiche Baurentochter,
(denn er zog allen in der Nachbarschaft
nach) zu erhaschen.

Aber damit war es nicht so geschwind
richtig. Die Thaler, die er im Spiel ge-
wonnen, und allenthalben gespiegelt hatte,
waren zum Sak hinaus und fort, lange
ehe er ein Bräutigam geworden. Ueber
dieß ists ihm bald ausgekommen, daß er
im Spiel betriege, so daß niemand mehr
mit ihm sezen wollte; und da er von Ju-
gend auf nicht zu den Kleidern Sorge zu
tragen gelernt, sah er in kurzem in seinen
Hoffartskleidern, von den Schuhen an bis
auf den Hut, einem landsfremden Strol-
chen gleich.

Denn er hatte neu alles auf eine frem-
de Art machen lassen; und dergleichen
fremdgeschnittne Kleider sehen, wenn sie alt
werden, immer gar viel häßlicher und lum-
pichter aus als gemeine Landskleider.

Das war eine harte Zeit für seinen Hoch-
muth; denn da er noch im Flor war, und
mit seinen Thalern und neuen Kleidern
Pracht treiben konnte, machte er sich über

je-

dient, den er arbeitete nichts; er hat viel-
mehr das Geld dazu Baumwollenſpinner-
Lumpen, die mit ihm ſpielten, abgewonnen.
Er haͤngte es darum an Kleider, weil er
dadurch hoffte, eine reiche Baurentochter,
(denn er zog allen in der Nachbarſchaft
nach) zu erhaſchen.

Aber damit war es nicht ſo geſchwind
richtig. Die Thaler, die er im Spiel ge-
wonnen, und allenthalben geſpiegelt hatte,
waren zum Sak hinaus und fort, lange
ehe er ein Braͤutigam geworden. Ueber
dieß iſts ihm bald ausgekommen, daß er
im Spiel betriege, ſo daß niemand mehr
mit ihm ſezen wollte; und da er von Ju-
gend auf nicht zu den Kleidern Sorge zu
tragen gelernt, ſah er in kurzem in ſeinen
Hoffartskleidern, von den Schuhen an bis
auf den Hut, einem landsfremden Strol-
chen gleich.

Denn er hatte neu alles auf eine frem-
de Art machen laſſen; und dergleichen
fremdgeſchnittne Kleider ſehen, wenn ſie alt
werden, immer gar viel haͤßlicher und lum-
pichter aus als gemeine Landskleider.

Das war eine harte Zeit fuͤr ſeinen Hoch-
muth; denn da er noch im Flor war, und
mit ſeinen Thalern und neuen Kleidern
Pracht treiben konnte, machte er ſich uͤber

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[262/0280] dient, den er arbeitete nichts; er hat viel- mehr das Geld dazu Baumwollenſpinner- Lumpen, die mit ihm ſpielten, abgewonnen. Er haͤngte es darum an Kleider, weil er dadurch hoffte, eine reiche Baurentochter, (denn er zog allen in der Nachbarſchaft nach) zu erhaſchen. Aber damit war es nicht ſo geſchwind richtig. Die Thaler, die er im Spiel ge- wonnen, und allenthalben geſpiegelt hatte, waren zum Sak hinaus und fort, lange ehe er ein Braͤutigam geworden. Ueber dieß iſts ihm bald ausgekommen, daß er im Spiel betriege, ſo daß niemand mehr mit ihm ſezen wollte; und da er von Ju- gend auf nicht zu den Kleidern Sorge zu tragen gelernt, ſah er in kurzem in ſeinen Hoffartskleidern, von den Schuhen an bis auf den Hut, einem landsfremden Strol- chen gleich. Denn er hatte neu alles auf eine frem- de Art machen laſſen; und dergleichen fremdgeſchnittne Kleider ſehen, wenn ſie alt werden, immer gar viel haͤßlicher und lum- pichter aus als gemeine Landskleider. Das war eine harte Zeit fuͤr ſeinen Hoch- muth; denn da er noch im Flor war, und mit ſeinen Thalern und neuen Kleidern Pracht treiben konnte, machte er ſich uͤber je-

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/280>, abgerufen am 22.11.2024.