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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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wieder einen Hut; und das Elseli, das kaum
verschnaufet hatte, mußte izt eilends zum
Hutmacher, einen zu holen. Aber der war
noch nicht vom Markt heim, und die Frau
wußte vor Angst nicht, was machen; sie
schikte das Kind izt noch zum Dreher, der
ihnen schuldig war, -- er solle doch dem
Vater den Gefallen thun, und ihm den sei-
nigen leihen: aber dieser war schon an der
Gemeind, und der Morlauer mußte also
in der Kappe an die Gemeind, und sich da
wegen des verbrunnenen Huts auslachen
lassen.

§. 53.
Jzt gar eine Ohnmacht um des
armen zaumlosen Herzens
willen.

So sehr vewirrten diese Neuheiten die
Weiber der Dorfmeister in Bonnal. --
Eine Weile konnten sie vor Verdruß nicht
erzählen, wie es auch ihnen während der
Zeit gegangen. Dann aber fiengen sie doch
an, daß sie den verdammten Hexenmeister
fürs Teufels Gewalt haben in ihre Häuser
hinein lassen müssen. Die junge Kalberle-
derin hielt sich besonders über dieses Unglük

auf.
N 3

wieder einen Hut; und das Elſeli, das kaum
verſchnaufet hatte, mußte izt eilends zum
Hutmacher, einen zu holen. Aber der war
noch nicht vom Markt heim, und die Frau
wußte vor Angſt nicht, was machen; ſie
ſchikte das Kind izt noch zum Dreher, der
ihnen ſchuldig war, — er ſolle doch dem
Vater den Gefallen thun, und ihm den ſei-
nigen leihen: aber dieſer war ſchon an der
Gemeind, und der Morlauer mußte alſo
in der Kappe an die Gemeind, und ſich da
wegen des verbrunnenen Huts auslachen
laſſen.

§. 53.
Jzt gar eine Ohnmacht um des
armen zaumloſen Herzens
willen.

So ſehr vewirrten dieſe Neuheiten die
Weiber der Dorfmeiſter in Bonnal. —
Eine Weile konnten ſie vor Verdruß nicht
erzaͤhlen, wie es auch ihnen waͤhrend der
Zeit gegangen. Dann aber fiengen ſie doch
an, daß ſie den verdammten Hexenmeiſter
fuͤrs Teufels Gewalt haben in ihre Haͤuſer
hinein laſſen muͤſſen. Die junge Kalberle-
derin hielt ſich beſonders uͤber dieſes Ungluͤk

auf.
N 3
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[197/0215] wieder einen Hut; und das Elſeli, das kaum verſchnaufet hatte, mußte izt eilends zum Hutmacher, einen zu holen. Aber der war noch nicht vom Markt heim, und die Frau wußte vor Angſt nicht, was machen; ſie ſchikte das Kind izt noch zum Dreher, der ihnen ſchuldig war, — er ſolle doch dem Vater den Gefallen thun, und ihm den ſei- nigen leihen: aber dieſer war ſchon an der Gemeind, und der Morlauer mußte alſo in der Kappe an die Gemeind, und ſich da wegen des verbrunnenen Huts auslachen laſſen. §. 53. Jzt gar eine Ohnmacht um des armen zaumloſen Herzens willen. So ſehr vewirrten dieſe Neuheiten die Weiber der Dorfmeiſter in Bonnal. — Eine Weile konnten ſie vor Verdruß nicht erzaͤhlen, wie es auch ihnen waͤhrend der Zeit gegangen. Dann aber fiengen ſie doch an, daß ſie den verdammten Hexenmeiſter fuͤrs Teufels Gewalt haben in ihre Haͤuſer hinein laſſen muͤſſen. Die junge Kalberle- derin hielt ſich beſonders uͤber dieſes Ungluͤk auf. N 3

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/215>, abgerufen am 23.11.2024.