Seine Frau weinte in einer Ecke, und sagte: Um Gottes willen! thue doch nicht so; mit diesem Rasen bringst du Arnern nur immer mehr auf. Er ruht nicht, bis du dich zum Ziel legst.
Er wird nicht ruhen, ich mag thun, was ich will; er wird nicht ruhen, bis er mich zu Grunde gerichtet haben wird. Ein Schelm, ein Dieb, ein Hund ist er; der Verfluchteste unter allen Verfluchten, sagte der Mann.
Und die Frau: Herr Jesus! um Gottes willen! wie du redest, du bist von Sinnen.
Vogt. Hab ich nicht Ursache? Weißst du es nicht? Er nimmt mir das Wirthsrecht oder den Mantel innert vierzehn Tagen.
Vögtinn. Ich weiß es; aber um Gottes wil- len! thue doch jezt nicht so. Das ganze Dorf weiß es schon. Der Schloßschreiber hat's dem Weibel gesagt, und dieser hat's allerorten ausge- kramt. Ich wußte nichts bis auf den Abend, da ich tränkte; da lachten die Leute auf beyden Sei- ten der Gasse vor allen Häusern, und die Margreth, die auch tränkte, nahm mich beyseits, und sagte mir das Unglück. Und noch etwas: Hans Wüst hat die acht Gulden zurückgebracht. Woher kömmt jezt dieser zu acht Gulden? Auch darhinder steckt Arner. Ach Gott! ach Gott! allenthalben droht ein Ungewitter -- so sagte die Frau.
Wie ein Donnerschlag erschreckte das Wort,
Hans
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Seine Frau weinte in einer Ecke, und ſagte: Um Gottes willen! thue doch nicht ſo; mit dieſem Raſen bringſt du Arnern nur immer mehr auf. Er ruht nicht, bis du dich zum Ziel legſt.
Er wird nicht ruhen, ich mag thun, was ich will; er wird nicht ruhen, bis er mich zu Grunde gerichtet haben wird. Ein Schelm, ein Dieb, ein Hund iſt er; der Verfluchteſte unter allen Verfluchten, ſagte der Mann.
Und die Frau: Herr Jeſus! um Gottes willen! wie du redeſt, du biſt von Sinnen.
Vogt. Hab ich nicht Urſache? Weißſt du es nicht? Er nimmt mir das Wirthsrecht oder den Mantel innert vierzehn Tagen.
Voͤgtinn. Ich weiß es; aber um Gottes wil- len! thue doch jezt nicht ſo. Das ganze Dorf weiß es ſchon. Der Schloßſchreiber hat’s dem Weibel geſagt, und dieſer hat’s allerorten ausge- kramt. Ich wußte nichts bis auf den Abend, da ich traͤnkte; da lachten die Leute auf beyden Sei- ten der Gaſſe vor allen Haͤuſern, und die Margreth, die auch traͤnkte, nahm mich beyſeits, und ſagte mir das Ungluͤck. Und noch etwas: Hans Wuͤſt hat die acht Gulden zuruͤckgebracht. Woher koͤmmt jezt dieſer zu acht Gulden? Auch darhinder ſteckt Arner. Ach Gott! ach Gott! allenthalben droht ein Ungewitter — ſo ſagte die Frau.
Wie ein Donnerſchlag erſchreckte das Wort,
Hans
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Seine Frau weinte in einer Ecke, und ſagte:
Um Gottes willen! thue doch nicht ſo; mit dieſem
Raſen bringſt du Arnern nur immer mehr auf. Er
ruht nicht, bis du dich zum Ziel legſt.
Er wird nicht ruhen, ich mag thun, was ich will;
er wird nicht ruhen, bis er mich zu Grunde gerichtet
haben wird. Ein Schelm, ein Dieb, ein Hund iſt
er; der Verfluchteſte unter allen Verfluchten, ſagte
der Mann.
Und die Frau: Herr Jeſus! um Gottes willen!
wie du redeſt, du biſt von Sinnen.
Vogt. Hab ich nicht Urſache? Weißſt du es
nicht? Er nimmt mir das Wirthsrecht oder den
Mantel innert vierzehn Tagen.
Voͤgtinn. Ich weiß es; aber um Gottes wil-
len! thue doch jezt nicht ſo. Das ganze Dorf
weiß es ſchon. Der Schloßſchreiber hat’s dem
Weibel geſagt, und dieſer hat’s allerorten ausge-
kramt. Ich wußte nichts bis auf den Abend, da
ich traͤnkte; da lachten die Leute auf beyden Sei-
ten der Gaſſe vor allen Haͤuſern, und die Margreth,
die auch traͤnkte, nahm mich beyſeits, und ſagte
mir das Ungluͤck. Und noch etwas: Hans Wuͤſt
hat die acht Gulden zuruͤckgebracht. Woher koͤmmt
jezt dieſer zu acht Gulden? Auch darhinder ſteckt
Arner. Ach Gott! ach Gott! allenthalben droht
ein Ungewitter — ſo ſagte die Frau.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/320>, abgerufen am 22.11.2024.
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