Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abth. IV. Cap. Von der
als einen Zeugen des begangenen Lasters. Man gehet zu
ihm Trost vor die geängstete Seele zu suchen. Hierinn darf
man also die Leute nicht hintergehen. Aus diesen Grün-
den hat man auch in unsern Kirchen/ nebst der privat Beich-
te/ die Geheimhaltung des Gebeichteten eingeführet. Man
hat nirgends die gemeinen Rechte in diesem Stück geändert.
Vielmehr ist die Geheimhaltung der Beichte in einigen
Landen auff das schärffste anbefohlen worden b). Es sind
auch unsere Theologi und Juristen der einstimmigen Mei-
nung/ daß kein Priester etwaß aus der Beichte schwatzen
könne und dürffe.

Geheimhal-tung der
§. VIII.

Zu der Geheimhaltung der Beichte/ sollen
auch die Layen verbunden seyn/ wenn sie bey einem Nothfall

Beichte
Sünde und Laster beichtete, so will dem Kirchen-Diener
in alle Wege gebühren, daß er dieselbe verschweige und
nicht melde.
Er führet folgende Ursache an: Denn wer wolte
sonst beichten, oder seiner Sünd und Laster Raths be-
gehren in Anfechtungen und sonst, wenn jene solten durch
die Beicht-Väter an Tag bracht werden? und das ist auch

S. Augustini und der Päpstlichen Decret Meinung, und muß
ein Kirchen-Diener oder
Pastor hiermit Gedult tragen.
b) Sächsische
Verordnung.
Dieses hat unter andern der bekannte Churfürst zu Sachsen,
Augustus in einer besondern Verordnung von der Christlichen
Beicht und
privat-absolution Ao. 1580. gethan. Daselbst ste-
hen art. 7. §. vlt. folgende Worte: Nachdem manchmahl
grosse Beschwernüssen erfolgt, wenn entweder die Kir-
chen-Diener, oder die verhörte Personen aus der Beicht ge-
schwatzet, soll ihnen allen auferlegt, besonders aber den Kir-
chen-Dienern eingebunden werden, was ihnen für Gewis-
sens-Händel in der Beicht vertrauet, niemand, wer der
auch sey, bey Vermeidung ernstlicher Straffe zu offenbah-
ren, sondern wie sichs gebühret, verschwiegen zu halten,
darnach sich ein jeder wisse zu richten.

a) Daß

II. Abth. IV. Cap. Von der
als einen Zeugen des begangenen Laſters. Man gehet zu
ihm Troſt vor die geaͤngſtete Seele zu ſuchen. Hierinn darf
man alſo die Leute nicht hintergehen. Aus dieſen Gruͤn-
den hat man auch in unſern Kirchen/ nebſt der privat Beich-
te/ die Geheimhaltung des Gebeichteten eingefuͤhret. Man
hat nirgends die gemeinen Rechte in dieſem Stuͤck geaͤndert.
Vielmehr iſt die Geheimhaltung der Beichte in einigen
Landen auff das ſchaͤrffſte anbefohlen worden b). Es ſind
auch unſere Theologi und Juriſten der einſtimmigen Mei-
nung/ daß kein Prieſter etwaß aus der Beichte ſchwatzen
koͤnne und duͤrffe.

Geheimhal-tung der
§. VIII.

Zu der Geheimhaltung der Beichte/ ſollen
auch die Layen verbunden ſeyn/ wenn ſie bey einem Nothfall

Beichte
Suͤnde und Laſter beichtete, ſo will dem Kirchen-Diener
in alle Wege gebuͤhren, daß er dieſelbe verſchweige und
nicht melde.
Er fuͤhret folgende Urſache an: Denn wer wolte
ſonſt beichten, oder ſeiner Suͤnd und Laſter Raths be-
gehren in Anfechtungen und ſonſt, wenn jene ſolten durch
die Beicht-Vaͤter an Tag bracht werden? und das iſt auch

S. Auguſtini und der Paͤpſtlichen Decret Meinung, und muß
ein Kirchen-Diener oder
Paſtor hiermit Gedult tragen.
b) Saͤchſiſche
Verordnung.
Dieſes hat unter andern der bekannte Churfuͤrſt zu Sachſen,
Auguſtus in einer beſondern Verordnung von der Chriſtlichen
Beicht und
privat-abſolution Ao. 1580. gethan. Daſelbſt ſte-
hen art. 7. §. vlt. folgende Worte: Nachdem manchmahl
groſſe Beſchwernuͤſſen erfolgt, wenn entweder die Kir-
chen-Diener, oder die verhoͤrte Perſonen aus der Beicht ge-
ſchwatzet, ſoll ihnen allen auferlegt, beſonders aber den Kir-
chen-Dienern eingebunden werden, was ihnen fuͤr Gewiſ-
ſens-Haͤndel in der Beicht vertrauet, niemand, wer der
auch ſey, bey Vermeidung ernſtlicher Straffe zu offenbah-
ren, ſondern wie ſichs gebuͤhret, verſchwiegen zu halten,
darnach ſich ein jeder wiſſe zu richten.

a) Daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0327" n="308"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Cap. Von der</hi></fw><lb/>
als einen Zeugen des begangenen La&#x017F;ters. Man gehet zu<lb/>
ihm <hi rendition="#fr">Tro&#x017F;t vor die gea&#x0364;ng&#x017F;tete Seele zu &#x017F;uchen.</hi> Hierinn darf<lb/>
man al&#x017F;o die Leute nicht hintergehen. Aus die&#x017F;en Gru&#x0364;n-<lb/>
den hat man auch in un&#x017F;ern Kirchen/ neb&#x017F;t der <hi rendition="#aq">privat</hi> Beich-<lb/>
te/ die <hi rendition="#fr">Geheimhaltung</hi> des Gebeichteten eingefu&#x0364;hret. Man<lb/>
hat nirgends die gemeinen Rechte in die&#x017F;em Stu&#x0364;ck gea&#x0364;ndert.<lb/>
Vielmehr i&#x017F;t die <hi rendition="#fr">Geheimhaltung der Beichte</hi> in einigen<lb/>
Landen auff das &#x017F;cha&#x0364;rff&#x017F;te anbefohlen worden <note place="foot" n="b)"><note place="left">Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;che<lb/>
Verordnung.</note>Die&#x017F;es hat unter andern der bekannte Churfu&#x0364;r&#x017F;t zu Sach&#x017F;en,<lb/><hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tus</hi> in einer be&#x017F;ondern Verordnung <hi rendition="#fr">von der Chri&#x017F;tlichen<lb/>
Beicht und</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">privat-ab&#x017F;olution Ao. 1580.</hi></hi> gethan. Da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;te-<lb/>
hen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">art. 7.</hi> §. <hi rendition="#i">vlt.</hi></hi> folgende Worte: <hi rendition="#fr">Nachdem manchmahl<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Be&#x017F;chwernu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en erfolgt, wenn entweder die Kir-<lb/>
chen-Diener, oder die verho&#x0364;rte Per&#x017F;onen aus der Beicht ge-<lb/>
&#x017F;chwatzet, &#x017F;oll ihnen allen auferlegt, be&#x017F;onders aber den Kir-<lb/>
chen-Dienern eingebunden werden, was ihnen fu&#x0364;r Gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ens-Ha&#x0364;ndel in der Beicht vertrauet, niemand, wer der<lb/>
auch &#x017F;ey, bey Vermeidung ern&#x017F;tlicher Straffe zu offenbah-<lb/>
ren, &#x017F;ondern wie &#x017F;ichs gebu&#x0364;hret, ver&#x017F;chwiegen zu halten,<lb/>
darnach &#x017F;ich ein jeder wi&#x017F;&#x017F;e zu richten.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">a)</hi> Daß</fw></note>. Es &#x017F;ind<lb/>
auch un&#x017F;ere <hi rendition="#aq">Theologi</hi> und <hi rendition="#aq">Juri&#x017F;t</hi>en der ein&#x017F;timmigen Mei-<lb/>
nung/ daß kein Prie&#x017F;ter etwaß aus der Beichte &#x017F;chwatzen<lb/>
ko&#x0364;nne und du&#x0364;rffe.</p><lb/>
            <note place="left">Geheimhal-tung der</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. <hi rendition="#aq">VIII.</hi></head>
            <p>Zu der Geheimhaltung der Beichte/ &#x017F;ollen<lb/>
auch die <hi rendition="#fr">Layen</hi> verbunden &#x017F;eyn/ wenn &#x017F;ie bey einem <hi rendition="#fr">Nothfall</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Beichte</fw><lb/><note xml:id="i04" prev="#i03" place="foot" n="(a)"><hi rendition="#fr">Su&#x0364;nde und La&#x017F;ter beichtete, &#x017F;o will dem Kirchen-Diener<lb/>
in alle Wege gebu&#x0364;hren, daß er die&#x017F;elbe ver&#x017F;chweige und<lb/>
nicht melde.</hi> Er fu&#x0364;hret folgende Ur&#x017F;ache an: <hi rendition="#fr">Denn wer wolte<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t beichten, oder &#x017F;einer Su&#x0364;nd und La&#x017F;ter Raths be-<lb/>
gehren in Anfechtungen und &#x017F;on&#x017F;t, wenn jene &#x017F;olten durch<lb/>
die Beicht-Va&#x0364;ter an Tag bracht werden? und das i&#x017F;t auch</hi><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">S. Augu&#x017F;tini</hi></hi> <hi rendition="#fr">und der Pa&#x0364;p&#x017F;tlichen</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Decret</hi></hi> <hi rendition="#fr">Meinung, und muß<lb/>
ein Kirchen-Diener oder</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pa&#x017F;tor</hi></hi> <hi rendition="#fr">hiermit Gedult tragen.</hi></note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[308/0327] II. Abth. IV. Cap. Von der als einen Zeugen des begangenen Laſters. Man gehet zu ihm Troſt vor die geaͤngſtete Seele zu ſuchen. Hierinn darf man alſo die Leute nicht hintergehen. Aus dieſen Gruͤn- den hat man auch in unſern Kirchen/ nebſt der privat Beich- te/ die Geheimhaltung des Gebeichteten eingefuͤhret. Man hat nirgends die gemeinen Rechte in dieſem Stuͤck geaͤndert. Vielmehr iſt die Geheimhaltung der Beichte in einigen Landen auff das ſchaͤrffſte anbefohlen worden b). Es ſind auch unſere Theologi und Juriſten der einſtimmigen Mei- nung/ daß kein Prieſter etwaß aus der Beichte ſchwatzen koͤnne und duͤrffe. §. VIII. Zu der Geheimhaltung der Beichte/ ſollen auch die Layen verbunden ſeyn/ wenn ſie bey einem Nothfall Beichte (a) b) Dieſes hat unter andern der bekannte Churfuͤrſt zu Sachſen, Auguſtus in einer beſondern Verordnung von der Chriſtlichen Beicht und privat-abſolution Ao. 1580. gethan. Daſelbſt ſte- hen art. 7. §. vlt. folgende Worte: Nachdem manchmahl groſſe Beſchwernuͤſſen erfolgt, wenn entweder die Kir- chen-Diener, oder die verhoͤrte Perſonen aus der Beicht ge- ſchwatzet, ſoll ihnen allen auferlegt, beſonders aber den Kir- chen-Dienern eingebunden werden, was ihnen fuͤr Gewiſ- ſens-Haͤndel in der Beicht vertrauet, niemand, wer der auch ſey, bey Vermeidung ernſtlicher Straffe zu offenbah- ren, ſondern wie ſichs gebuͤhret, verſchwiegen zu halten, darnach ſich ein jeder wiſſe zu richten. a) Daß (a) Suͤnde und Laſter beichtete, ſo will dem Kirchen-Diener in alle Wege gebuͤhren, daß er dieſelbe verſchweige und nicht melde. Er fuͤhret folgende Urſache an: Denn wer wolte ſonſt beichten, oder ſeiner Suͤnd und Laſter Raths be- gehren in Anfechtungen und ſonſt, wenn jene ſolten durch die Beicht-Vaͤter an Tag bracht werden? und das iſt auch S. Auguſtini und der Paͤpſtlichen Decret Meinung, und muß ein Kirchen-Diener oder Paſtor hiermit Gedult tragen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/327
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/327>, abgerufen am 23.11.2024.