Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Geheimhaltung der Beichte. Beichte gehöret und absolviret a). Man machet so dannBeichte beydenen, wel- che keine Priester. währender Zeit dieselben zu Priester. Man hält sie dieser- wegen zu gleicher Pflicht und Schuldigkeit an b). Denn ordentlicher Weise wird eine Handlung durch diejenige Per- a) Daß denen Layen bey einem Nothfall die Macht zu absoluirenAbsolution der Läyen. beygeleget wird, habe schon oben gemeldet. Es ist auch deutlich zu schliessen aus c. 36. de consecr. dist. 4. c. 88. de poenit. dist. 1. Die Schmalkaldischen Articul de potest. Episc. p. 353. führen auch aus Augustino an, daß ein Laye Beicht gehöret, und die absolution ertheilet. b) Man leget auch denenjenigen die Geheimhaltung der BeichteEin Dollmet- scher bey der Beichte soll das gebeichtete ge- heim halten. auf, welche als Dollmetscher sind gebraucht worden, wenn der Beichtende und Beicht-Vater einander nicht verstanden. Beyer de sigillo confession. cap. 3. §. 38. beruffet sich dieserwegen auf Re- buffen, Caroc Diaz. de Luoc und andere. Man hält einen sol- chen Dollmetscher für eine Person mit seinem principalen. Je- doch wollen sie einem Dollmetscher sodann nur das Stillschwei- chen auferlegen, wenn ihn der Beicht-Vater zu solcher Hand- lung mit sich gebracht. Ein anderes wäre, wenn das Beicht- Kind solchen bey sich gehabt hätte. Andere sagen, weil der Doll- metscher mehr des Beicht-Kindes als des Beicht-Vaters Per- son vorstellte, so könnte man ihn gantz und gar nicht zum Still- schweigen anhalten. Die also urtheilen, haben sich die Meinung bethören lassen, dem Beicht-Vater offenbahrete man es als GOtt. Dieses könnte man aber von dem Dollmetscher nicht sagen, daß er GOTT repraesentirte. Es sey also ein Dollmet- scher nur so weit zur Verschwiegenheit verbunden, als ein an- derer, dem man etwas Geheimes anvertrauet. Jch wollte aber vielmehr sagen, ein solcher Dollmetscher sey allerdings ge- halten alles zu verschweigen, aus denen Ursachen, so im vorher- gehenden paragrapho, und not. a) daselbst sind angeführet wor- den. Jedoch will ich gerne jedem sein Urtheil überlassen. Er mag vor eine Meinung wehlen welche er will. Elige cui dicas, tu mihi sola places. c) Conf. q q 3
Geheimhaltung der Beichte. Beichte gehoͤret und abſolviret a). Man machet ſo dannBeichte beydenen, wel- che keine Prieſter. waͤhrender Zeit dieſelben zu Prieſter. Man haͤlt ſie dieſer- wegen zu gleicher Pflicht und Schuldigkeit an b). Denn ordentlicher Weiſe wird eine Handlung durch diejenige Per- a) Daß denen Layen bey einem Nothfall die Macht zu abſoluirenAbſolution der Laͤyen. beygeleget wird, habe ſchon oben gemeldet. Es iſt auch deutlich zu ſchlieſſen aus c. 36. de conſecr. diſt. 4. c. 88. de pœnit. diſt. 1. Die Schmalkaldiſchen Articul de poteſt. Epiſc. p. 353. fuͤhren auch aus Auguſtino an, daß ein Laye Beicht gehoͤret, und die abſolution ertheilet. b) Man leget auch denenjenigen die Geheimhaltung der BeichteEin Dollmet- ſcher bey der Beichte ſoll das gebeichtete ge- heim halten. auf, welche als Dollmetſcher ſind gebraucht worden, wenn der Beichtende und Beicht-Vater einander nicht verſtanden. Beyer de ſigillo confeſſion. cap. 3. §. 38. beruffet ſich dieſerwegen auf Re- buffen, Caroc Diaz. de Luoc und andere. Man haͤlt einen ſol- chen Dollmetſcher fuͤr eine Perſon mit ſeinem principalen. Je- doch wollen ſie einem Dollmetſcher ſodann nur das Stillſchwei- chen auferlegen, wenn ihn der Beicht-Vater zu ſolcher Hand- lung mit ſich gebracht. Ein anderes waͤre, wenn das Beicht- Kind ſolchen bey ſich gehabt haͤtte. Andere ſagen, weil der Doll- metſcher mehr des Beicht-Kindes als des Beicht-Vaters Per- ſon vorſtellte, ſo koͤnnte man ihn gantz und gar nicht zum Still- ſchweigen anhalten. Die alſo urtheilen, haben ſich die Meinung bethoͤren laſſen, dem Beicht-Vater offenbahrete man es als GOtt. Dieſes koͤnnte man aber von dem Dollmetſcher nicht ſagen, daß er GOTT repræſentirte. Es ſey alſo ein Dollmet- ſcher nur ſo weit zur Verſchwiegenheit verbunden, als ein an- derer, dem man etwas Geheimes anvertrauet. Jch wollte aber vielmehr ſagen, ein ſolcher Dollmetſcher ſey allerdings ge- halten alles zu verſchweigen, aus denen Urſachen, ſo im vorher- gehenden paragrapho, und not. a) daſelbſt ſind angefuͤhret wor- den. Jedoch will ich gerne jedem ſein Urtheil uͤberlaſſen. Er mag vor eine Meinung wehlen welche er will. Elige cui dicas, tu mihi ſola places. c) Conf. q q 3
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Geheimhaltung der Beichte.
Beichte gehoͤret und abſolviret a). Man machet ſo dann
waͤhrender Zeit dieſelben zu Prieſter. Man haͤlt ſie dieſer-
wegen zu gleicher Pflicht und Schuldigkeit an b). Denn
ordentlicher Weiſe wird eine Handlung durch diejenige
Per-
Beichte bey
denen, wel-
che keine
Prieſter.
a) Daß denen Layen bey einem Nothfall die Macht zu abſoluiren
beygeleget wird, habe ſchon oben gemeldet. Es iſt auch deutlich
zu ſchlieſſen aus c. 36. de conſecr. diſt. 4. c. 88. de pœnit. diſt. 1. Die
Schmalkaldiſchen Articul de poteſt. Epiſc. p. 353. fuͤhren auch aus
Auguſtino an, daß ein Laye Beicht gehoͤret, und die abſolution
ertheilet.
b) Man leget auch denenjenigen die Geheimhaltung der Beichte
auf, welche als Dollmetſcher ſind gebraucht worden, wenn der
Beichtende und Beicht-Vater einander nicht verſtanden. Beyer
de ſigillo confeſſion. cap. 3. §. 38. beruffet ſich dieſerwegen auf Re-
buffen, Caroc Diaz. de Luoc und andere. Man haͤlt einen ſol-
chen Dollmetſcher fuͤr eine Perſon mit ſeinem principalen. Je-
doch wollen ſie einem Dollmetſcher ſodann nur das Stillſchwei-
chen auferlegen, wenn ihn der Beicht-Vater zu ſolcher Hand-
lung mit ſich gebracht. Ein anderes waͤre, wenn das Beicht-
Kind ſolchen bey ſich gehabt haͤtte. Andere ſagen, weil der Doll-
metſcher mehr des Beicht-Kindes als des Beicht-Vaters Per-
ſon vorſtellte, ſo koͤnnte man ihn gantz und gar nicht zum Still-
ſchweigen anhalten. Die alſo urtheilen, haben ſich die Meinung
bethoͤren laſſen, dem Beicht-Vater offenbahrete man es als
GOtt. Dieſes koͤnnte man aber von dem Dollmetſcher nicht
ſagen, daß er GOTT repræſentirte. Es ſey alſo ein Dollmet-
ſcher nur ſo weit zur Verſchwiegenheit verbunden, als ein an-
derer, dem man etwas Geheimes anvertrauet. Jch wollte
aber vielmehr ſagen, ein ſolcher Dollmetſcher ſey allerdings ge-
halten alles zu verſchweigen, aus denen Urſachen, ſo im vorher-
gehenden paragrapho, und not. a) daſelbſt ſind angefuͤhret wor-
den. Jedoch will ich gerne jedem ſein Urtheil uͤberlaſſen. Er
mag vor eine Meinung wehlen welche er will.
Elige cui dicas, tu mihi ſola places.
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