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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.

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Die mittelländische Race.
Aegypter längst schon Baumeister, Bildhauer, Maler, Mythologen,
und Gottesgelehrte.

Für ein ausserordentlich hohes Alterthum der ägyptischen
Gesittung bürgt am strengsten ihre Zeitrechnung. Sie gründete
sich auf ein bürgerliches Jahr von 12 Monaten zu je drei Wochen
von zehn Tagen, denen noch 5 Schalttage hinzugefügt wurden.
Dass diese 365 Tage nicht genau das wahre Sonnenjahr ausfüllten,
war den Aegyptern genau bekannt, denn sie wussten, dass es
1461 Jahre bedurfte, ehe der Sirius von Memphis aus am ersten
Thoth vor Sonnenaufgang sichtbar wurde. Dieses Zusammenfallen
der Frühaufgänge führte sie zu den Sothis- oder Siriusperioden
von 1461 bürgerlichen Jahren. Einer dieser Zeitabschnitte endigte
im Jahre 1322 v. Chr., folglich fällt sein Beginn auf das Jahr
2782 und mindestens einmal vorher musste die Dauer einer solchen
Periode festgestellt worden sein. Demnach trifft die erste Beob-
achtung eines Frühaufganges des Sirius am Neujahrstage auf das
Jahr 4242 v. Chr.1)

Die Vermuthung, dass in jenen ältesten Zeiten die Aegypter
nur der Steingeräthe sich bedienten, stützt sich hauptsächlich da-
rauf, dass die Beschneidung mit Steinmessern vollzogen wurde,
wie bei den Hebräern, welche diesen Brauch den Aegyptern ent-
lehnten. Diese Thatsache berechtigt jedoch nur zu einem andern
Schluss, nämlich dass die Beschneidung schon in der Steinzeit ein-
geführt worden war. Nicht gern werden nämlich die Werkzeuge bei
feierlichen Handlungen gewechselt, weil diese sonst die Weihe des
Alterthümlichen einbüssen würden. Feuersteinmesser verwenden
übrigens noch jetzt die Araber der Sinaihalbinsel zum Abkratzen
der Schafe nach der Schur2). Schon in frühen Gräbern findet
man Geräthe aus Bronze mit einem Gehalt von 12 bis 14 Procent
Zinn. Reines Kupfer oder Bronzemischungen bezogen die Aegypter
von semitischen Völkern, und ob sie das Zinn als reines Metall
früh gekannt haben, darf bezweifelt werden.3) Woher das Zinn
nach Vorderasien gelangte und wer es dahin brachte, bleibt gegen-
wärtig noch völlig dunkel. Eisen und vielleicht auch Stahl, beide

1) Lepsius, Chronologie der Aegypter. 1. Theil. S. 165--180.
2) G. Ebers, Durch Gosen zum Sinai. S. 531.
3) Lepsius, Die Metalle in den ägyptischen Inschriften. Berlin 1872.
S. 105. S. 114.

Die mittelländische Race.
Aegypter längst schon Baumeister, Bildhauer, Maler, Mythologen,
und Gottesgelehrte.

Für ein ausserordentlich hohes Alterthum der ägyptischen
Gesittung bürgt am strengsten ihre Zeitrechnung. Sie gründete
sich auf ein bürgerliches Jahr von 12 Monaten zu je drei Wochen
von zehn Tagen, denen noch 5 Schalttage hinzugefügt wurden.
Dass diese 365 Tage nicht genau das wahre Sonnenjahr ausfüllten,
war den Aegyptern genau bekannt, denn sie wussten, dass es
1461 Jahre bedurfte, ehe der Sirius von Memphis aus am ersten
Thoth vor Sonnenaufgang sichtbar wurde. Dieses Zusammenfallen
der Frühaufgänge führte sie zu den Sothis- oder Siriusperioden
von 1461 bürgerlichen Jahren. Einer dieser Zeitabschnitte endigte
im Jahre 1322 v. Chr., folglich fällt sein Beginn auf das Jahr
2782 und mindestens einmal vorher musste die Dauer einer solchen
Periode festgestellt worden sein. Demnach trifft die erste Beob-
achtung eines Frühaufganges des Sirius am Neujahrstage auf das
Jahr 4242 v. Chr.1)

Die Vermuthung, dass in jenen ältesten Zeiten die Aegypter
nur der Steingeräthe sich bedienten, stützt sich hauptsächlich da-
rauf, dass die Beschneidung mit Steinmessern vollzogen wurde,
wie bei den Hebräern, welche diesen Brauch den Aegyptern ent-
lehnten. Diese Thatsache berechtigt jedoch nur zu einem andern
Schluss, nämlich dass die Beschneidung schon in der Steinzeit ein-
geführt worden war. Nicht gern werden nämlich die Werkzeuge bei
feierlichen Handlungen gewechselt, weil diese sonst die Weihe des
Alterthümlichen einbüssen würden. Feuersteinmesser verwenden
übrigens noch jetzt die Araber der Sinaihalbinsel zum Abkratzen
der Schafe nach der Schur2). Schon in frühen Gräbern findet
man Geräthe aus Bronze mit einem Gehalt von 12 bis 14 Procent
Zinn. Reines Kupfer oder Bronzemischungen bezogen die Aegypter
von semitischen Völkern, und ob sie das Zinn als reines Metall
früh gekannt haben, darf bezweifelt werden.3) Woher das Zinn
nach Vorderasien gelangte und wer es dahin brachte, bleibt gegen-
wärtig noch völlig dunkel. Eisen und vielleicht auch Stahl, beide

1) Lepsius, Chronologie der Aegypter. 1. Theil. S. 165—180.
2) G. Ebers, Durch Gosen zum Sinai. S. 531.
3) Lepsius, Die Metalle in den ägyptischen Inschriften. Berlin 1872.
S. 105. S. 114.
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[525/0543] Die mittelländische Race. Aegypter längst schon Baumeister, Bildhauer, Maler, Mythologen, und Gottesgelehrte. Für ein ausserordentlich hohes Alterthum der ägyptischen Gesittung bürgt am strengsten ihre Zeitrechnung. Sie gründete sich auf ein bürgerliches Jahr von 12 Monaten zu je drei Wochen von zehn Tagen, denen noch 5 Schalttage hinzugefügt wurden. Dass diese 365 Tage nicht genau das wahre Sonnenjahr ausfüllten, war den Aegyptern genau bekannt, denn sie wussten, dass es 1461 Jahre bedurfte, ehe der Sirius von Memphis aus am ersten Thoth vor Sonnenaufgang sichtbar wurde. Dieses Zusammenfallen der Frühaufgänge führte sie zu den Sothis- oder Siriusperioden von 1461 bürgerlichen Jahren. Einer dieser Zeitabschnitte endigte im Jahre 1322 v. Chr., folglich fällt sein Beginn auf das Jahr 2782 und mindestens einmal vorher musste die Dauer einer solchen Periode festgestellt worden sein. Demnach trifft die erste Beob- achtung eines Frühaufganges des Sirius am Neujahrstage auf das Jahr 4242 v. Chr. 1) Die Vermuthung, dass in jenen ältesten Zeiten die Aegypter nur der Steingeräthe sich bedienten, stützt sich hauptsächlich da- rauf, dass die Beschneidung mit Steinmessern vollzogen wurde, wie bei den Hebräern, welche diesen Brauch den Aegyptern ent- lehnten. Diese Thatsache berechtigt jedoch nur zu einem andern Schluss, nämlich dass die Beschneidung schon in der Steinzeit ein- geführt worden war. Nicht gern werden nämlich die Werkzeuge bei feierlichen Handlungen gewechselt, weil diese sonst die Weihe des Alterthümlichen einbüssen würden. Feuersteinmesser verwenden übrigens noch jetzt die Araber der Sinaihalbinsel zum Abkratzen der Schafe nach der Schur 2). Schon in frühen Gräbern findet man Geräthe aus Bronze mit einem Gehalt von 12 bis 14 Procent Zinn. Reines Kupfer oder Bronzemischungen bezogen die Aegypter von semitischen Völkern, und ob sie das Zinn als reines Metall früh gekannt haben, darf bezweifelt werden. 3) Woher das Zinn nach Vorderasien gelangte und wer es dahin brachte, bleibt gegen- wärtig noch völlig dunkel. Eisen und vielleicht auch Stahl, beide 1) Lepsius, Chronologie der Aegypter. 1. Theil. S. 165—180. 2) G. Ebers, Durch Gosen zum Sinai. S. 531. 3) Lepsius, Die Metalle in den ägyptischen Inschriften. Berlin 1872. S. 105. S. 114.

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Zitationshilfe: Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/543>, abgerufen am 23.12.2024.