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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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Das hatten sie izt nicht erwartet, und sie
sahen einander an, wie wenn sie einander
noch nie gesehen hätten.

"Aber warum wollet ihr uns nicht heim-
lassen?" -- sagte Stoffel der Kühhändler.

"Um des einzigen Grunds willen -- erwie-
derte der Junker -- weil ihr, wenn ich euch
heim lasse, innert 24. Stunden eine ganze
Herd Vieh zutreiben könnet, ohne daß ihr
izo schon einen Klauen davon gekauft habet."

Es entstuhnd hierauf eine große Stille.

"Was bedeutet diese Stille?" sagte der
Junker.

Es antwortete sogleich Niemand -- nach
einer Weile sagte der Stoffel: "Jä, meine
Käuff sind noch nicht alle vollkommen richtig."

"Du sagtest doch eben, daß dir das Vieh
-- nicht wahr, 8. Haupt? -- bis über-
morgens sicher kommen werde."

Stof. Ja, wenn ich heim kann, so bin
ich sicher, daß mir alle bis dann kommen.

Jkr. Aber da ich dich izt nicht heimlasse,
kommen dir izt nicht alle achte?

Stof. Nein, so bin ich nicht sicher, daß
mir alle achte kommen.

Jkr. Aber es kommen dir auch sieben si-
cher, wenn du da bleibst?

Der Stoffel antwortete kein Wort.

"Sie-
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Das hatten ſie izt nicht erwartet, und ſie
ſahen einander an, wie wenn ſie einander
noch nie geſehen haͤtten.

„Aber warum wollet ihr uns nicht heim-
laſſen?“ — ſagte Stoffel der Kuͤhhaͤndler.

„Um des einzigen Grunds willen — erwie-
derte der Junker — weil ihr, wenn ich euch
heim laſſe, innert 24. Stunden eine ganze
Herd Vieh zutreiben koͤnnet, ohne daß ihr
izo ſchon einen Klauen davon gekauft habet.“

Es entſtuhnd hierauf eine große Stille.

„Was bedeutet dieſe Stille?“ ſagte der
Junker.

Es antwortete ſogleich Niemand — nach
einer Weile ſagte der Stoffel: „Jaͤ, meine
Kaͤuff ſind noch nicht alle vollkom̃en richtig.“

„Du ſagteſt doch eben, daß dir das Vieh
— nicht wahr, 8. Haupt? — bis uͤber-
morgens ſicher kommen werde.“

Stof. Ja, wenn ich heim kann, ſo bin
ich ſicher, daß mir alle bis dann kom̃en.

Jkr. Aber da ich dich izt nicht heimlaſſe,
kommen dir izt nicht alle achte?

Stof. Nein, ſo bin ich nicht ſicher, daß
mir alle achte kommen.

Jkr. Aber es kommen dir auch ſieben ſi-
cher, wenn du da bleibſt?

Der Stoffel antwortete kein Wort.

„Sie-
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[179/0197] Das hatten ſie izt nicht erwartet, und ſie ſahen einander an, wie wenn ſie einander noch nie geſehen haͤtten. „Aber warum wollet ihr uns nicht heim- laſſen?“ — ſagte Stoffel der Kuͤhhaͤndler. „Um des einzigen Grunds willen — erwie- derte der Junker — weil ihr, wenn ich euch heim laſſe, innert 24. Stunden eine ganze Herd Vieh zutreiben koͤnnet, ohne daß ihr izo ſchon einen Klauen davon gekauft habet.“ Es entſtuhnd hierauf eine große Stille. „Was bedeutet dieſe Stille?“ ſagte der Junker. Es antwortete ſogleich Niemand — nach einer Weile ſagte der Stoffel: „Jaͤ, meine Kaͤuff ſind noch nicht alle vollkom̃en richtig.“ „Du ſagteſt doch eben, daß dir das Vieh — nicht wahr, 8. Haupt? — bis uͤber- morgens ſicher kommen werde.“ Stof. Ja, wenn ich heim kann, ſo bin ich ſicher, daß mir alle bis dann kom̃en. Jkr. Aber da ich dich izt nicht heimlaſſe, kommen dir izt nicht alle achte? Stof. Nein, ſo bin ich nicht ſicher, daß mir alle achte kommen. Jkr. Aber es kommen dir auch ſieben ſi- cher, wenn du da bleibſt? Der Stoffel antwortete kein Wort. „Sie- M 2

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/197>, abgerufen am 27.11.2024.