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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.

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Haushaltungsrechnungen, er bezahlt sie bloß"
sagt' er und nahm empfindlich Abschied auf
immer, um alle Inseln der Erde zu bereisen.
Albano wollt' er nicht mehr sehen, aus Ver¬
druß über den Zufall, daß ihm durch Schop¬
pens Kirchen- und Gräberraub das Vergnü¬
gen entwendet war, Albano durch die Entde¬
ckung, daß er nur Linda's Vater und nicht sei¬
ner sey, für kühne Zweifel an seinem Werthe
zu strafen und zu demüthigen. Wohin Linda
noch in jener Nacht seiner Entdeckung als Va¬
ter gegangen war, verbarg er allen kalt.

Darauf nahm er auch feierlichen Abschied
von seiner vorigen Braut, der fürstlichen Witt¬
we. "Er halte es für Pflicht, (sagte er ihr,)
ihr die neueste Erbfolge zu hinterbringen, da
er einigermaßen sich selber sehr in den Gang
der Sache habe verflechten lassen." Nie war ihr
Blick stolzer und giftiger: "Sie scheinen (sagte sie
gefasset) in mehr als einen Irthum verleitet zu
seyn. Wenn es Sie so interessirt, wie Sie Sich
denn überhaupt für dieses Land zu interessiren
scheinen, so mach' ich mir eine Freude daraus,
Ihnen zu sagen, daß ich das Glück bekannt zu

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Haushaltungsrechnungen, er bezahlt ſie bloß“
ſagt' er und nahm empfindlich Abſchied auf
immer, um alle Inſeln der Erde zu bereiſen.
Albano wollt' er nicht mehr ſehen, aus Ver¬
druß über den Zufall, daß ihm durch Schop¬
pens Kirchen- und Gräberraub das Vergnü¬
gen entwendet war, Albano durch die Entde¬
ckung, daß er nur Linda's Vater und nicht ſei¬
ner ſey, für kühne Zweifel an ſeinem Werthe
zu ſtrafen und zu demüthigen. Wohin Linda
noch in jener Nacht ſeiner Entdeckung als Va¬
ter gegangen war, verbarg er allen kalt.

Darauf nahm er auch feierlichen Abſchied
von ſeiner vorigen Braut, der fürſtlichen Witt¬
we. „Er halte es für Pflicht, (ſagte er ihr,)
ihr die neueſte Erbfolge zu hinterbringen, da
er einigermaßen ſich ſelber ſehr in den Gang
der Sache habe verflechten laſſen.“ Nie war ihr
Blick ſtolzer und giftiger: „Sie ſcheinen (ſagte ſie
gefaſſet) in mehr als einen Irthum verleitet zu
ſeyn. Wenn es Sie ſo intereſſirt, wie Sie Sich
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Ihnen zu ſagen, daß ich das Glück bekannt zu

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[547/0559] Haushaltungsrechnungen, er bezahlt ſie bloß“ ſagt' er und nahm empfindlich Abſchied auf immer, um alle Inſeln der Erde zu bereiſen. Albano wollt' er nicht mehr ſehen, aus Ver¬ druß über den Zufall, daß ihm durch Schop¬ pens Kirchen- und Gräberraub das Vergnü¬ gen entwendet war, Albano durch die Entde¬ ckung, daß er nur Linda's Vater und nicht ſei¬ ner ſey, für kühne Zweifel an ſeinem Werthe zu ſtrafen und zu demüthigen. Wohin Linda noch in jener Nacht ſeiner Entdeckung als Va¬ ter gegangen war, verbarg er allen kalt. Darauf nahm er auch feierlichen Abſchied von ſeiner vorigen Braut, der fürſtlichen Witt¬ we. „Er halte es für Pflicht, (ſagte er ihr,) ihr die neueſte Erbfolge zu hinterbringen, da er einigermaßen ſich ſelber ſehr in den Gang der Sache habe verflechten laſſen.“ Nie war ihr Blick ſtolzer und giftiger: „Sie ſcheinen (ſagte ſie gefaſſet) in mehr als einen Irthum verleitet zu ſeyn. Wenn es Sie ſo intereſſirt, wie Sie Sich denn überhaupt für dieſes Land zu intereſſiren ſcheinen, ſo mach' ich mir eine Freude daraus, Ihnen zu ſagen, daß ich das Glück bekannt zu M m 2

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/559>, abgerufen am 23.11.2024.