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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.

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Die amerikanische Urbevölkerung.
kein Vorzug für die Südamerikaner, dass wir bei ihnen Gespinnste
und Gewebe aus Baumwolle antreffen, denn erstens trugen zu
De Soto's Zeiten die Frauen der Eingebornen Georgiens weisse
Gewänder, verfertigt aus dem Bast von Maulbeerbäumen 1), wie
die Spanier meinten, dann aber war von jeher die dortige Zu-
bereitung des Leders eine meisterhafte und seine Verarbeitung zu
Kleidern, die mit Federn reich geschmückt waren, weiss man
sogar noch jetzt zu schätzen. Auch darin unterscheiden sich die
Nordamerikaner nicht nur von allen Stämmen ihres Gleichen,
sondern von vielen Culturvölkern, dass sie eine Fussbekleidung,
nämlich ihre Mocassin oder Halbstiefeln, trugen 2). Der Gebrauch
von Schneeschuhen dagegen ist vielleicht nicht älter, als das Auf-
treten der Eskimo, die wahrscheinlich zuerst diese Erfindung aus
Asien nach der neuen Welt gebracht haben.

Bei den Jägerstämmen in Südamerika hat man keine Spur
von Bergbau getroffen. Dagegen fanden die ersten Entdecker bei
den Eingebornen der Vereinigten Staaten eine Menge kupferner
Zierrathen und Geräthe. Kupfer wurde östlich vom Mississippi
an verschiedenen Orten gebaut, wie in Alabama 3), allein die
wichtigsten Gruben lagen am Erie-See. Einige Alterthumsfreunde
haben etwas vorschnell geschlossen, dass dort ein uraltes Cultur-
volk, völlig verschieden vor den Jägerstämmen der modernen
Zeit, gesessen haben solle. Doch unterschätzte man beständig
die Leistungen der alten No[r]damerikaner. Selbst die rohen Atha-
baskenstämme haben auf Kupfer gegraben, denn im 18ten Jahr-
hundert pflegten sie solche Erze nach Fort Churchill, dem äusser-
sten westlichen Posten der Hudsonsbaigesellschaft, zu bringen,
und hauptsächlich um die Lagerstätte dieses Metalls aufzuspüren,
unternahm Samuel Hearne 4) 1770 seine Wanderungen, die zur
Entdeckung des Kupfergruben-Flusses und seiner Ausmündung
ins Eismeer führten. Der Eigenthümer der Grubengebiete am
Erie-See war ein Häuptling der Fond du Lac-Horde, und nach

1) Oviedo, Historia general. lib. XVII. cap. 25. tom. I. p. 556.
2) Die Patagonier bedienen sich indessen ebenfalls des Schuhwerkes.
Musters, Unter den Patagoniern. S. 174. Catlin, Rambles. p. 259
3) Herrera, Historia de las Indias occidentales. Dec. VII. lib. 2.
cap. 1.
4) Reise zum Eismeer. Berlin 1797. S. 4. S. 14.

Die amerikanische Urbevölkerung.
kein Vorzug für die Südamerikaner, dass wir bei ihnen Gespinnste
und Gewebe aus Baumwolle antreffen, denn erstens trugen zu
De Soto’s Zeiten die Frauen der Eingebornen Georgiens weisse
Gewänder, verfertigt aus dem Bast von Maulbeerbäumen 1), wie
die Spanier meinten, dann aber war von jeher die dortige Zu-
bereitung des Leders eine meisterhafte und seine Verarbeitung zu
Kleidern, die mit Federn reich geschmückt waren, weiss man
sogar noch jetzt zu schätzen. Auch darin unterscheiden sich die
Nordamerikaner nicht nur von allen Stämmen ihres Gleichen,
sondern von vielen Culturvölkern, dass sie eine Fussbekleidung,
nämlich ihre Mocassin oder Halbstiefeln, trugen 2). Der Gebrauch
von Schneeschuhen dagegen ist vielleicht nicht älter, als das Auf-
treten der Eskimo, die wahrscheinlich zuerst diese Erfindung aus
Asien nach der neuen Welt gebracht haben.

Bei den Jägerstämmen in Südamerika hat man keine Spur
von Bergbau getroffen. Dagegen fanden die ersten Entdecker bei
den Eingebornen der Vereinigten Staaten eine Menge kupferner
Zierrathen und Geräthe. Kupfer wurde östlich vom Mississippi
an verschiedenen Orten gebaut, wie in Alabama 3), allein die
wichtigsten Gruben lagen am Erie-See. Einige Alterthumsfreunde
haben etwas vorschnell geschlossen, dass dort ein uraltes Cultur-
volk, völlig verschieden vor den Jägerstämmen der modernen
Zeit, gesessen haben solle. Doch unterschätzte man beständig
die Leistungen der alten No[r]damerikaner. Selbst die rohen Atha-
baskenstämme haben auf Kupfer gegraben, denn im 18ten Jahr-
hundert pflegten sie solche Erze nach Fort Churchill, dem äusser-
sten westlichen Posten der Hudsonsbaigesellschaft, zu bringen,
und hauptsächlich um die Lagerstätte dieses Metalls aufzuspüren,
unternahm Samuel Hearne 4) 1770 seine Wanderungen, die zur
Entdeckung des Kupfergruben-Flusses und seiner Ausmündung
ins Eismeer führten. Der Eigenthümer der Grubengebiete am
Erie-See war ein Häuptling der Fond du Lac-Horde, und nach

1) Oviedo, Historia general. lib. XVII. cap. 25. tom. I. p. 556.
2) Die Patagonier bedienen sich indessen ebenfalls des Schuhwerkes.
Musters, Unter den Patagoniern. S. 174. Catlin, Rambles. p. 259
3) Herrera, Historia de las Indias occidentales. Dec. VII. lib. 2.
cap. 1.
4) Reise zum Eismeer. Berlin 1797. S. 4. S. 14.
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[459/0477] Die amerikanische Urbevölkerung. kein Vorzug für die Südamerikaner, dass wir bei ihnen Gespinnste und Gewebe aus Baumwolle antreffen, denn erstens trugen zu De Soto’s Zeiten die Frauen der Eingebornen Georgiens weisse Gewänder, verfertigt aus dem Bast von Maulbeerbäumen 1), wie die Spanier meinten, dann aber war von jeher die dortige Zu- bereitung des Leders eine meisterhafte und seine Verarbeitung zu Kleidern, die mit Federn reich geschmückt waren, weiss man sogar noch jetzt zu schätzen. Auch darin unterscheiden sich die Nordamerikaner nicht nur von allen Stämmen ihres Gleichen, sondern von vielen Culturvölkern, dass sie eine Fussbekleidung, nämlich ihre Mocassin oder Halbstiefeln, trugen 2). Der Gebrauch von Schneeschuhen dagegen ist vielleicht nicht älter, als das Auf- treten der Eskimo, die wahrscheinlich zuerst diese Erfindung aus Asien nach der neuen Welt gebracht haben. Bei den Jägerstämmen in Südamerika hat man keine Spur von Bergbau getroffen. Dagegen fanden die ersten Entdecker bei den Eingebornen der Vereinigten Staaten eine Menge kupferner Zierrathen und Geräthe. Kupfer wurde östlich vom Mississippi an verschiedenen Orten gebaut, wie in Alabama 3), allein die wichtigsten Gruben lagen am Erie-See. Einige Alterthumsfreunde haben etwas vorschnell geschlossen, dass dort ein uraltes Cultur- volk, völlig verschieden vor den Jägerstämmen der modernen Zeit, gesessen haben solle. Doch unterschätzte man beständig die Leistungen der alten Nordamerikaner. Selbst die rohen Atha- baskenstämme haben auf Kupfer gegraben, denn im 18ten Jahr- hundert pflegten sie solche Erze nach Fort Churchill, dem äusser- sten westlichen Posten der Hudsonsbaigesellschaft, zu bringen, und hauptsächlich um die Lagerstätte dieses Metalls aufzuspüren, unternahm Samuel Hearne 4) 1770 seine Wanderungen, die zur Entdeckung des Kupfergruben-Flusses und seiner Ausmündung ins Eismeer führten. Der Eigenthümer der Grubengebiete am Erie-See war ein Häuptling der Fond du Lac-Horde, und nach 1) Oviedo, Historia general. lib. XVII. cap. 25. tom. I. p. 556. 2) Die Patagonier bedienen sich indessen ebenfalls des Schuhwerkes. Musters, Unter den Patagoniern. S. 174. Catlin, Rambles. p. 259 3) Herrera, Historia de las Indias occidentales. Dec. VII. lib. 2. cap. 1. 4) Reise zum Eismeer. Berlin 1797. S. 4. S. 14.

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Zitationshilfe: Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/477>, abgerufen am 23.12.2024.