Vogt. Alles zu thun, was bey dem Bau Streit und Verdacht anzetteln, was die Arbeit in Unordnung bringen, und was die Taglöhner und den Meister dem Junker erleiden kann.
Michel. Das mag jezt wohl ein Bißchen ein schwerers Stücklein seyn.
Vogt. Aber es ist so auch ein Stücklein, da- bey du Geld verdienen kannst.
Michel. Ohne diese Hoffnung könnte wohl ein Gescheider diese Wegweisung geben; aber nur ein Narr könnte sie annehmen.
Vogt. Das versteht sich, daß du Geld dabey verdienen mußst.
Michel. Zween Thaler Handgeld, Herr Un- tervogt! das muß baar voraus bezahlt seyn, sonst ding ich nicht in diesen Krieg.
Vogt. Du wirst alle Tage unverschämter, Michel! Du verdienst bey der Arbeit, die ich dir zeige, Geld mit Müßiggehen, und du willst denn noch, ich soll dir den Lohn geben, daß du den gu- ten Rath annimmst.
Michel. Ich mag nichts hören. Du willst, daß ich in deinem Dienst den Schelmen mache, und ich will's thun, und treu seyn und herzhaft; aber Handgeld und Dingpfenning, zween Thaler und keinen Kreuzer minder, das muß heraus, sonst stehe du selber hin, Vogt!
Vogt.
Vogt. Alles zu thun, was bey dem Bau Streit und Verdacht anzetteln, was die Arbeit in Unordnung bringen, und was die Tagloͤhner und den Meiſter dem Junker erleiden kann.
Michel. Das mag jezt wohl ein Bißchen ein ſchwerers Stuͤcklein ſeyn.
Vogt. Aber es iſt ſo auch ein Stuͤcklein, da- bey du Geld verdienen kannſt.
Michel. Ohne dieſe Hoffnung koͤnnte wohl ein Geſcheider dieſe Wegweiſung geben; aber nur ein Narr koͤnnte ſie annehmen.
Vogt. Das verſteht ſich, daß du Geld dabey verdienen mußſt.
Michel. Zween Thaler Handgeld, Herr Un- tervogt! das muß baar voraus bezahlt ſeyn, ſonſt ding ich nicht in dieſen Krieg.
Vogt. Du wirſt alle Tage unverſchaͤmter, Michel! Du verdienſt bey der Arbeit, die ich dir zeige, Geld mit Muͤßiggehen, und du willſt denn noch, ich ſoll dir den Lohn geben, daß du den gu- ten Rath annimmſt.
Michel. Ich mag nichts hoͤren. Du willſt, daß ich in deinem Dienſt den Schelmen mache, und ich will’s thun, und treu ſeyn und herzhaft; aber Handgeld und Dingpfenning, zween Thaler und keinen Kreuzer minder, das muß heraus, ſonſt ſtehe du ſelber hin, Vogt!
Vogt.
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Vogt. Alles zu thun, was bey dem Bau
Streit und Verdacht anzetteln, was die Arbeit in
Unordnung bringen, und was die Tagloͤhner und
den Meiſter dem Junker erleiden kann.
Michel. Das mag jezt wohl ein Bißchen ein
ſchwerers Stuͤcklein ſeyn.
Vogt. Aber es iſt ſo auch ein Stuͤcklein, da-
bey du Geld verdienen kannſt.
Michel. Ohne dieſe Hoffnung koͤnnte wohl ein
Geſcheider dieſe Wegweiſung geben; aber nur ein
Narr koͤnnte ſie annehmen.
Vogt. Das verſteht ſich, daß du Geld dabey
verdienen mußſt.
Michel. Zween Thaler Handgeld, Herr Un-
tervogt! das muß baar voraus bezahlt ſeyn, ſonſt
ding ich nicht in dieſen Krieg.
Vogt. Du wirſt alle Tage unverſchaͤmter,
Michel! Du verdienſt bey der Arbeit, die ich dir
zeige, Geld mit Muͤßiggehen, und du willſt denn
noch, ich ſoll dir den Lohn geben, daß du den gu-
ten Rath annimmſt.
Michel. Ich mag nichts hoͤren. Du willſt,
daß ich in deinem Dienſt den Schelmen mache,
und ich will’s thun, und treu ſeyn und herzhaft;
aber Handgeld und Dingpfenning, zween Thaler
und keinen Kreuzer minder, das muß heraus, ſonſt
ſtehe du ſelber hin, Vogt!
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/177>, abgerufen am 03.05.2024.
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