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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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Vogt. Wir wollen beym Alten bleiben, Ni-
ckel! Es ist mir mit dem Catechismus wie mit
etwas anderm. Es kömmt nie nichts bessers hin-
ten nach.

Nickel. Das ist so ein Sprüchwort, das manch-
mal wahr ist, und manchmal nicht. Für dich,
scheint's, trift's dismal ein mit dem neuen Junker --

Vogt. Es wird erst für andere nachkommen;
wenn ihr ordentlich wartet. Und für mich fürchte
ich mich nicht so übel vor diesem neuen Herrn.
Es findet jeder seinen Meister.

Nickel. Das ist wahr. Doch ist deine alte
Zeit mit dem vorigen Sommer *) unter dem Bo-
den --

Vogt. Nickel! Ich habe sie doch einmal ge-
habt; suche sie ein anderer jezt auch.

Nickel. Das ist wahr, du hast sie gehabt,
und sie war recht gut. Aber wie hätt's können
fehlen; der Schreiber, der Weibel und der Vi-
carj waren dir schuldig.

Vogt. Man redte mir das nach; aber es
war drum nicht wahr.

Nickel. Du magst jezt auch das sagen; du

hät-
*) Man begrub im vorigen Sommer Arners Groß-
vater -- Sein Vater war viele Jahre vorher
in einem Treffen in Preußischen Diensten ge-
storben --
C 4

Vogt. Wir wollen beym Alten bleiben, Ni-
ckel! Es iſt mir mit dem Catechismus wie mit
etwas anderm. Es koͤmmt nie nichts beſſers hin-
ten nach.

Nickel. Das iſt ſo ein Spruͤchwort, das manch-
mal wahr iſt, und manchmal nicht. Fuͤr dich,
ſcheint’s, trift’s dismal ein mit dem neuen Junker —

Vogt. Es wird erſt fuͤr andere nachkommen;
wenn ihr ordentlich wartet. Und fuͤr mich fuͤrchte
ich mich nicht ſo uͤbel vor dieſem neuen Herrn.
Es findet jeder ſeinen Meiſter.

Nickel. Das iſt wahr. Doch iſt deine alte
Zeit mit dem vorigen Sommer *) unter dem Bo-
den —

Vogt. Nickel! Ich habe ſie doch einmal ge-
habt; ſuche ſie ein anderer jezt auch.

Nickel. Das iſt wahr, du haſt ſie gehabt,
und ſie war recht gut. Aber wie haͤtt’s koͤnnen
fehlen; der Schreiber, der Weibel und der Vi-
carj waren dir ſchuldig.

Vogt. Man redte mir das nach; aber es
war drum nicht wahr.

Nickel. Du magſt jezt auch das ſagen; du

haͤt-
*) Man begrub im vorigen Sommer Arners Groß-
vater — Sein Vater war viele Jahre vorher
in einem Treffen in Preußiſchen Dienſten ge-
ſtorben —
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[39/0062] Vogt. Wir wollen beym Alten bleiben, Ni- ckel! Es iſt mir mit dem Catechismus wie mit etwas anderm. Es koͤmmt nie nichts beſſers hin- ten nach. Nickel. Das iſt ſo ein Spruͤchwort, das manch- mal wahr iſt, und manchmal nicht. Fuͤr dich, ſcheint’s, trift’s dismal ein mit dem neuen Junker — Vogt. Es wird erſt fuͤr andere nachkommen; wenn ihr ordentlich wartet. Und fuͤr mich fuͤrchte ich mich nicht ſo uͤbel vor dieſem neuen Herrn. Es findet jeder ſeinen Meiſter. Nickel. Das iſt wahr. Doch iſt deine alte Zeit mit dem vorigen Sommer *) unter dem Bo- den — Vogt. Nickel! Ich habe ſie doch einmal ge- habt; ſuche ſie ein anderer jezt auch. Nickel. Das iſt wahr, du haſt ſie gehabt, und ſie war recht gut. Aber wie haͤtt’s koͤnnen fehlen; der Schreiber, der Weibel und der Vi- carj waren dir ſchuldig. Vogt. Man redte mir das nach; aber es war drum nicht wahr. Nickel. Du magſt jezt auch das ſagen; du haͤt- *) Man begrub im vorigen Sommer Arners Groß- vater — Sein Vater war viele Jahre vorher in einem Treffen in Preußiſchen Dienſten ge- ſtorben — C 4

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/62>, abgerufen am 24.11.2024.