und härteste Armmuskel Ein Band. Zuletzt führt' er, da ihm ein Wort viel sauerer wurde als eine That und da er lieber den ganzen Leib als die Zunge regte, dem Grafen einen rednerischen Kriegs-Genossen zu, einen korsi¬ schen Jüngling, lebendig wie aus lauter Mark des Lebens geformt.
Beide Jünglinge liebten und übten sich eine Zeitlang in romantischer Freiheit, ohne einan¬ der nur die Nahmen abzufragen. Sie fochten, lasen, schwammen. Der Korse vergötterte fast Albano's Gestalt, Kraft, Kopf und Muth, und goß sein ganzes Herz in eines, das er nicht ganz faßte; wie viele Mädchen nirgends als in der Liebe, so zeigte er nirgends als im Kriegsspiele Seele und Sinn. Albano's helles Gold spiegelte gefällig die fremde Gestalt zu¬ rück, ohne wie Glas dabei die eigne zu ver¬ nichten.
Einst wurde des Korsen Gluth eine Flamme, die das ganze eigne Leben dem Freunde be¬ leuchtet zeigte und seinen einzigen Zweck und Durst, nehmlich den nach Franzosen-Blut, "den er (sagt er,) im kommenden Kriege zu
und härteſte Armmuskel Ein Band. Zuletzt führt' er, da ihm ein Wort viel ſauerer wurde als eine That und da er lieber den ganzen Leib als die Zunge regte, dem Grafen einen redneriſchen Kriegs-Genoſſen zu, einen korſi¬ ſchen Jüngling, lebendig wie aus lauter Mark des Lebens geformt.
Beide Jünglinge liebten und übten ſich eine Zeitlang in romantiſcher Freiheit, ohne einan¬ der nur die Nahmen abzufragen. Sie fochten, laſen, ſchwammen. Der Korſe vergötterte faſt Albano's Geſtalt, Kraft, Kopf und Muth, und goß ſein ganzes Herz in eines, das er nicht ganz faßte; wie viele Mädchen nirgends als in der Liebe, ſo zeigte er nirgends als im Kriegsſpiele Seele und Sinn. Albano's helles Gold ſpiegelte gefällig die fremde Geſtalt zu¬ rück, ohne wie Glas dabei die eigne zu ver¬ nichten.
Einſt wurde des Korſen Gluth eine Flamme, die das ganze eigne Leben dem Freunde be¬ leuchtet zeigte und ſeinen einzigen Zweck und Durſt, nehmlich den nach Franzoſen-Blut, „den er (ſagt er,) im kommenden Kriege zu
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und härteſte Armmuskel Ein Band. Zuletzt
führt' er, da ihm ein Wort viel ſauerer wurde
als eine That und da er lieber den ganzen
Leib als die Zunge regte, dem Grafen einen
redneriſchen Kriegs-Genoſſen zu, einen korſi¬
ſchen Jüngling, lebendig wie aus lauter Mark
des Lebens geformt.
Beide Jünglinge liebten und übten ſich eine
Zeitlang in romantiſcher Freiheit, ohne einan¬
der nur die Nahmen abzufragen. Sie fochten,
laſen, ſchwammen. Der Korſe vergötterte faſt
Albano's Geſtalt, Kraft, Kopf und Muth, und
goß ſein ganzes Herz in eines, das er nicht
ganz faßte; wie viele Mädchen nirgends als
in der Liebe, ſo zeigte er nirgends als im
Kriegsſpiele Seele und Sinn. Albano's helles
Gold ſpiegelte gefällig die fremde Geſtalt zu¬
rück, ohne wie Glas dabei die eigne zu ver¬
nichten.
Einſt wurde des Korſen Gluth eine Flamme,
die das ganze eigne Leben dem Freunde be¬
leuchtet zeigte und ſeinen einzigen Zweck und
Durſt, nehmlich den nach Franzoſen-Blut,
„den er (ſagt er,) im kommenden Kriege zu
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/78>, abgerufen am 25.11.2024.
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