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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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Michel. Ich will so kurz seyn, als [verlorenes Material - Zeichen fehlt]nn;
aber den Augenblick geh ich, so ist's bald [verlorenes Material - Zeichen fehlt]ber.
Behüt Gott, Gertrud! Ich danke dir, Lienhard!
schlaft wohl.

Lienhard. Thu ihm auch also; Behüt Gott,
Michel! (Er geht ab.)


§. 71.
Die Hauptauftritte nähern sich.

Als der Vogt heim kam, traf er seine Frau al-
lein in der Stube an. Er konnte also die Wuth
und den Zorn, den er den Tag über gesammelt hatte,
nun ausleeren. Auf dem Feld, im Schloß und in
Hirzau, da war's etwas anders. Unter den Leu-
ten zeigt so einer nicht leicht, wie's ihm um's Herz ist.

Ungeschickt, wie ein Schäferbub, würde man
sagen, würde ein Vogt seyn, der das nicht könnte;
und das hat man dem Hummel nie nachgeredt. Er
konnte ganze Tage hinunter schlucken, Zorn und
Neid, und Haß und Gram, und immer lächeln,
und schwatzen, und trinken; aber, wenn er heim
kam, und zum Glück oder Unglück die Wohnstube
leer fand, alsdann stieß er die Wuth fürchterlich
aus, die er unter den Leuten gesammelt hatte.

Seine

Michel. Ich will ſo kurz ſeyn, als [verlorenes Material – Zeichen fehlt]nn;
aber den Augenblick geh ich, ſo iſt’s bald [verlorenes Material – Zeichen fehlt]ber.
Behuͤt Gott, Gertrud! Ich danke dir, Lienhard!
ſchlaft wohl.

Lienhard. Thu ihm auch alſo; Behuͤt Gott,
Michel! (Er geht ab.)


§. 71.
Die Hauptauftritte naͤhern ſich.

Als der Vogt heim kam, traf er ſeine Frau al-
lein in der Stube an. Er konnte alſo die Wuth
und den Zorn, den er den Tag uͤber geſammelt hatte,
nun ausleeren. Auf dem Feld, im Schloß und in
Hirzau, da war’s etwas anders. Unter den Leu-
ten zeigt ſo einer nicht leicht, wie’s ihm um’s Herz iſt.

Ungeſchickt, wie ein Schaͤferbub, wuͤrde man
ſagen, wuͤrde ein Vogt ſeyn, der das nicht koͤnnte;
und das hat man dem Hummel nie nachgeredt. Er
konnte ganze Tage hinunter ſchlucken, Zorn und
Neid, und Haß und Gram, und immer laͤcheln,
und ſchwatzen, und trinken; aber, wenn er heim
kam, und zum Gluͤck oder Ungluͤck die Wohnſtube
leer fand, alsdann ſtieß er die Wuth fuͤrchterlich
aus, die er unter den Leuten geſammelt hatte.

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[294/0319] Michel. Ich will ſo kurz ſeyn, als _ nn; aber den Augenblick geh ich, ſo iſt’s bald _ ber. Behuͤt Gott, Gertrud! Ich danke dir, Lienhard! ſchlaft wohl. Lienhard. Thu ihm auch alſo; Behuͤt Gott, Michel! (Er geht ab.) §. 71. Die Hauptauftritte naͤhern ſich. Als der Vogt heim kam, traf er ſeine Frau al- lein in der Stube an. Er konnte alſo die Wuth und den Zorn, den er den Tag uͤber geſammelt hatte, nun ausleeren. Auf dem Feld, im Schloß und in Hirzau, da war’s etwas anders. Unter den Leu- ten zeigt ſo einer nicht leicht, wie’s ihm um’s Herz iſt. Ungeſchickt, wie ein Schaͤferbub, wuͤrde man ſagen, wuͤrde ein Vogt ſeyn, der das nicht koͤnnte; und das hat man dem Hummel nie nachgeredt. Er konnte ganze Tage hinunter ſchlucken, Zorn und Neid, und Haß und Gram, und immer laͤcheln, und ſchwatzen, und trinken; aber, wenn er heim kam, und zum Gluͤck oder Ungluͤck die Wohnſtube leer fand, alsdann ſtieß er die Wuth fuͤrchterlich aus, die er unter den Leuten geſammelt hatte. Seine

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/319>, abgerufen am 22.11.2024.