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Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783.

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der Schulmeister, der sich zuerst erklären
ließ, was die fünfe aussagten, jukte izt auch
noch auf, und sagte, er erwarte auch wieder
ein Stük Vieh, und habe das Seine nur
vertauscht.

"Du sagtest eben, du habest es dem Mez-
ger gegeben," erwiederte der Junker.

"Das macht nichts; er hat mir ein an-
ders versprochen," sagte der Schulmeister.

"So -- sagte der Junker, und sah ihn
spöttisch an, und fast in allen Bänken lach-
ten die Bauren ob der Kuh, die der Schul-
meister an den Mezger vertauscht.

Den andern aber, die vor ihm gesagt,
daß sie Vieh erwarten, war angst ab seiner
Dummheit, die, wie sie meynten, ihnen
das Spiel verderbte.

Der Junker aber nahm izt wieder das
Wort, und sagte: "Jch halte euere Ent-
schuldigungen ganz für gut, wenn sie wahr
sind: aber nehmet euch in Acht, daß ihr
nicht lüget."

Sie bestättigten wieder, daß es gewiß
wahr sey. --

"Jhr saget es freylich; aber mir kann das
unmöglich genug seyn. Jch behalte euch alle
im Schloß, bis am Tag ist, ob ihr die
Wahrheit oder die Unwahrheit geredet" --
sagte izt der Junker.

Das

der Schulmeiſter, der ſich zuerſt erklaͤren
ließ, was die fuͤnfe auſſagten, jukte izt auch
noch auf, und ſagte, er erwarte auch wieder
ein Stuͤk Vieh, und habe das Seine nur
vertauſcht.

„Du ſagteſt eben, du habeſt es dem Mez-
ger gegeben,“ erwiederte der Junker.

„Das macht nichts; er hat mir ein an-
ders verſprochen,“ ſagte der Schulmeiſter.

„So — ſagte der Junker, und ſah ihn
ſpoͤttiſch an, und faſt in allen Baͤnken lach-
ten die Bauren ob der Kuh, die der Schul-
meiſter an den Mezger vertauſcht.

Den andern aber, die vor ihm geſagt,
daß ſie Vieh erwarten, war angſt ab ſeiner
Dummheit, die, wie ſie meynten, ihnen
das Spiel verderbte.

Der Junker aber nahm izt wieder das
Wort, und ſagte: „Jch halte euere Ent-
ſchuldigungen ganz fuͤr gut, wenn ſie wahr
ſind: aber nehmet euch in Acht, daß ihr
nicht luͤget.“

Sie beſtaͤttigten wieder, daß es gewiß
wahr ſey. —

„Jhr ſaget es freylich; aber mir kann das
unmoͤglich genug ſeyn. Jch behalte euch alle
im Schloß, bis am Tag iſt, ob ihr die
Wahrheit oder die Unwahrheit geredet“ —
ſagte izt der Junker.

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[178/0196] der Schulmeiſter, der ſich zuerſt erklaͤren ließ, was die fuͤnfe auſſagten, jukte izt auch noch auf, und ſagte, er erwarte auch wieder ein Stuͤk Vieh, und habe das Seine nur vertauſcht. „Du ſagteſt eben, du habeſt es dem Mez- ger gegeben,“ erwiederte der Junker. „Das macht nichts; er hat mir ein an- ders verſprochen,“ ſagte der Schulmeiſter. „So — ſagte der Junker, und ſah ihn ſpoͤttiſch an, und faſt in allen Baͤnken lach- ten die Bauren ob der Kuh, die der Schul- meiſter an den Mezger vertauſcht. Den andern aber, die vor ihm geſagt, daß ſie Vieh erwarten, war angſt ab ſeiner Dummheit, die, wie ſie meynten, ihnen das Spiel verderbte. Der Junker aber nahm izt wieder das Wort, und ſagte: „Jch halte euere Ent- ſchuldigungen ganz fuͤr gut, wenn ſie wahr ſind: aber nehmet euch in Acht, daß ihr nicht luͤget.“ Sie beſtaͤttigten wieder, daß es gewiß wahr ſey. — „Jhr ſaget es freylich; aber mir kann das unmoͤglich genug ſeyn. Jch behalte euch alle im Schloß, bis am Tag iſt, ob ihr die Wahrheit oder die Unwahrheit geredet“ — ſagte izt der Junker. Das

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Zitationshilfe: Pestalozzi, Johann Heinrich: Lienhard und Gertrud. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1783, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard02_1783/196>, abgerufen am 07.05.2024.