Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

regt sich der ganze Mensch und blüht mit allen
Zweigen. -- Es ist nicht von den bangen engen
Kleinthaten auf der Ruder- und auf der Ruhebank
der Zeit die Rede. Noch stehet an der Krönungs¬
stadt des Geistes ein Thor offen, das Opferthor,
das Janusthor. Wo ist denn weiter auf der Erde
die Stelle, als auf dem Schlachtfeld, wo alle
Kräfte, alle Opfer und Tugenden eines gan¬
zen Lebens, in Eine Stunde gedrängt, in gött¬
licher Freiheit zusammenspielen mit tausend
Schwester-Kräften und Opfern? Wo sind
denn allen Kräften, von dem schnellsten Scharf¬
blick an bis zu allen körperlichen Fertigkeiten
und Abhärtungen, von der höchsten Großmuth
und Ehre an bis auf die weichste Thräne
herab, von jeder Verachtung des Körpers an
bis zur tödtlichen Wunde hinauf so alle Schran¬
ken aufgethan für einen wetteifernden Bund?
Wiewohl eben darum der Spielraum aller Göt¬
ter auch dem Larventanz aller Furien frei steht.
Nimm nur den Krieg höher, wo die Geister,
ohne Verhältniß des Gewinnstes zum Verlust,
nur aus Kraft der Ehre und des Zwecks, sich
dem Schicksal verdingen, daß es unter ihren

regt ſich der ganze Menſch und blüht mit allen
Zweigen. — Es iſt nicht von den bangen engen
Kleinthaten auf der Ruder- und auf der Ruhebank
der Zeit die Rede. Noch ſtehet an der Krönungs¬
ſtadt des Geiſtes ein Thor offen, das Opferthor,
das Janusthor. Wo iſt denn weiter auf der Erde
die Stelle, als auf dem Schlachtfeld, wo alle
Kräfte, alle Opfer und Tugenden eines gan¬
zen Lebens, in Eine Stunde gedrängt, in gött¬
licher Freiheit zuſammenſpielen mit tauſend
Schweſter-Kräften und Opfern? Wo ſind
denn allen Kräften, von dem ſchnellſten Scharf¬
blick an bis zu allen körperlichen Fertigkeiten
und Abhärtungen, von der höchſten Großmuth
und Ehre an bis auf die weichſte Thräne
herab, von jeder Verachtung des Körpers an
bis zur tödtlichen Wunde hinauf ſo alle Schran¬
ken aufgethan für einen wetteifernden Bund?
Wiewohl eben darum der Spielraum aller Göt¬
ter auch dem Larventanz aller Furien frei ſteht.
Nimm nur den Krieg höher, wo die Geiſter,
ohne Verhältniß des Gewinnſtes zum Verluſt,
nur aus Kraft der Ehre und des Zwecks, ſich
dem Schickſal verdingen, daß es unter ihren

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0064" n="52"/>
regt &#x017F;ich der ganze Men&#x017F;ch und blüht mit allen<lb/>
Zweigen. &#x2014; Es i&#x017F;t nicht von den bangen engen<lb/>
Kleinthaten auf der Ruder- und auf der Ruhebank<lb/>
der Zeit die Rede. Noch &#x017F;tehet an der Krönungs¬<lb/>
&#x017F;tadt des Gei&#x017F;tes ein Thor offen, das Opferthor,<lb/>
das Janusthor. Wo i&#x017F;t denn weiter auf der Erde<lb/>
die Stelle, als auf dem Schlachtfeld, wo alle<lb/>
Kräfte, alle Opfer und Tugenden eines gan¬<lb/>
zen Lebens, in Eine Stunde gedrängt, in gött¬<lb/>
licher Freiheit zu&#x017F;ammen&#x017F;pielen mit tau&#x017F;end<lb/>
Schwe&#x017F;ter-Kräften und Opfern? Wo &#x017F;ind<lb/>
denn allen Kräften, von dem &#x017F;chnell&#x017F;ten Scharf¬<lb/>
blick an bis zu allen körperlichen Fertigkeiten<lb/>
und Abhärtungen, von der höch&#x017F;ten Großmuth<lb/>
und Ehre an bis auf die weich&#x017F;te Thräne<lb/>
herab, von jeder Verachtung des Körpers an<lb/>
bis zur tödtlichen Wunde hinauf &#x017F;o alle Schran¬<lb/>
ken aufgethan für einen wetteifernden Bund?<lb/>
Wiewohl eben darum der Spielraum aller Göt¬<lb/>
ter auch dem Larventanz aller Furien frei &#x017F;teht.<lb/>
Nimm nur den Krieg höher, wo die Gei&#x017F;ter,<lb/>
ohne Verhältniß des Gewinn&#x017F;tes zum Verlu&#x017F;t,<lb/>
nur aus Kraft der Ehre und des Zwecks, &#x017F;ich<lb/>
dem Schick&#x017F;al verdingen, daß es unter ihren<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0064] regt ſich der ganze Menſch und blüht mit allen Zweigen. — Es iſt nicht von den bangen engen Kleinthaten auf der Ruder- und auf der Ruhebank der Zeit die Rede. Noch ſtehet an der Krönungs¬ ſtadt des Geiſtes ein Thor offen, das Opferthor, das Janusthor. Wo iſt denn weiter auf der Erde die Stelle, als auf dem Schlachtfeld, wo alle Kräfte, alle Opfer und Tugenden eines gan¬ zen Lebens, in Eine Stunde gedrängt, in gött¬ licher Freiheit zuſammenſpielen mit tauſend Schweſter-Kräften und Opfern? Wo ſind denn allen Kräften, von dem ſchnellſten Scharf¬ blick an bis zu allen körperlichen Fertigkeiten und Abhärtungen, von der höchſten Großmuth und Ehre an bis auf die weichſte Thräne herab, von jeder Verachtung des Körpers an bis zur tödtlichen Wunde hinauf ſo alle Schran¬ ken aufgethan für einen wetteifernden Bund? Wiewohl eben darum der Spielraum aller Göt¬ ter auch dem Larventanz aller Furien frei ſteht. Nimm nur den Krieg höher, wo die Geiſter, ohne Verhältniß des Gewinnſtes zum Verluſt, nur aus Kraft der Ehre und des Zwecks, ſich dem Schickſal verdingen, daß es unter ihren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/64
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/64>, abgerufen am 07.05.2024.