nem Regimente, oder weil es nach seinem Tode noch Rollen für die übrigen Schauspieler nach¬ lässet oder Briefe an mich Betrogene" -- -- "That er das?" fragte Albano. -- "Sie pries es sogar als genialisch an ihm, (versetzte Ju¬ lienne.) -- Einen Solchen zu lieben, sagt' ich, oder solche Leute, die ihn lieben, dazu find' ich in mir kein Herz. Leben Sie denn so wohl als es gehen mag." Linda antwortete: "ich hasse alle Wünsche;" gab ihr die Hand, drückte sie nicht, schwieg still und sah in ihre Nacht. Sie wußte wenig vom leichten und schlaffen Abschied der verlohrnen Freundin.
Noch in derselben Nacht reisete Linda, nachdem sie ganz allein lange mit dem Ritter gesprochen, in einem Wagen ohne Fackeln, in ihre Schleier gehüllt, ganz einsam ab und nie¬ mand wußte, ob sie geweinet oder nicht.
Als Albano seine Schwester ausgehört hat¬ te, sagte er mit sanfter, bewegter Stimme: "schließe Frieden mit der Vergangenheit, sie kann der Mensch nicht stürmen. Der großen Unglücklichen lasse die Nacht, in die sie selber hineingezogen ist. -- Weswegen wolltest Du
nem Regimente, oder weil es nach ſeinem Tode noch Rollen für die übrigen Schauſpieler nach¬ läſſet oder Briefe an mich Betrogene“ — — „That er das?“ fragte Albano. — „Sie pries es ſogar als genialiſch an ihm, (verſetzte Ju¬ lienne.) — Einen Solchen zu lieben, ſagt' ich, oder ſolche Leute, die ihn lieben, dazu find' ich in mir kein Herz. Leben Sie denn ſo wohl als es gehen mag.“ Linda antwortete: „ich haſſe alle Wünſche;“ gab ihr die Hand, drückte ſie nicht, ſchwieg ſtill und ſah in ihre Nacht. Sie wußte wenig vom leichten und ſchlaffen Abſchied der verlohrnen Freundin.
Noch in derſelben Nacht reiſete Linda, nachdem ſie ganz allein lange mit dem Ritter geſprochen, in einem Wagen ohne Fackeln, in ihre Schleier gehüllt, ganz einſam ab und nie¬ mand wußte, ob ſie geweinet oder nicht.
Als Albano ſeine Schweſter ausgehört hat¬ te, ſagte er mit ſanfter, bewegter Stimme: „ſchließe Frieden mit der Vergangenheit, ſie kann der Menſch nicht ſtürmen. Der großen Unglücklichen laſſe die Nacht, in die ſie ſelber hineingezogen iſt. — Weswegen wollteſt Du
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nem Regimente, oder weil es nach ſeinem Tode
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läſſet oder Briefe an mich Betrogene“ — —
„That er das?“ fragte Albano. — „Sie pries
es ſogar als genialiſch an ihm, (verſetzte Ju¬
lienne.) — Einen Solchen zu lieben, ſagt' ich,
oder ſolche Leute, die ihn lieben, dazu find' ich
in mir kein Herz. Leben Sie denn ſo wohl
als es gehen mag.“ Linda antwortete: „ich
haſſe alle Wünſche;“ gab ihr die Hand, drückte
ſie nicht, ſchwieg ſtill und ſah in ihre Nacht.
Sie wußte wenig vom leichten und ſchlaffen
Abſchied der verlohrnen Freundin.
Noch in derſelben Nacht reiſete Linda,
nachdem ſie ganz allein lange mit dem Ritter
geſprochen, in einem Wagen ohne Fackeln, in
ihre Schleier gehüllt, ganz einſam ab und nie¬
mand wußte, ob ſie geweinet oder nicht.
Als Albano ſeine Schweſter ausgehört hat¬
te, ſagte er mit ſanfter, bewegter Stimme:
„ſchließe Frieden mit der Vergangenheit, ſie
kann der Menſch nicht ſtürmen. Der großen
Unglücklichen laſſe die Nacht, in die ſie ſelber
hineingezogen iſt. — Weswegen wollteſt Du
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Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/459>, abgerufen am 22.11.2024.
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